Die neuen Öko-Stoffe

Von Tencel bis Seacell: diese 3 Stoffe schonen die Umwelt

14. März 2020 von

Kleidung aus Eukalyptus, Algen und Milch? Was im ersten Moment ungewöhnlich klingt, entpuppt sich als genial. Denn die neuen Öko-Stoffe in der Bekleidungsindustrie haben nicht nur eine bessere Umweltbilanz, sondern bieten auch Pflegewirkungen für unsere Haut.

„Shopping ist schlimmer als Steakessen“

Unter dieser Überschrift mahnte die „FAZ“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) Anfang des Jahres, dass die Bekleidungs- und Textilindustrie mehr Emissionen als Fliegen und Schifffahrt zusammen erzeuge. Insgesamt werden laut „FAZ“ mehr als fünf Prozent der weltweiten Emissionen allein für neue Kleider verbraucht, Tendenz steigend. Schuld daran ist vor allem das „Fast Fashion“-Geschäftsmodell: Immer schneller und immer billiger werfen die großen Modeketten neue Kollektionen auf den Markt. Die Folge: Mensch und Umwelt leiden unter den schlechten Produktionsbedingungen, Ressourcenverschwendung und dem Einsatz von Giftstoffen.

Was ist falsch an Baumwolle und Co.?

Zwei Drittel unserer Kleidung bestehen heute aus synthetischen Fasern wie Nylon oder Acryl. Und diese stammen aus der erdölverarbeitenden Industrie. Wir wissen heute, dass ein nicht unerheblicher Teil der Fasern dieser synthetischen Kleider beim Waschen in unsere Umwelt und unsere Gewässer gelangt.

Baumwolle, Kaschmir oder Wolle sind zwar Naturstoffe. Trotzdem distanziert sich die nachhaltige Modebranche von diesen konventionell produzierten Stoffen. Der Grund: Durch die enorme Nachfrage, die mit „Fast Fashion“ einher geht, haben sich unethische Praktiken in der Tierhaltung, Monokulturen, Gentechnik oder auch der großflächige Einsatz von Pestiziden und anderen Chemikalien in den Anbaugebieten etabliert.

Die neuen Öko-Stoffe

Der Gegentrend zu „Fast Fashion“ heißt „Slow Fashion“ und setzt auf ressourcenschonende Kleider-Produktion aus natürlichen und zum Teil sogar gesundheitsfördernden Stoffen. Unter anderem verwenden Öko-Labels biologische Alternativen zu herkömmlichen Stoffen, wie zum Beispiel Bio-Baumwolle, oder Wolle aus artgerechter Tierhaltung.

Nun erobern aber auch ganz neue Stoffe wie Lyocell, Milchfaser und Seacell den Markt. Sie sind Baumwolle und Co. nicht nur hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit überlegen, sondern bieten darüber hinaus extra Pflegewirkungen für die Haut. Wir stellen Dir drei der neuen Öko-Stoffe vor.

1. Milchfaser

Stoff aus Milchfaser ist eine besonders ökologische Alternative zu Baumwolle. Es handelt sich dabei um synthetisch hergestellte Fasern aus dem Milcheiweiß Kasein. Milchfaser zählt zu den neuen Hightech-Textilien, die den höchsten Standards der Nachhaltigkeit entsprechen. Zudem überzeugt der Stoff mit innovativen Pflege- und Anti-Aging-Wirkungen für unsere Haut.

Der Umweltvorteil

Für die Produktion von Milchfaser, auch Milchseide genannt, wird Kasein-Pulver zusammen mit anderen natürlichen Zutaten erhitzt und zu Fäden gezogen.

Milchfaser ist in der Herstellung enorm wassersparend. Zum Vergleich: Für die Produktion von einem Kilogramm Milchfaser werden nur zwei Liter Wasser benötigt. Für ein Kilogramm Baumwolltextilien werden hingegen unglaubliche 10.000 bis 25.000 Liter Wasser verbraucht. Außerdem ist Milchfaser biologisch abbaubar, das heißt kompostierbar.

Keine zusätzliche Milchproduktion nötig

Kasein für Milchfaser wird nur aus Milch gewonnen, die nicht als Lebensmittel verwertet werden kann. Für die Herstellung von Milchfaser muss die Milchproduktion also nicht erhöht werden. Allein in Deutschland fallen jährlich rund 1,9 Millionen Tonnen nicht mehr zu verwertende Milch an, die für die Produktion von Milchfaser genutzt werden könnte.

Wie hoch ist der Tragekomfort?

Milchfaser hat einen seidigen Glanz und gehört zu den sogenannten „Smart Textiles“. Das heißt, sie hat besonders positive Wirkungen auf den Träger der Kleidung und dessen Gesundheit. Milchfaser wirkt antibakteriell und sorgt für eine optimale Klimaregulierung. Sie kühlt im Sommer und wärmt bei Kälte. Außerdem ist Milchfaser auch für Allergiker sehr gut verträglich. Ein weiterer Vorteil ist das sehr geringe Gewicht: Milchfaser wiegt circa zehn Prozent weniger als Seide.

