Ernährungsmythen

Vier Vorurteile über fleischlose Ernährung im Check

06. Dez. 2022 von

Veganer:innen kommen nicht ohne Nahrungsergänzungsmittel aus, der menschliche Organismus braucht Fleisch oder für Sojaprodukte wird Regenwald zerstört. Diese und weitere Behauptungen rund um die fleischlose Ernährung halten sich hartnäckig. Doch sind sie wirklich wahr? Wir haben die häufigsten Vorurteile gegenüber vegetarischer und veganer Ernährungsweisen genau untersucht.

Fleischlose Ernährung ist längst kein Trend mehr. Jahr für Jahr essen weltweit immer weniger Menschen Fleisch oder tierische Produkte. Derzeit leben in Deutschland rund 7,9 Millionen Vegetarier:innen (zehn Prozent) und ca. 1,58 Millionen Veganer:innen (zwei Prozent). Zahlreiche Studien belegen, dass sich eine fleischfreie Ernährung positiv auf die Gesundheit auswirkt. So senkt eine vegane Ernährungsweise gegenüber einer mit Mischkost zum Beispiel das Krebsrisiko und auch das für ernährungsbedingte Probleme wie Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Bluthochdruck. Wenn Du auf Fleisch verzichtest, leistest Du zudem einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und Tierwohl. “Rund drei Viertel der insgesamt verzehrten Lebensmittel sollten pflanzlich sein”, so die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ (DGE). Skeptische Gegenargumente und Vorurteile wie die Folgenden halten sich dennoch beständig.

1. Ist fleischlose Ernährung besser fürs Klima?

Tasächlich sind nicht alle veganen oder vegetarischen Alternativen in jeder Hinsicht besser fürs Klima als Lebensmittel tierischen Ursprungs. So liegt mit 5,7 Kilo CO2-Äquivalenten ein meist sogar veganes Produkt auf Platz vier der klimaschädlichsten Lebensmittel: Tiefkühlpommes. Der Grund liegt in der aufwendigen, Energie verbrauchenden Verarbeitung in Form von Trocknung, Frittieren und Tiefkühlen. Viele vegane Produkte enthalten außerdem nach wie vor Palmöl, das nicht immer aus nachhaltigem Bio-Anbau stammt. Jedoch bleiben tierische Lebensmittel und speziell Fleisch im Hinblick auf die Emissionen echte Klimakiller. Ausschlaggebend hierfür ist der hohe Methanausstoß, besonders von Kühen.

Laut Umweltbundesamt verursacht die Produktion von einem Kilo Rindfleisch zwischen sieben und 28 Kilogramm Treibhausgase. Bei Obst und Gemüse sind es dagegen weniger als ein Kilogramm. Eine vegan lebende Person emittiert daher durch ihre Ernährung nur halb so viel CO2 wie eine Fleisch essende. Eine vegetarische Ernährung liegt in etwa dazwischen. Um Deinen CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, solltest Du bei Obst und Gemüse auf Saisonalität und Regionalität achten.

2. Führt fleischlose Ernährung zu Nährstoffmangel?

Der menschliche Organismus braucht Fleisch, ist ein beliebtes Argument für Fleischkonsum. Gerade gegenüber der veganen Lebensweise wird dieses häufig vorgebracht, da der Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte zu Nährstoffmangel führen kann. Aber ganz so ist es nicht: Fakt ist zwar, dass Menschen rein aus Evolutionssicht Fleischfressende sind. Jedoch kann sich Dein Körper jeglicher Ernährungsweise anpassen, wenn Du ihm ausreichend Nährstoffe zuführst.

Wenn Du teilweise oder komplett auf tierische Produkte verzichtest, musst Du definitiv mehr auf eine ausgewogene Ernährung und Deine Vitaminversorgung achten. Vitamin B12 kann beispielsweise fast nur durch tierische Lebensmittel aufgenommen werden, und auch an Calcium, Eisen, Jod, Selen und Zink kann es vor allem Veganer:innen mangeln. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) existiert allerdings kein bedeutsamer Unterschied zwischen der Menge an Vitamin B12 im Blut von Veganer:innen und jener Menschen, die auch Milchprodukte und Fleisch essen. Tatsächlich fehlte es aber allen Proband:innen an Jod, was Du durch die Verwendung von jodiertem Kochsalz vermeiden kannst. Regelmäßige Blutuntersuchungen und gegebenenfalls die Einnahme von Nahrungsergänzungsprodukten sind jedoch bei einer fleischlosen Ernährung besonders wichtig.

3. Wird für Sojakonsum Regenwald zerstört?

Dass für den Anbau von Soja insbesondere in Südamerika gigantische Flächen Regenwald abgeholzt werden, ist nicht abzustreiten. Laut der Naturschutzorganisation Forest Trends wurden etwa 70 Prozent des Regenwalds weltweit illegal für die Produktion von Rohstoffen wie Soja zerstört – in Brasilien sogar 95 Prozent. 70 Prozent des so angebauten Sojas werden jedoch zu Futtermittel verarbeitet und landen in den Futtertrögen von Rindern, Schweinen und Hühnern oder in Aquakulturen. Auf diese Weise werden Ressourcen verschwendet, die eigentlich direkt auf unserem Teller landen könnten, statt zuerst durch Tiermägen zu wandern.

Der Konsum von Sojamilch, Tofu und Fleischalternativen hängt aber nicht direkt mit der Abholzung von Regenwald zusammen. Die Sojabohnen, die zur Herstellung von hierzulande erhältlichen Sojaprodukten für den direkten menschlichen Verzehr verwendet werden, stammen vorwiegend aus Europa, zum größten Teil aus Österreich, Deutschland und Frankreich. Sie sind zudem gentechnikfrei und kommen häufig aus Bio-Anbau. Um sicherzugehen, achte beim Kauf auf die Herkunft der Inhaltsstoffe.

4. Ist vegane Ernährung teuer?

Beim Vergleich der Preise herkömmlicher Tierprodukte mit denen veganer Alternativen wie Hafermilch, Sojajoghurt, Käse oder Burgerpatties wird klar, dass diese Annahme nicht von ungefähr kommt, denn sie sind tatsächlich in den meisten Fällen teurer. Doch woran liegt das? Vor allem daran, dass die Erzeugung tierischer Lebensmittel staatlich subventioniert wird und diese Produkte nur mit sieben Prozent besteuert werden, vegane Alternativen dagegen mit dem allgemeinen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Des Weiteren enthalten vegane Produkte häufig mehrere Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau, deren Produktion höhere Kosten verursacht. Darüber hinaus sind die Absatzmengen geringer, auch wenn die Produktion von Fleischersatzprodukten laut Statistischem Bundesamt jährlich steigt. Im Jahr 2021 um knapp 17 Prozent und seit 2019 sogar um satte 62 Prozent.

Da ein Großteil der fleischlosen Ernährung jedoch auf Grundnahrungsmitteln wie Gemüse, Getreide, Pasta oder Hülsenfrüchten beruht, kann nicht generell behauptet werden, dass diese Ernährungsweise teurer sei. Diese Lebensmittel sind bereits für wenig Geld erhältlich und immer noch deutlich günstiger als Fleisch, Wurst und Co. Pflanzliche Alternativen wie Hafermilch oder Burgerpatties kannst Du zudem schnell und günstig selbst herstellen.

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Quellen