Mikromobilität

Wie umweltfreundlich sind E-Scooter?

06. Juli 2019 von

Seit dem 15. Juni 2019 sind E-Scooter auf Deutschlands Straßen erlaubt. Sie werden als neuester Beitrag zum Umweltschutz und zur Emissionsreduktion gehandelt. Doch sind die elektrischen Tretroller wirklich so nachhaltig?

Um Elektroroller beziehungsweise Scooter ist in vielen Städten bereits ein richtiger Hype entstanden. In Paris, Wien, San Francisco oder Tel Aviv prägen sie bereits das Stadtbild. In Deutschland zog sich die Debatte über ihre Zulassung dagegen über Monate, doch nun ist es soweit: Der Verordnung wurde von Bundeskabinett und Bundesrat zugestimmt. Viele Argumente sprechen für die lautlosen Transportmittel, doch es gibt auch einige Negativaspekte, die nicht außer Acht gelassen werden sollten.

Die wichtigsten Fakten zu E-Scootern

Wer unter 14 Jahre alt ist, darf nur E-Scooter mit einer Maximalgeschwindigkeit von 12 km/h fahren. Ab 14 Jahre dürfen "normal" schnelle E-Scooter gefahren werden. Die Höchstgeschwindigkeit für diese beträgt 20 km/h. Wie beim Fahrrad besteht keine Helmpflicht, es empfiehlt sich jedoch als Schutz einen Helm zu tragen.

Da die Scooter zusammenklappbar sind, können sie überall hin mitgenommen werden. Neben den Rollern für den Privatgebrauch sind Sharing-Konzepte auch bei E-Scootern beliebt. Die Gebühr für Leih-Roller beträgt circa 15 Cent pro Minute. Daneben werden noch einmalige Gebühren fällig.

Pro E-Scooter - emissionsfrei für kurze Strecken

Elektroroller kombinieren zwei Trends, die zur Zeit aktueller denn je sind: Elektromobilität und Sharing-Economy. Wie größere E-Scooter oder Fahrräder können sie über eine App gemietet und an einer beliebigen Ziel-Destination abgestellt werden. Aufgrund ihres schadstofffreien Antriebs sind sie eine zusätzliche Alternative zum Auto, insbesondere bei kurzen Strecken. Dadurch können Emissionen reduziert und der Verkehr in den Innenstädten entlastet werden.

Contra E-Scooter - vor allem die Akkus sind ein Problem

Beim Blick auf die Herstellung und Entsorgung von E-Scootern fallen zwei deutliche Nachteile ins Auge. Die meisten Leih-E-Roller werden in China von der Firma Ninebot Limited produziert. Ähnlich wie bei Elektroautos werden für die Akkus problematische, seltene Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Nickel verwendet, deren Gewinnung häufig starke Umweltbelastungen mit sich bringt. Zudem wird die Energie für die Produktion in China meist aus Kohlekraftwerken gewonnen. Von einer nachhaltigen Rohstoffnutzung kann daher bei einer Massenproduktion der Scooter nicht gesprochen werden.

Zudem sollen die E-Scooter nur eine kurze Lebensdauer besitzen. Julius Jöhrens vom „Institut für Energie- und Umweltforschung“ in Heidelberg gibt gegenüber „welt.de“ zu bedenken: „Ist die Lebensdauer bedingt durch schlechte Qualität, Vandalismus oder sehr schnelle Innovationszyklen kurz, dann macht sich das deutlich in der Umweltbilanz bemerkbar.“ Oft seien es nur wenige Wochen bis Monate, vor allem bedingt durch mutwillige Beschädigungen. Durch unzureichende Recyclingrichtlinien landen ausrangierte Geräte zudem einfach auf dem Müll, obwohl Lithium-Ionen-Akkus als Gefahrgut eingestuft sind.

Um die Batterien der Scooter regelmäßig aufzuladen, werden mit Einführung der E-Roller auch ganze Flotten von Akkusammlern in Autos durch die Straßen fahren - um leere Akkus auszutauschen oder Fahrzeuge mitzunehmen, im Unternehmen an Ladestationen zu hängen und dann wieder auszusetzen - und so für zusätzliche Emissionen sorgen.

Brauchen wir Elektroroller wirklich?

Realistisch betrachtet wird ein elektrischer Roller kaum das Auto ersetzen, da er sich für längere Strecken nicht eignet. Kurze Wege könnten genauso gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden - definitiv die gesündere und umweltfreundlichere Alternative. Aufgrund des fehlenden Stauraums bei E-Rollern kann zudem damit kaum etwas transportiert werden.

Fazit

Ob sich die E-Scooter durchsetzen und wirklich einen Beitrag zur Klimaverbesserung leisten, wird sich zeigen. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch klar, dass sie keineswegs so „grün“ sind, wie sie in den meisten Fällen angepriesen werden. Vermutlich werden sie am ehesten Fußwege ersetzen. Eine langfristige Strategie zur Senkung der Emissionen durch den Straßenverkehr ist daher nach wie vor zwingend erforderlich.