Milchfaser pflegt die Haut und beugt Falten vor

Milchfaser kann noch mehr: Durch die Inhaltsstoffe aus der Milch können Kleidungsstücke aus Milchfaser die Haut glatt und weich pflegen. Grund dafür sind Aminosäuren in der Milchfaser, die aus der Milch stammen. Sie können den Zellstoffwechsel der Haut fördern, der für die Hautgesundheit essenziell ist. Dadurch kann unter anderem der Hautalterung vorgebeugt und Juckreiz gelindert werden.

Pflege und Haltbarkeit

Milchfaser ist bei 40 bis 60 Grad Celsius waschbar und somit sehr pflegeleicht. Zudem ist der Stoff farb- und formbeständig, trocknet schnell und ist extrem reißfest.

2. Seacell

Dieser Stoff wird aus Algen gewonnen und bietet neben hohen Umweltstandards auch eine hautschützende und entzündungshemmende Wirkung. Seacell wird derzeit hauptsächlich von dem Hersteller Smartfiber produziert.

Der Umweltvorteil

Die Algen für Seacell stammen ausschließlich aus isländischen Fjorden und werden auf ressourcenschonende Weise geerntet. Im Produktionsprozess werden die Algen getrocknet, gemahlen und anschließend in Cellulosefasern eingebunden. SeaCell wird entweder mit dem Lyocell-Verfahren oder mithilfe der Modal-Technologie hergestellt. Beide Produktionsmethoden sind umweltfreundlich, da sie energie- und ressourcenschonend arbeiten. Auch Seacell ist vollständig biologisch abbaubar.

Wie hoch ist der Tragekomfort?

Seacell ist besonders weich und hat eine seidige Oberfläche. Die poröse Struktur der Faser macht sie atmungsaktiv und ermöglicht eine optimale Feuchtigkeitsaufnahme und -abgabe. So hält die Algenfaser die Haut im Winter warm und im Sommer angenehm kühl. Außerdem wirkt der Stoff antibakteriell und antifungizid.

Die Wellness-Wirkung

Algen enthalten viele wichtige Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente wie Eisen und Jod, die zur Remineralisierung der Haut beitragen. Durch die natürliche Hautfeuchtigkeit werden die gesunden Algen-Wirkstoffe beim Tragen der Kleidung freigesetzt und von der Haut aufgenommen. Zudem haben die Algen eine entgiftende beziehungsweise entschlackende Wirkung.

Weitere Wirkungen von Seacell sollen die Aktivierung der Zellregeneration, die Hemmung von Entzündungen und die Linderung von Juckreiz sein. So erzielte Seacell-Kleidung auch in der Behandlung von Neurodermitis und Schuppenflechte gute Erfolge.

Pflege und Haltbarkeit

Durch das patentierte Produktionsverfahren wird die Alge direkt in die Zellulosefaser integriert. So bleibt die Wirkung von Seacell auch nach zahlreichen Waschvorgängen erhalten. Je nachdem mit welchen Materialien die Seacell-Faser kombiniert wird, zum Beispiel mit Wolle oder Baumwolle, sind die Wasch- und Trockeneigenschaften jeweils unterschiedlich.

3. Tencel/Lyocell

Lyocell, auch Tencel genannt, ist eine sogenannte „Man-made Zellulosefaser“, das heißt, eine aus natürlichen Rohstoffen industriell hergestellte Faser. Sie gehört zu den Viskose-Stoffen und vereint die guten Eigenschaften von Baumwolle, Seide, Wolle und Leinen.

Der Umweltvorteil

Tencel besteht aus Cellulosefaser, die aus Holz gewonnen wird. Dafür wird neben Buchen- vor allem Eukalyptusholz genutzt. Im Gegensatz zu Baumwolle, die einen enormen Wasserbedarf hat, benötigt Eukalyptus weder künstliche Bewässerung noch Düngung.

Und auch der Produktionsprozess von Lyocell ist besonders umweltfreundlich. Der Grund dafür ist, dass die Lösungsmittel zur Herstellung der Faser immer wieder verwendet werden können. Auch Lyocell ist biologisch abbaubar.

Wie hoch ist der Tragekomfort?

Lyocell hat eine außergewöhnlich glatte Oberfläche mit einer seidigen Struktur, die auch zu sensibler Haut sehr sanft ist. Die Faser wärmt fast so gut wie Schafschurwolle, kühlt ähnlich wie Leinen und ist sogar saugfähiger als Baumwolle.

Zudem wirkt Lyocell antibakteriell und geruchshemmend. Die Faser kann Feuchtigkeit sehr gut regulieren, wodurch es nicht zu einem Nässestau kommt, der die Geruchsbildung fördern kann.

Pflege und Haltbarkeit

Das Material ist sehr robust und kann bei bis zu 60 Grad Celsius gewaschen werden. Tencel ist nass äußerst reißfest und damit ein sehr langlebiges Material. Auch den Trockner übersteht der Stoff in der Regel unbeschadet. Außerdem knittert Tencel kaum, sodass er ohne Bügeln auskommt.

Hier findest Du ein Instagram Video von Tencel Europe mit der grünen Influencerin Daria Daria:

Weiterführende Links:

- FAZ: Shopping ist schlimmer als Steakessen

- Glore Magazin: Milchfaser

- Smartfiber AG: Seacell

- Allnatura: Lyocell