Filter, Pads oder Kapseln?

Wie umweltfreundlich ist Dein Kaffeekonsum?

09. Dez. 2017 von

Kaffee zählt in Deutschland zu den am häufigsten konsumierten Getränken. Filterkaffee ist neben Kaffee aus Pads oder Kapseln besonders beliebt, hier lässt jedoch die Ökobilanz zu wünschen übrig. Das Material, aus dem Kapseln oder Pads bestehen, ist meist nicht recycelbar und ressourcenaufwendig in der Herstellung. Aber auch der Kaffeeanbau an sich belastet die Umwelt. Für einen bedenkenlosen Kaffeegenuss, am besten nachhaltig konsumieren!

2,6 Tassen Kaffee pro Tag

Jeder Deutsche trinkt durchschnittlich 2,6 Tassen Kaffee pro Tag, das macht pro Kopf circa 162 Liter Kaffee jährlich. Am beliebtesten ist dabei immer noch der klassische Filterkaffee, auch Pad- und Kapselmaschinen liegen mittlerweile voll im Trend. Allein in Deutschland wurden 2013 insgesamt 37.650 Tonnen Kaffeepads beziehungsweise -kapseln verkauft. Gerade beim Kapselkaffee verzeichnen Hersteller einen immensen Anstieg, derzeit werden knapp zwei Milliarden Tassen Kapselkaffee jährlich konsumiert. Problematisch dabei: So entstehen 4.000 Tonnen Müll und auch die Herstellung der Kapseln ist wenig umweltfreundlich. Aber wie steht es um Pads, Kaffeefilter und Co.? Wie kann man Kaffee am nachhaltigsten genießen?

Filterkaffee und löslicher Kaffee auf Platz eins

Filterkaffee und löslicher Kaffee

Die beliebteste Kaffeezubereitung ist praktischerweise auch die umweltfreundlichste. Kaffeefilter können problemlos mit dem Biomüll entsorgt und kompostiert werden. Lediglich die Verpackung des Kaffeepulvers schlägt hier mülltechnisch zu Buche, oft kann diese jedoch recycelt werden. Mit lediglich 0,2 Gramm Müll pro Tasse liegen die Filtertüten hinsichtlich der Ökobilanz unangefochten auf Platz eins, sofern der Kaffee natürlich komplett ausgetrunken wird. Das Gleiche gilt für löslichen Kaffee: klimatechnisch ist es gut, wenn nur so viel Kaffee aufgebrüht wird, wie man auch trinkt.

Espressokanne

Auch die typisch italienische Espressokanne schneidet laut einer Schweizer Studie von 2011 klimatechnisch sehr gut ab. Hier fallen außer dem Kaffeesatz keine weiteren Abfälle an. Aber auch hier gilt: Tasse ganz austrinken und hinsichtlich der Klimabilanz des Kaffees an sich, auch auf die Menge des Pulvers achten!

Kaffeepads

Für die Zubereitung von nur einer Tasse Kaffee sind gut portionierte Kaffeepads die perfekte Lösung. Herstellung und Entsorgung sind sogar recht umweltfreundlich, problematisch ist hier jedoch die Verpackung. Meist sind nur knapp 20 Pads enthalten, die teilweise auch noch einzeln verpackt sind. Mit durchschnittlich 0,8 Gramm Müll pro Tasse schneiden sie schlechter ab als Filtertüten.

Kapselkaffee

Bei Kaffeekapseln fällt die Ökobilanz schon weitaus schlechter aus. Nicht nur, dass sie im Vergleich zu herkömmlichem Kaffeepulver deutlich teurer sind, auch die Herstellung des Materials ist nicht gerade umweltschonend. Meist bestehen die Kapseln aus Kunststoff oder Aluminium. Letzteres wird aus Bauxit gewonnen, für dessen Abbau unter anderem Regenwald zerstört wird. Für die Herstellung von einem Kilogramm Aluminium werden knapp 14 Kilowattstunden Strom benötigt, was rund acht Kilo CO2 produziert! Pro Minute verursachen Kaffeetrinker mit Kapselmaschinen so mehr als 12 Kilogramm Aluminiumabfall. Die Kapseln können zwar recycelt werden, durch die Herstellungsbedingungen und die immense Müllproduktion weisen sie dennoch eine schlechte Ökobilanz auf. Besser sind wiederverwendbare Kapseln aus Edelstahl, diese sind umweltfreundlicher und verursachen keinen Verpackungsmüll.

Vollautomat

Beim Kaffeevollautomaten kommt es darauf an, wie viel Kaffee pro Tasse verwendet wird. Bei voller Befüllung mit herkömmlichem Kaffeepulver kann die Umweltbelastung sogar höher sein, als diejenige des besten Kapselsystems.

