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Was hinter Bio-Mineralwasser steckt

06. Feb. 2018 von

Wer die Wahl hat, hat die Qual und das auch bei Wasser. Denn die Auswahlmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt: Tafelwasser, Leitungswasser, Heilwasser, Mineralwasser. Seit ein paar Jahren reiht sich ein neues Wasser in die lange Liste: das Bio-Mineralwasser. Es ist frei von Schadstoffen, gesund, natürlich und belastet die Umwelt nicht, sagen die Befürworter. Für reinen Marketingmumpitz halten es die Gegner. Was steckt also hinter dem Bio-Mineralwasser?

Der Streit um das Bio-Mineralwasser

2008 hat die Ökobrauerei „Lammsbräu“ aus dem bayerischen Neumarkt Bio-Mineralwasser auf den Markt gebracht. Schon einmal 1987 waren sie mit dem weltweit ersten Bio-Bier Vorreiter in Sachen ökologische Getränkeherstellung.

Auf die Einführung eines Bio-Wassers entbrannte zwischen Verbraucherschützern und Herstellern darauf ein jahrelanger Streit, der schließlich vor dem Bundesgerichtshof landete. Mineralwasser unterliege nicht der EU-Ökoverordnung, weil es ja von vorneherein „natürlich“ ist und sich genau dadurch auszeichnet. Es braucht kein spezielles Bio-Verfahren, um hergestellt oder angebaut zu werden, so die Kläger. Die Ökobrauerei verweist auf die höheren Qualitätsstandards und den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser, die das Siegel rechtfertigen. Das Urteil des BGH im Jahr 2012 hielt die Bezeichnung Bio-Mineralwasser jedenfalls für zulässig, vereinen konnte er die beiden Lager aber nicht.

Wie belastet ist deutsches Mineral- und Trinkwasser?

Mineralwasser hat in Deutschland einen guten Ruf, im Jahr 2016 trank jeder Deutsche im Schnitt 146 Liter – Tendenz steigend. Die einzuhaltenden Grenzwerte sind in der Mineral- und Tafelwasserverordnung festgelegt.

Mineralwasser kommt aus unterirdischen Wasservorkommen und zeichnet sich durch die vielen Mineralien aus, die es bei seinem Weg durch die Gesteinsschichten aufgenommen hat. Außerdem darf dem Mineralwasser lediglich Kohlensäure zugesetzt oder entzogen werden und die Abfüllung muss am Quellort stattfinden.

Allerdings hat „Stiftung Warentest“ dieses Jahr 30 Mineralwässer unter die Lupe genommenen. Das enttäuschende Ergebnis: Nur elf Marken schneiden mit „gut“ ab. Die Tester fanden ich knapp zwei Dritteln der Test-Wässer Verunreinigung durch Abbauprodukte von Pestiziden, Süßstoffe aus der Tiermast und Korrosionsschutzmittel sowie Rückstände von Arsen und Chrom, die das Wasser vom Gestein aufnimmt.

Auch bei den verwendeten PET-Flaschen für die Abfüllung ist Vorsicht geboten, denn der Kunststoff kann zum einen Geschmack an das Wasser abgeben. Zum anderen besteht der Verdacht, dass hormonell wirksame Stoffe in der Kunststoffflasche und im Kunststoffverschluss enthalten sind. Zwar bewegen sich die Testergebnisse von „Stiftung Warentest“ noch im gesetzlichen Rahmen, doch diese Zahlen warnen davor, dass die Mineralwasser-Quellen nicht ausreichend geschützt sind.

Trink- oder Leitungswasser ist in Deutschland eines der am strengsten kontrollierten Lebensmittel überhaupt und muss die Trinkwasserverordnung erfüllen, die höhere Grenzwerte als die Mineralwasserverordnung hat und so eine gleichbleibend hohe Qualität sichern soll.

Aber auch hier verunsichern Berichte über Verunreinigungen die Verbraucher. Das „Umweltbundesamt“ teilte dieses Jahr mit, dass rund ein Viertel (27 Prozent) der getesteten Grundwasservorkommen einen erhöhten Nitrat-Gehalt aufweisen und damit den Grenzwert von 50 Milligramm Stickstoff pro Liter überschreiten. Stickstoff kommt im Grundwasser vor allem in Regionen vor, in denen intensive Tierhaltung betrieben und damit viel Gülle ausgefahren wird. Auch der Kunstdünger im konventionellen Ackerbau wirkt sich negativ auf das Grundwasser aus.

