Nahrungsergänzung

Wie gesund sind Spirulina-Algen wirklich?

09. Jan. 2018 von

Die Mikroalge Spirulina ist reich an Nährstoffen und gilt daher als neues Superfood. Doch wie gesund ist sie wirklich?

Spirulina gehört zur Gattung der Cyanobakterien, die auch als Blaualgen bekannt sind. Es handelt sich dabei um winzige spiralförmige Bakterien, die in salzhaltigen, flachen Gewässern und auch in einigen Süßwasserseen vorkommen. Dort bilden sie dann einen tief blaugrünen Algenteppich.

Schon seit etwa 3,5 Milliarden Jahren gibt es die Mikroalge, die in vielen tropischen Gebieten – wie Südostasien, Afrika oder Mittelamerika – schon seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der Ernährung ist. Die Ureinwohner Mexikos waren vermutlich die ersten Menschen, die Spirulina für sich entdeckten. Hierzulande feiert die Mirkoalge seit den 60er Jahren ihren Siegeszug und wird inzwischen vor allem als Pulver und in Tablettenform verkauft.

Nährstoffgehalt

Bei der Spirulina-Alge ist der Eiweißgehalt mit rund 60 Prozent sehr hoch und es sind auch alle essentiellen, also für unseren Körper lebensnotwendigen Aminosäuren enthalten. Dies ist besonders wichtig, da unser Körper diese nicht selbst herstellen kann und wir sie daher mit der Nahrung aufnehmen müssen, damit alle Prozesse im Körper richtig funktionieren.

Neben viel Protein enthält Sprulina zudem viele Vitamine und Mineralstoffe, deren Anteil jedoch je nach Herkunft stark schwanken. So enthalten 100 Gramm etwa zwischen 400-700 Milligramm Kalzium, 400-480 Milligramm Magnesium, 50-100 Milligramm Eisen, 100-300 Milligramm Selen und 180 Milligramm Beta-Carotin.

Darüber hinaus ist die Alge zudem reich an Vitamin E sowie B-Vitaminen. Obwohl sie auch relativ viel Vitamin B12 enthält, kann dieses in der vorliegenden Form nicht von uns verarbeitet werden. Es gibt verschiedene Formen des Vitamins und einige davon kann unser Körper nicht innerhalb des Verdauungsprozesses verwerten. Somit scheidet die Spirulina als B12-Lieferant aus.

Obwohl die Spirulina-Alge viele wichtige Nährstoffe, Vitamine und Mineralien enthält, kann sie nur einen kleineren Teil unseres Tagesbedarfs decken. Die empfohlene Verzehrmenge von Spirulina wird mit 3 bis 6 Gramm pro Tag angegeben. Ein erwachsener Mensch benötigt je nach Alter und Geschlecht beispielsweise 10-15 Milligramm Eisen pro Tag. Mit 6 Gramm Spirulina könnten wir daher, je nach Qualität der Alge, etwa 3-6 Milligramm Eisen aus diesem Nahrungsmittel aufnehmen.

Noch schlechter sieht es bei der Menge an Protein aus, die wir pro Tag benötigen. Die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ empfiehlt Erwachsenen täglich 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich zu nehmen. Eine 50 Kilogramm schwere Person benötigt daher etwa 40 Gramm Protein. Würde sie 6 Gramm Spirulina pro Tag essen, wären das etwa 3,6 Gramm und somit weniger als 10% des Protein-Tagesbedarfs. Somit kann die Alge nur einen kleinen zusätzlichen Beitrag zu einer gesunden Ernährung beitragen.

Gut zu wissen: Anders als viele andere Meeresalgen hat Spirulina keinen hohen Jodgehalt und ist daher für Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion nicht problematisch.

Medizinische Wirkung bewiesen?

Der Spirulina-Alge werden viele positive Eigenschaften zugeschrieben. Sie soll unser Immunsystem stärken, antiviral wirken, den Blutdruck senken, gegen Diabetes helfen, Allergien vermindern und einen Anti-Aging-Effekt besitzen.

Gegenüber der „Apotheken Umschau“ erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl von der „Deutschen Gesellschaft für Ernährung“ jedoch: „Aussagekräftige, wissenschaftliche Studien, die gesundheitsfördernde Effekte beim Menschen belegen, gibt es kaum. Was da an Wunderdingen über die Algen versprochen wird, gehört deshalb eher ins Reich der Mythen.“

Das Problem: Studien, die die positiven Effekte der Alge beweisen, wurden vor allem an Tieren und/oder in vitro und/oder in geringem Ausmaß durchgeführt. Sie haben daher wenig Aussagekraft. Die Spirulina-Alge ist deshalb ein Nahrungsergänzungs- und kein Medizinprodukt.

Kultivierung und Nachhaltigkeit

Für ein schnelles Wachstum braucht die Spirulina viel Licht und Wärme. Sie wird daher in flachen Salzwasserbecken bei einer Wassertemperatur von bis zu 35° Celsius kultiviert. Produziert wird dabei vor allem in Indien, Südamerika und Afrika. Durch den weiten Transportweg und die benötigte Energie für Licht und Wärme, werden dabei allerdings viele Ressourcen verbraucht und CO² ausgestoßen.

Es gibt jedoch auch ein paar kleinere Farmen, die sich vor allem im Mittelmeerraum befinden. Hier sind die klimatischen Bedingungen für die Alge in Europa am besten. Je nachdem, wo die Spirulina angebaut und später konsumiert wird, verändert sich somit auch ihre Ökobilanz.

Fazit

Die Mikroalge wurde bei der Zulassung als Nahrungsergänzungsmittel als „generell sicher“ eingestuft. Ihr Verzehr ist daher undenklich. Beim Kauf von Spirulina-Algen solltest Du allerdings darauf achten, dass es sich um Rohkost-Qualität handelt, denn nur bei unter 42 Grad Celsius bleiben alle wertvollen Nährstoffe erhalten.

Außerdem ist es sinnvoll darauf Wert zu legen, dass Spirulina-Produkte nicht durch die ganze Welt transportiert werden, sondern aus europäischem Anbau stammen. Außerdem gibt es Produzenten, die für die benötigte Wärme auf erneuerbare Energien setzen.