Tomatensoßen im „Öko-Test“

Zu viel Salz und Schimmelpilzgifte auch in Bioprodukten

05. Aug. 2022 von

Nicht nur bei Kindern sind Nudeln mit Tomatensoße ein beliebtes Essen. Auch die schnelle Küche schätzt das Gericht. Dafür steht eine große Auswahl an Fertigsoßen verzehrbereit in den Ladenregalen. Bei einigen Produkten kann der Appetit allerdings schnell wieder vergehen, denn sie enthalten zu viel Salz, Aromen und Schimmelpilzgifte. Des Weiteren machen nicht alle Hersteller ihre Lieferkette transparent. Das hat „Öko-Test“ in einem aktuellen Test festgestellt.

  • Ein Bio-Produkt versagt im Test mit „Ungenügend“, drei Bio-Produkte schneiden „sehr gut“ ab. Sie sind sauber, und die Herkunft der Tomaten lässt sich ohne Probleme nachvollziehen.
  • Sieben konventionelle Tomatensoßen sind „gut“ – und kosten weniger als einen Euro! Acht Produkte teilen sich mit „befriedigendem“ bzw. „ausreichendem“ Urteil das Mittelfeld.
  • Für eine salzarme Ernährung greifst Du am besten zur „sehr guten“ La Selva Pomodoro al basilico. Die Soße besteht nur aus Tomaten und Basilikum. Im Vergleich zu den anderen Produkten im Test enthält sie am wenigsten Salz.

„Öko-Test“ hat sich 19 Tomatensoßen im Glas und zwei im Tetrapak vorgeknöpft – davon acht biozertifizierte Produkte – und im Labor auf Pestizidrückstände, Schimmelpilzgifte, Lycopin und Ergosterol untersuchen lassen. Bei Lycopin handelt es sich um den natürlichen roten Tomatenfarbstoff, der antioxidative Eigenschaften hat. Kommt Ergosterol in Lebensmitteln vor, kann das ein Indiz für Schimmelpilze sein. Salzgehalt, Aussehen, Geruch und Geschmack der Produkte waren weitere Testkriterien.

Das günstigste der drei „sehr guten“ Produkte im Test

Schimmelpilzgifte: Unappetitlich und potenziell gesundheitsschädlich

„Öko-Test“ wertet vier Produkte ab, in denen das beauftragte Labor Schimmelpilzgifte in einer nach Testkriterien zu hohen Konzentration nachgewiesen hat. Schimmelpilze solltest Du nicht nur deswegen meiden, weil sie unappetitlich sind, sondern auch, weil sie ein mögliches Gesundheitsrisiko darstellen. Folgende Schimmelpilzgifte – es handelt sich um Alternariatoxine – wurden in einigen getesteten Tomatensoßen gefunden:

  • Alternariol (AOH): Es wirkt „in vitro genotoxisch“ und hat in Zellstudien das Erbgut geschädigt. Schwarzes Schaf hier: die Gut & Günstig Napoli Tomatensauce mit Kräutern. Das Labor hat Alternariol in einer Höhe nachgewiesen, die „Öko-Test“ als „erhöht“ abwertet.
  • Tenuazonsäure (TEA): In Tierversuchen hat der Stoff die Bildung körpereigener Proteine gehemmt, was mögliche Organschäden zur Folge haben kann.

Deswegen wertet „Öko-Test“ die Bio-Produkte von Alnatura, Dm und Rossmann (Ener Bio) ab. Das gibt zu denken, denn genau diese drei Anbieter hatten auch im Tomatenmark-Test 2021 von „Öko-Test“ Probleme mit Schimmelpilzgiften in ihren Bio-Produkten. Doch es kommt noch dicker: Alnatura überschreitet im aktuellen Test sogar den von der EU neu beschlossenen Richtwert für Tenuazonsäure um fast das Doppelte. Deshalb verleiht „Öko-Test“ der Alnatura Bio Tomatensauce Klassik als einzigem Produkt im Test die Note „Ungenügend“.

Übrigens gibt es für Alternariatoxine weiterhin nur Richtwerte und keine gesetzlichen Grenzwerte, obwohl das Problem lange bekannt ist. Das verleitet viele Hersteller dazu, sich nicht konsequent daran zu orientieren.