Im gereinigten Trinkwasser hingegen liegen die Werte deutlich darunter. Und auch der Bleigehalt und die Keime, von denen manchmal die Rede ist, kommen aus den Wasserleitungen und nicht aus dem Trinkwasser selbst.

Die Folge für den Verbraucher sind vor allem höhere Kosten für Trinkwasser, denn das Grundwasser muss je nach Belastung intensiver gereinigt werden. Leitungswasser in Deutschland ist nicht nur unbedenklich, sondern hat eine gleichbleibend sehr hohe Qualität und wird in engen Zeitabschnitten gründlich geprüft.

Was kann Bio-Mineralwasser?

Das Unternehmen „Lammsbräu Neumarkt“ versichert, dass die zertifizierten Bio-Quellen besonders rein und von bestmöglicher Qualität sind. Zur Sicherung der Standards hat die Brauerei die „Qualitätsgemeinschaft BioMineralwasser e.V.“ gegründet und Kriterien festgelegt, die das Bio-Mineralwasser und das Unternehmen erfüllen müssen. Dabei orientieren sie sich an der Mineralwasserverordnung, allerdings sind die genannten Grenzwerte höher als bei herkömmlichem Mineralwasser.

Sie schreiben die Zusammensetzung des Wassers und damit eine gleichbleibend hohe Wasserqualität vor, die jährlich überprüft wird. Nur ein Drittel der circa 200 Mineralwasser-Brunnen hat demnach Bio-Qualität.

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© Qualitätsgemeinschaft BioMineralwasser e.V.

Zudem müssen sich die Abfüller einem nachhaltigen Wasserabbau und dem Schutz der Wasserressourcen verschreiben sowie auf kurze Transportwege und auf eine ökologisch optimale Verpackung setzen. Außerdem soll der Brunnenbetreiber den Biolandbau in seiner Region stärken und sich für Umweltschutz einsetzen.

Wie dieses Engagement allerdings aussehen soll, lässt der Kriterienkatalog offen. Zu den Kriterien gehört auch, dass die Wasserbauern alle fünf Jahre die Qualität ihres Wasser mit Methoden wie der Kristallbild-Untersuchung oder der Tropfbildmethodik nachweisen. Diese Untersuchungen werden in der traditionellen Wissenschaft aber sehr kritisch betrachtet.

Auch Bio-Mineralwasser muss abgefüllt werden

Mit dem Griff zur Bio-Mineralwasserflasche entscheiden sich Verbraucher für ein qualitativ hochwertiges, streng kontrolliertes Wasser, dessen Abfüller sich dem Umweltschutz verschreiben.

Obwohl die Abfüller ökologisch optimale Verpackungen wählen sollten, wird diesem nicht immer nachgekommen. Beim Kauf sollte man daher unbedingt darauf achten, Wasser aus Glasflaschen zu wählen und Kartonverpackungen und PET-Mehrweg- oder PET-Kreislaufflaschen zu vermeiden.

Leitungswasser ist immer noch am umweltfreundlichsten

Fazit: Auch beim Kauf von Bio-Mineralwasser bleibt die Umweltbelastung durch Transport, Herstellung und Reinigung der Flaschen. Das Trinkwasser aus der Leitung wird dagegen bis zu uns nach Hause geliefert und ist eines der am strengsten kontrollieren Lebensmittel überhaupt. Das „Umweltbundesamt“ bestätigt die gute bis sehr gute Qualität von deutschem Trinkwasser in 99 Prozent der Fälle. Grenzwertüberschreitungen werden nur sehr selten gemessen.

Durch die steigende Nitrat-Belastung im Grundwasser muss das Trinkwasser jedoch mit aufwändigen Verfahren gereinigt werden, bevor es wieder auf den Weg zu uns geschickt wird. Das könnte in Zukunft teuer werden.

Damit unser Trinkwasser weiterhin eine so hohe Qualität hat, müssen sowohl die Verbraucher als auch die Politik auf die Ursachen einwirken. Wenn wir als Verbraucher Massentierhaltung und konventionelle Landwirtschaft meiden, bleibt auch unser Trinkwasser weiter gesund, günstig und die umweltfreundlichste Wahl unter all den Wassersorten.