Droht uns die Palmöl-Gefahr?

Verdrängt Palmöl bald unser einheimisches Rapsöl?

17. Juli 2015 von

Ein Freihandelsabkommen zwischen den EFTA-Staaten und Palmöl-Produzenten könnte dafür Sorgen, dass einheimisches Rapsöl bald ersetzt wird – was wiederum problematisch für die hiesige Natur und unsere Tiere wäre.

Palmöl ist billig. In Deutschland enthält fast jedes zweite Produkt den Rohstoff. Das ist problematisch, denn die weltweit steigende Nachfrage nach Palmöl führt dazu, dass vor allem Indonesien und Malaysia ihre Regenwald- und Torfgebiete massiv abholzen und zerstören. Die beiden Länder liefern zusammen 85 Prozent der Weltproduktion. Die so angelegten Monokulturen vernichten jegliche Biodiversität, mit Folgen für Klima und Bevölkerung. Mit den Fakten und Problemen rund um Palmöl haben wir uns schon gründlich auseinandergesetzt, beispielsweise hier, hier und hier.

Palm- statt Rapsöl?

Die knallgelben Rapsfelder, die aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht mehr wegzudenken sind, könnten wegen zunehmenden Palmöl-Importen verschwinden. Doch wie wichtig ist Rapsöl eigentlich für die Bauern? Um diese Frage zu beantworten, hier einige Fakten zu Raps: Die schwarzen Rapskörner werden nach der Ernte zu Speiseöl verarbeitet, die Reste als energie- und proteinreicher „Kuchen“ an das Vieh verfüttert. Das spannende und lukrative an Raps:

  • Die Produktion konnte in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt werden
  • HOLL-Raps ist, auch in erhitztem Zustand, nicht krebserregend. Es eignet sich besonders zum Frittieren und heißem Anbraten – aus der Gastronomie also fast nicht mehr wegzudenken

Diese Erfolgsgeschichte könnte aber bald ein Ende haben.

Freihandelsabkommen gefährdet Flora und Fauna

Die EFTA-Staaten, das heißt die Länder der europäischen Freihandelszone, zusammen mit der Schweiz, verhandeln aktuell mit den beiden Haupt-Palmöl-Lieferanten Malaysia und Indonesien. Details, über welche Produkte verhandelt wird, sind noch nicht bekannt.

Dennoch schätzen Experten wie Beat Röösli vom Schweizer Bauernverband, dass die beiden Länder besonders auf ein Palmöl-Freihandelsabkommen pochen und auf einen Zollabbau im Bereich Pflanzenölen bestehen werden. Die Folge in der freien Marktwirtschaft?

Der Preis von Palmöl sinkt und der Import wird attraktiver. Dies steigert den Druck auf hiesig produziertes Rapsöl, da es in praktisch allen Speisen fast eins zu eins durch Palmöl ersetzt werden kann. Insbesondere betroffen wärem industriell verarbeitete Lebensmittel, die große Mengen an Öl verschlingen. Auch ist der typische Konsument dieser meist günstigen Lebensmittel nicht so sehr daran interessiert, woher die Rohstoffe für seine Fertignahrung kommt.

Vorstoß im Parlament

Andrea Koch vom Schweizerischen Getreideproduzentenverband befürchtet nicht nur Folgen für den Rapsanbau, sondern den Ackerbau im Allgemeinen. Als Grund gibt er die Rentabilität von Raps an: „Raps ist eine der wenigen Ackerkulturen, deren Anbau sich bislang rentiert hat“, so Koch. Bauern sind gesetzlich verpflichtet, mehrere Kulturen gleichzeitig zu pflegen, auch solche, die sich umsatzmäßig nicht so lohnen, wie Raps. Aber durch die Rapsgewinne fällt die Ackerbau-Bilanz dennoch positiv aus. Dieses Modell würde schnell der Vergangenheit angehören, wenn Gewinne mit Raps sinken.

Auch aus ökologischer Sicht erheben sich kritische Stimmen, wie am Anfang des Berichts bereits kurz skizziert wurde.

TTIP birgt ebenfalls Gefahren

Auch das drohende Freihandelsabkommen, das Transatlantic-Trade-and-Investment-Partnership-Abkommen (TTIP) zwischen der EU und den USA könnte dazu führen, dass noch mehr billiges Palmöl nach Europa und in die Schweiz geschwemmt wird – beispielsweise mit Lebensmitteln oder anderen Produktem, die nicht klar gekennzeichnet werden müssen. Oder weil andere palmölhaltige Produkte, wie beispielsweise Lippenstifte, Seife, Schampoos, Waschmittel und Biokraftstoff unverzüglich billiger importiert werden können.

In den Medien wird berichtet, dass die Gefahr für kleine landwirtschaftliche Betriebe durch ein Inkrafttreten von TTIP akut ist: Ein solcher Betrieb könnte allein dadurch zugrunde gehen, dass in den USA viel größere Flächen genutzt werden und importierte, in Großbetrieben produzierte Lebensmittel, einfach viel billiger sind. Das erhöht den Druck auf unsere Produzenten, die wiederum mit erhöhter Produktivität reagieren müssen – auf Kosten der Natur.