Das schlechteste Produkt im Test: Bio, aber „ungenügend“

Salz: Ungesund und möglicher Auslöser für Erkrankungen

Salz erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Folgeerkrankungen. Dabei ist der größte Anteil Deines Salzkonsums aber nicht auf den in der Regel täglichen Gebrauch des Salzstreuers zurückzuführen. Vielmehr ist Fertiglebensmitteln wie Brot, Wurst oder Soßen viel zu viel Salz zugesetzt. Aus diesem Grund sollte es in der Verantwortung der Hersteller liegen, in Fertigprodukten sparsam mit Salz umzugehen. In der Realität sieht das leider anders aus. Das Labor maß in den Testsoßen Salzgehalte zwischen 0,01 (La Selva) und 1,28 Gramm (Maggi und Cucina Nobile) pro 100 Gramm. Das geht „Öko-Test“ zu weit: 14 Soßen erfahren aufgrund der erhöhten Salzgehalte eine Abwertung. Würden diese Produkte als Soßen in Finnland vermarktet werden, müssten sie einen Warnhinweis tragen.

„Öko-Test“ machte außerdem die Erfahrung, dass Salz für den Geschmack nicht zwingend nötig zu sein scheint, wenn die Qualität des Produkts stimmt. Der Beweis: Die beauftragten Sensorikprüfer:innen bewerteten die La Selva Pomodoro al basilico mit der Bestnote von 5,0 Punkten. Sie hat als einzige Soße im Test gar kein Salz zugesetzt.

Geschmack: Natürlichkeit besser als Aromen

Was „Öko-Test“ überflüssig findet: den Zusatz von Aromen für einen besseren Geschmack. Sie stecken in der Barilla Pomodoro und der Oro di Parma Sugo Tomatensauce Kräuter. Aber warum setzen Hersteller überhaupt Aromen ein? Sie wollen damit Qualitätsunterschiede ausgleichen und Produkte standardisieren. Nicht akzeptabel, sagt „Öko-Test“, sorgten natürliche Zutaten doch für genug Geschmack. 19 Hersteller fahren die gleiche Linie, so dass fast alle dieser Produkte mit „Gut“ oder „Sehr gut“ abschneiden. Sensorisch gab es ohnehin wenig zu bemängeln. Unrühmliche Ausnahme: die Maggi Pomodoro Sauce schmeckte den Prüfer:innen am schlechtesten. Sie war ihnen zu süß, und ihr Thymiangeruch und -geschmack waren zu stark. Daraus resultiert nur ein „Befriedigend“ im Prüfpunkt Geschmack.

Werbung: Missverständlich und irreführend

Was in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie nicht selten vorkommt, ist die Werbung mit Eigenschaften, die in einer Produktgruppe ohnehin verboten sind. Das empfindet „Öko-Test“ Anbietern und Verbraucher:innen gegenüber als unfair. Wenn auf einer Tomatensoße „Ohne Farbstoffe“ steht, ist diese Angabe unnötig, denn der Zusatz ist in diesen Produkten bereits nicht erlaubt. Zwei Anbieter aus dem Test werben trotzdem damit: Unilever (Knorr) und Mars (Miracoli). Unilever schreibt wenigstens den Zusatz „lt. Gesetz“ dazu und drückt damit aus, dass es ohnehin verboten wäre. Mars jedoch hält das nicht einmal für nötig. „Öko-Test“ sagt dazu: „Ersteres ist mindestens mal missverständlich, Letzteres irreführend.“

Herkunft: Lieferketten erfreulich oft transparent

Tomaten aus Bella Italia – viele Anbieter versprechen das auf ihren Verpackungen. Häufig aber kommen verarbeitete Tomatenprodukte aus China, wo es massive menschenrechtliche Probleme im Tomatenanbau gibt. Deshalb forderte „Öko-Test“ die Hersteller auf, mit Dokumenten ihre Lieferkette exakt nachzuweisen. Die Tester:innen erfragten die Herkunft bis hin zu den Landwirt:innen, die die Tomaten geliefert haben. Das ist aufwändig, da manches Mal 100 und mehr Bauern und Bäuerinnen Lieferant:innen von Tomaten für eine Charge Soße sind. Aber es ist wichtig, Transparenz in die Lieferketten zu bekommen. Viele Hersteller haben „Öko-Test“ ihre Lieferkette vorbildlich nachgewiesen. Enttäuschend ist, dass die beiden großen Anbieter Barilla und Unilever (Knorr) sich am wenigsten bemühten, die Herkunft ihrer Tomaten bis zurück aufs Feld nachzuweisen. Das wertet „Öko-Test“ konsequent ab.

Die Testsieger, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest Du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.
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