Die grosse Lebensmittel-Hysterie

Was darf ich überhaupt noch Essen?

30. März 2015 von

Die einen essen keinen Weizen, die anderen trinken keine Milch, zuckerfrei und fettfrei soll sowieso alles sein. Doch wo bleibt der Genuss? Wann überschreiten wir die Grenze zur Hysterie?

Genuss wird zur Nebensache

Kaum plagen uns gelegentliche Blähungen oder Übelkeit, schreiben wir das einer Lebensmittelunverträglichkeit zu. Viele rennen zum Arzt und lassen sich auf Gluten, Laktose oder Histaminunverträglichkeit testen. Dabei gibt es auch andere Auslöser für Verdauungsprobleme oder Kopfschmerzen, sowie Stress, zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, eine Erkrankung oder einen ungesunden Lebensstil. Sie stellen ihre Ernährung komplett um, essen nur noch frisch und gesund, Salate und Gemüse stehen täglich auf dem Speiseplan. Bei Einladungen muss nun immer zuerst gefragt werden, wer Vegetarier oder Veganer ist, wer eine Unverträglichkeit oder Allergie hat. Alles wird viel komplizierter und da kann man sich fragen: Wo bleibt die Leidenschaft fürs Essen? Es scheint, als wäre Genuss zur Nebensache geworden und ein Hype um gesundes Essen entstanden. Alles muss frisch, bio, gesund, laktosefrei, fettfrei, glutenfrei und vegan sein. Geschmackverstärker und künstliche Zusatzstoffe dürfen auf keinen Fall enthalten sein. Was können wir denn noch essen? Ein Salat ohne Dressing scheint nahezu das einzige zu sein, das auf dem Teller noch übrig bleibt.

Es macht sich das Gefühl breit, dass sich die Hysterie um gesunde Ernährung zu einem gewaltigen Hype entwickelt hat - und das nicht unbedingt in positivem Sinne. Plötzlich folgen alle einem Glutenfrei-Trend, ohne überhaupt eine Glutenunveträglichkeit zu haben. Hollywood-Stars leben den Trend vor und versprechen eine bessere Figur und ein besseres Wohlbefinden. Auch der Vegan-Trend ist hoch im Kurs, mit dem Ziel, pflanzliche Nahrung als einzige Energiequelle zu nutzen. Natürlich ist es wichtig, bewusst zu Essen. So ist es sinnvoll, den Fleischkonsum auf einmal die Woche herunterzuschrauben, zum einen für unsere Gesundheit, zum anderen um die Massenproduktion nicht zu unterstützen. Doch muss man dann gleich zum Veganer werden? Sind diese Gesundheitstrends schon fast wieder gesundheitsschädigend?

Auch die Lebensmittelindustrie profitiert von diesen Gesundheitstrends: Unzählige vegane, laktose-, gluten-, zucker- und fettfreie Produkte werden zu teuren Preisen in Massen verkauft. Ganze Marken entstehen, und werden in der Werbung als gesund und schlankmachend verkauft - wie die zuckerfreien Produkte Cola light oder Cola zero. Über Risiken des künstlichen Zuckers oder den Zuckergehalt in veganen Produkten wird nicht aufgeklärt.

Warum diese Hysterie ums Essen?

Warum setzten wir uns mit der Ernährung so akribisch auseinander? Früher hat es diese Hypes nicht gegeben, Fleisch wurde aus Kostengründen nur einmal die Woche gegessen und von irgendwelchen Unverträglichkeiten war nie die Rede. Es scheint, als läge es an unserem Zeitgeist: Wir leben im Luxus und haben Zeit, um uns selber zu kreisen und unseren Alltag zu optimieren. Wir schaffen Probleme, die es nicht gibt. Am Ende sind wir dann einfach zu gut informiert über mögliche Lebensmittelunverträglichkeiten und die bösen Seiten des Essens. Das hat denselben Effekt wie Symptome zu googlen: Man fühlt sich plötzlich sehr, sehr krank. Die Industrie macht sich unsere Hysterie derweil zunutze und verdient sich mit Produkten, die glutenarm, laktosefrei oder fleischlos sind, eine goldene Nase.

Grüner Wahn

Doch nicht nur beim Essen, auch beim Thema Umwelt reagieren wir sehr hysterisch. In Deutschlad, Österreich und der Schweiz hat grünes Gedankengut die Gesellschaft tief durchdrungen. Fahrradfahren, Energiesparen und Mülltrennen gehören zur Alltagsroutine. Wir fühlen uns für das Weltklima verantwortlich. Alle sind grün geworden, sogar McDonalds hat sein Logo von rot auf grün umgefärbt. Eigentlich eine gute Sache, allerdings wird gleichzeitig immer verschwommener, für was die Etikette "nachhaltig" oder "grün" noch stehen. Beliebigkeit breitet sich aus. Bei vielen Errungenschaften neuerer Zeit stellt sich die Frage: Sind sie wirklich gut für die Umwelt, oder tun sie nur so? Widersprüche werden sichtbar: Sind Sparlampen umweltfreundlich, die giftiges Quecksiber enthalten? Ist Bio-Landwirtschaft wirklich ökologisch, wenn sie für den gleichen Ertrag doppelt so viel Land benötigt? Welche Folgen hat Biodiesel für die Natur, wenn er aus Palmöl stammt für dessen Anbau Regenwälder abgebrannt werden? Warum interessiert es nicht, dass chinesische Solarzellen-Fabriken die Umwelt verschmutzen und Menschen vergiften? Zu diesen Widersprüchen konnte es nur kommen, weil inzwischen alles kritiklos durchgewunken wird, was grün ist. Keine soziale Bewegung in der Geschichte siegte so schnell.

Die Öko-Hysterie

In Deutschland , Österreich und der Schweiz ist eine Öko-Hysterie ausgebrochen. Das Label "bio", "ökologisch", "grün", "vegan", oder "laktosefrei" überzeugt viele Leute zum Kauf im Glauben, dass sie etwas gesundes oder umweltfreundliches konsumieren. Viele dieser neuen Errungenschaften sind positiv und sinnvoll, Widersprüche bleiben aber unbeleuchtet. Die Lebensmittelindustrie profitiert von dieser Hysterie und verkauft zunehmend gewinnbringende Produkte, die für unsere Gesundheit mehr schlecht als recht sind. Ein Gedanke zum Schluss: Es ist sinnvoll, bewusst zu leben und zu essen. Man sollte sich Gedanken um Nährstoffe und Herkunft der Lebensmittel machen. Trends, welche immer in ein Extrem abrutschen, sollten man jedoch nicht folgen. Denn schlussendlich ist auch der Genuss ein wichtiges Merkmal für Lebensqualität.

Vegane Produkte: