Mikroplastik

Warum Deine Kleidung die Meere verschmutzt

23. Mai 2018 von

Nicht nur unser Plastikabfall oder das Plastik in unserer Kosmetik, sondern auch der Inhalt unserer Kleiderschränke trägt zum Plastikproblem bei. Denn rund 60 Prozent unserer Kleidung weltweit enthält Polyester-, Nylon oder Polyacrylfasern. Und bei jedem Waschen dieser synthetischen Materialien gelangt Mikroplastik in das Abwasser und später in unser Ökosystem. Was Du dagegen tun kannst, erklären wir Dir hier.

Mikroplastik: ein Problem - viele Verursacher

Weltweit werden jährlich circa 300 Millionen Tonnen Kunststoff hergestellt – schätzungsweise zwischen 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen davon landen als Abfall im Meer. Teils direkt, durch Plastikmüll, der sich zersetzt - teils indirekt durch jene Reifen, mit denen wir über die Straßen fahren, Kosmetika oder auch Kleidung. Die indirekt entstandenen Mikroplastikpartikel, auch als primäres Mikroplastik bezeichnet, können durch Kläranlagen nicht aus dem Wasser gefiltert werden – mit ihren fünf Millimetern oder weniger, sind sie schlicht zu klein.

Trotz ihrer geringen Größe werden die Partikel zu großen weitreichenden Problemen führen: Im Jahr 2050, so haben Forscher der Ellen MacArthur Stiftung errechnet, wird gewichtsmäßig mehr Plastik als Fische in unseren Meeren schwimmen. Dort werden sie von Planktontierchen wie Fisch- und Muschellarven, Kleinkrebsen und Würmern aufgenommen. Diese bilden die Nahrungsgrundlage für zahllose größere Meerestiere, welche wiederum auf unseren Tellern landen.

Großer Anteil durch private Haushalte

Eine Studie der „IUCN“ (International Union for Conservation of Nature) kommt zu dem Ergebnis, das mehr als zwei Drittel des weltweiten Mikroplastik-Aufkommens privaten Haushalten zuzurechnen ist. Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass allein der Durchschnittsdeutsche pro Jahr 37 Kilogramm Verpackungsmüll aus Plastik produziert. In dieser unglaublichen Zahl ist das Mikroplastik aus unserer Kosmetik oder Kleidung noch nicht inbegriffen. Wer nun aber glaubt, dass der Großteil davon sicher recycelt wird, der irrt – wie in diesem Beitrag zu lesen ist.

Die Auswirkungen der “Fast-Fashion”-Industrie

Laut einer EU-Studie kann eine Fleece-Jacke bis zu einer Million Fasern pro Waschgang freisetzen, ein Schal aus Synthetikmaterial immerhin noch 300.000. Allein Europas Waschmaschinen spülen so jährlich 30.000 Tonnen Synthetikfasern ins Abwasser und damit in unsere Meere. Auch Kleidungsstücke aus recyceltem Polyester verlieren beim Waschen Mikrofasern. Laut „Greenpeace“ enthalten weltweit rund 60 Prozent der Kleidung Polyester- , Nylon oder Polyacrylfasern – Tendenz steigend. Nach Angaben der „IUCN“ werden jedes Jahr 42 Millionen Tonnen synthetische Textilfasern produziert. In den Jahren 1992 bis 2010 stieg allein dieser Wert um 300 Prozent. In dieser Zahl spiegelt sich auch unser Verlangen, nach vielen und vor allem günstigen Kleidungsstücken. Eine repräsentative „Greenpeace“-Studie gibt an, dass 43 Prozent der Befragten 50 bis 100 Kleidungsstücke besitzen. Ein Drittel hat sogar 100 bis über 300 Teile im Kleiderschrank. Billig und viel kaufen, kurz oder nie tragen, schnell wegwerfen – so gehen die Menschen im „Fast-Fahion-Zeitalter” mit Mode um, so das Fazit der Studie.

So kannst Du Plastikmüll vermeiden

Natürlich sind vor allem auch politische Lösungen gefragt, wenn es darum geht, die globale Vermüllung durch Plastik in den Griff zu bekommen. Tatsächlich tut sich auch etwas: So hat die Europäische Kommission Anfang des Jahres eine umfassende „Plastikstrategie“ vorgelegt. Demnach sollen ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recyclingfähig sein; der Verbrauch von Einwegkunststoffen soll reduziert und der bewusste Einsatz von Mikroplastik beschränkt werden. Doch wenn es um die Reduktion von Plastikmüll geht, ist auch jeder Einzelne gefragt. Das bedeutet: Plastikverpackungen weitestgehend meiden und lieber zum Wochenmarkt, als in den Discounter. Mittags keine Salate mehr aus Plastikschalen und keinen Kaffee aus dem To-go-Becher. Scan Deine Kosmetik mit der CodeCheck-App und meide Produkte, die Mikroplastik oder synthetische Polymere enthalten.

Mikroplastik ade: Tipps für Deinen Kleiderschrank

Und was Deine Kleidung betrifft? Auch hier ist weniger einfach mehr. Achte auf hohe Qualität, statt in den “Fast-Fashion-Rausch” zu verfallen. Denn: Was lange hält, muss auch lange nicht ersetzt werden. Bevorzuge natürliche Stoffe und Fasern wie Bio-Baumwolle, Bio-Wolle, Hanf, Leinen oder Agavenseide. Gerade bei Sportsachen ist es bisher noch schwer, komplett auf synthetische Fasern zu verzichten. Hier erklären wir Dir den richtigen Umgang beim Waschen.

  • Mach die Maschine so voll wie möglich. Denn hierbei entsteht weniger Reibung zwischen den einzelnen Teilen, wodurch sich weniger Fasern lösen.
  • Wasche Synthetikfasern möglichst kurz, bei geringer Temperatur und mit wenigen Umdrehungen beim Schleudern. Auch so lösen sich weniger Fasern.
  • Bevorzuge Flüssigwaschmittel vor Pulverwaschmittel. Die "Schrubb"-Funktion der Körner des Pulvers führt dazu, dass sich die Fasern der Kleidung eher lösen, als mit Flüssigkeit.
  • Benutze den Guppyfriend-Waschbeutel. Er fängt die Mikropartikel auf, damit Du sie richtig entsorgen kannst und sie nicht im Abwasser landen.
  • Verzichte generell auf Weichspüler und auf Waschmittel mit Mikroplastik und verwende stattdessen mikroplastikfreies Flüssigwaschmittel wie z. B. von Ecover oder Frosch. Die CodeCheck-App hilft dir, plastikfreie Reinigungsmittel zu finden.