Coffee-to-go

Knapp 2,8 Milliarden Einwegkaffeebecher gehen jährlich über die Ladentheken. Die Becher bestehen meist aus Papier mit Kunststoffbeschichtung oder aus Polystyrol, einem sehr ressourcenintensiven Rohstoff. Polystyrol ist zwar recycelbar, durch den Materialverlust können aber meist keine neuen Becher hergestellt werden. In vielen Cafés kann man sich der Umwelt zu Liebe den eigenen Thermobecher befüllen lassen, auch Mehrwegpfandsysteme sind immer mehr im Kommen.

Kaffeeanbau: 21.000 Liter Wasser für ein Kilo Kaffee

Zwar macht die Zubereitungsart des Kaffees einen wichtigen Unterschied hinsichtlich der Ökobilanz aus, entscheidend ist jedoch die landwirtschaftliche Produktion der Kaffeebohnen. Für den Anbau wird oft Regenwald gerodet und dadurch die Artenvielfalt bedroht, darüber hinaus werden schädliche Düngemittel oder Pestizide eingesetzt, die das Grundwasser belasten, schlechte Arbeitsbedingungen sind häufig vorzufinden.

Auch der Wasserverbrauch ist enorm: Für die Herstellung von einem Kilo Kaffee benötigt man knapp 21.000 Liter Wasser, das sind 140 Liter pro Tasse! Im schlechtesten Fall macht die Kaffeekultivierung 70 Prozent der Umweltbelastung aus, im besten Fall nur ein Prozent! Insgesamt fallen durch Anbau, Transport und Zubereitung durchschnittlich 50 bis 100 Gramm CO2 pro Tasse an. Für umweltfreundlichen Kaffeegenuss kommt es also vor allem auf den Kaffee an – dafür gibt es bestimmte Siegel und Zertifizierungen.

Mit diesen Siegeln trinkst Du nachhaltig Kaffee

Europäisches Bio-Siegel

Mit dem „Europäischen Bio-Siegel“ wird Kaffee aus zertifiziertem ökologischem Anbau ausgezeichnet. Bei der Herstellung muss außerdem auf Gentechnik sowie auf chemische und synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet werden. Lediglich soziale und wirtschaftliche Aspekte werden nicht berücksichtigt. Das Bio-Siegel wird deshalb oft mit anderen Zertifizierungen kombiniert.

Fairtrade

Das „Fairtrade“-Siegel hat sich vor allem auf die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen benachteiligter Kaffeeproduzenten aus Afrika, Asien und Lateinamerika spezialisiert. Für die Vergabe muss die komplette Handelskette zertifiziert sein, damit die Einhaltung der Fairtrade-Standards gewährleistet werden kann. Zu denen zählen unter anderem ein fester Mindestpreis, das Verbot von illegaler Kinder- und Zwangsarbeit und die Einhaltung von Umweltstandards.

Rainforest Alliance

Die Umweltschutzorganisation „Rainforest Alliance“ setzt sich vor allem für den Erhalt der Artenvielfalt, eine umweltverträgliche Landnutzung sowie für sozialverantwortliches unternehmerisches Handeln ein. Für die Zertifizierung müssen die Produzenten unter anderem den Schutz der Ökosysteme, Pflanzen- und Tierarten gewährleisten, faire Arbeitsbedingungen schaffen und den Einsatz von schädlichen Chemikalien reduzieren.

UTZ Certified

Das Nachhaltigkeitsprogramm „UTZ Certified“ arbeitet mit Firmen zusammen, die vermehrt Rohstoffe aus Entwicklungsländern benötigen. Mit einem besonderen Rückverfolgbarkeitssystem kann sichergestellt werden, dass die Rohstoffe auf verantwortungsvolle Weise angebaut werden. Zu den Standards gehören die Einhaltung nationaler Arbeitsgesetzte, das Verbot von Kinderarbeit, Verbot von Rodung, die Reduktion von Düngemitteln und Pflanzenschutz sowie Artenschutz.

4C-Compliant Coffee

Die „4C Association“ wurde 2002 vom „Deutschen Kaffeeverband“ und der „Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit“ gegründet und setzt sich vor allem für grundlegende soziale, wirtschaftliche und verschiedene Umweltstandards ein. Für den Erwerb einer 4C-Lizenz müssen sich die Produzenten an einen Verhaltenskodex halten, in dem vor allem die Anwendung und Prinzipien für eine nachhaltige Kaffeeproduktion festgeschrieben sind.

Fazit

Die Ökobilanz des jeweils individuellen Kaffeekonsums hängt also maßgeblich vom Kaffee selbst ab, hier kann man sich an vielen verschiedenen Siegeln orientieren, die einen nachhaltigen Kaffeeanbau gewährleisten. Auch bei der Zubereitung können viel Müll und Emissionen vermieden werden, wenn man auf den klassischen Filter- oder löslichen Kaffee zurückgreift. Auf Kaffee aus Aluminiumkapseln und Coffee-to-go sollte man hingegen verzichten. Besser sind wiederverwendbare Kapseln aus Edelstahl oder wieder befüllbare Thermobecher für unterwegs.