Durch Dürren, Stürme, Krankheiten

Welt ohne Schokolade? Kakao-Notstand droht!

14. Feb. 2016 von

Wenn du das nächste Mal ein Stück Schokolade isst, dann genieß es bitte doppelt: Es könnte sein, dass Schoki bald zum Luxusgut wird.

Wie jetzt, Schokoladen-Knappheit? Möglicherweise ja, denn gemäß zwei der größten Schokoladenhersteller – „Mars, Inc.“ und „Barr Callebout“ – könnte es bei der süßen Leckerei bereits in wenigen Jahren zu massiven Lieferengpässen kommen. Das Problem: Weltweit essen wir mehr Schokolade als Bauern Kakaobohnen anpflanzen können. Und ein massiver Anstieg der Nachfrage mit einer gleichzeitigen Verknappung des Angebots ist eine Kombination, die für Zündstoff sorgt und Schokoladenliebhaber nichts Gutes bedeutet.

Die Neuigkeiten machen bereits seit Ende 2014 die Runde, als die Resultate einer Studie von „Barr Callebout“ veröffentlicht wurden. Diese Resultate zeigten, dass Konsumenten alleine im Jahr 2013 70.000 Tonnen mehr Schokolade gegessen haben, als überhaupt Kakao produziert wurde. Tendenz steigend. Auch der in Ghana angesiedelte „Nature Conservation Research Council“ sagte bereits 2010: „In 20 Jahren wird Schokolade ebenso eine exklusive Rarität sein wie Kaviar.“

Während ein paar Jahre Kakao-Knappheit für die Anbaugebiete gut verkraftbar und auch für die Nachfrage problemlos wären, führt der seit bereits längerer Zeit andauernde Ressourcenverbrauch zu einer gefährlichen Inbalance, die sich auf das zukünftige Schokoladenangebot auswirkt.

„So schlimm wie heute ist es seit 50 Jahren nicht mehr gewesen, es könnten rund 250.000 Tonnen Kakao fehlen“, sagen Experten der Website „Dogonews“ und dem „Tagesanzeiger“.

Weltweite Verknappung: Umwelteinflüsse

Teilweise Schuld an der Kakao-Misere hat eine seit Längerem andauernde Dürre in westafrikanischen Ländern, vor allem in Ghana und an der Elfenbeinküste. Dort werden mehr als 70% des weltweit benötigten Kakao produziert. Zusätzlich wütet ein aggressiver Fungus auf den Plantagen, welches 30 bis 40 Prozent der weltweiten Gesamtproduktion vernichtet hat.

Dieses Jahr sorgt der besonders starke El Niño in Ecuador und Indonesien für miese Ernten. Aufgrund dieser Einflüsse haben viele Bauern ihre Produktion auf einfacher zu bewirtschaftende, resistentere Nahrungsmittel wie Mais verlagert. Das heißt also, dass selbst wenn die Dürre abklingen und der Fungus verschwinden würden, uns noch eine jahrelange Knappheit das Leben schwermachen würde.Es könnte sogar sein, dass die Kakaoproduktion nie mehr das Höchstlevel erreicht, auf dem sie vor den Katastrophen war.

Hexenbesen in Brasilien

Neben Trockenheit und Pilzen macht die Pflanzenkrankheit Hexenbesen „Witches' Broom Disease“ den Kakaobauern in Bahia (Brasilien) zu schaffen. Brasilien war bis vor 30 Jahren der weltweit stärkste Kakaoproduzent – bis die Hexenplage zuschlug und die meisten Kakaobäume vernichtete.

Heute sorgt Brasilien lediglich noch für 4 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion – ein eigentliches Potential, das wegen verlassenen oder umstrukturierten Plantagen einfach brachliegt.

Mitverantwortlich für die Schokoladenknappheit

In der Zwischenzeit wird die ganze Welt hungriger nach mehr Schokolade. So führt auch die wachsende Nachfrage aus Indien und China zu einer Verschärfung der Situation. Aber auch in den anderen Ländern ist insbesondere qualitativ hochwertige Schokolade mit mehr als 70% Kakaoanteil beliebt (die Schokoladen-Massenware enthält lediglich ca. 10% Kakao).

Europäer sind also nicht aus dem Schneider, denn der hiesige pro Kopf Verbrauch ist massiv höher als der Konsum in aufstrebenden Ländern. Im Vergleich: Die Schweizer essen neun Kilo Schokolade pro Jahr, die Inder lediglich 120 Gramm. Der Verbrauch der 1,2 Milliarden Inder ist aber in den letzten Jahren um 70 Gramm gestiegen, was landesweit ein Gewicht von 30.000 Elefanten ausmacht. Des Weiteren ist Schokolade in Indien auch eine der beliebtesten Opfergaben an die Hindu-Götter.

Schokoladenfreie Zukunft?

Wie sieht denn die Zukunft von Kakao aus? Sollen wir in den Supermarkt rennen und tonnenweise Schokolade bunkern? Lieber nicht. Appetit zügeln heißt auch hier die Devise.

Es gibt aber Hoffnung: Momentan laufen in Ecuador umstrittene Versuche, Kakaobäume zu züchten, die bis zu siebenmal mehr Ertrag abwerfen als herkömmliche Sorten. Es handelt sich um den kontroversen Klon namens CCN-51. Diese Bohnenproduzenten sind allerdings noch nicht markt- oder verkaufsreif. Einige Experten halten die Pflanze für einen Segen, andere hingegen verteufeln CCN-51 . Wie kritisch die Stimmen auch sein mögen – CCN-51 ist resistent gegen die Pflanzenkrankheit Hexenbesen und pflegeleicht.

Und nun frag dich mal: Könntest du in einer schokoladefreien Welt leben? Wäre doch ganz schön ätzend.