Nachhaltigkeit

Tupper-Boxen aus Birkenrinde

05. Dez. 2017 von

Plastikboxen in der Küche und für unterwegs sind megapraktisch. Doch eben aus – Plastik. Jetzt gibt es eine umweltschonende Alternative, die nicht nur besser aussieht, sondern auch eine jahrhundertelange Tradition hat.

Die Tuesa-Behälter aus Birkenrinde haben eine lange Reise hinter sich, bis sie in ihrem neuen Zuhause ankommen. Die samtartige und gemaserte helle Rinde und das mit natürlichem Bienenwachs behandelte Zedernholz stammen aus den Wäldern der sibirischen Taiga und ihre Verarbeitung hat eine lange Tradition. Die Designerin Anastasiya Koshcheeva, die seit Langem Berlin ihr zweites Zuhause nennt, wuchs selbst in der sibirischen Stadt Krasnoyarsk auf, kennt das Handwerk noch aus ihrer Kindheit und konnte so daraus ihr eigenes Design schaffen. Die feuchtigkeitsabweisende und leichte Birkenrinde ist das perfekt geeignete Material, um daraus Aufbewahrungsbehälter für Lebensmittel zu fertigen, denn natürlich ätherische Öle wirken antibakteriell, isolierend und halten Reis, Tee oder Gewürze länger frisch.

Antibakteriell und isolierend zugleich

Für die Tuesa-Behälter nutzt Koshcheeva die Besonderheiten der Birkenrinde für ein funktionales Produkt, denn sie vereint Fähigkeiten von Leder, Holz und Papier in Einem. In Gegenden Russlands, Skandinaviens oder Kanadas gilt sie bereits seit Jahrhunderten als Wundermittel und geschnitzte Behälter aus Birkenrinde, sogenannte Tujes haben in Russland eine lange Geschichte. Mit dem Aufkommen von industriell hergestellten Aufbewahrungsdosen nahm sie allerdings ein langsames Ende. Heutzutage steht in den Regalen Tupperware und die spezielle Handwerkskunst wird hauptsächlich für die Massenproduktion von Souvenirs und den Verkauf an Touristen am Flughafen verwendet.

Designerin Anastasiya Koshcheeva war es deshalb eine Herzensangelegenheit, bei der Produktion mit kleinen Familienunternehmen zu kooperieren und sie von ihrem neuen Konzept zu überzeugen, anstatt Massenware zu fertigen. Ein leichter Weg war es allerdings nicht. Heute arbeitet sie mit der Firma Sagaan zusammen, ihrem Vertriebspartner und Birkenrinden-Lieferanten. Die Idee von Saagan ist es laut Gründer Tim Mergelsberg, das Handwerk und das wertvolle Wissen dahinter aufrecht zu erhalten, indem mit kleinen Betrieben und sozialen Einrichtungen in strukturschwachen Regionen Sibiriens zu fairen Konditionen zusammengearbeitet wird. Dazu gehört auch eine angemessene Bezahlung, die auch für Anastasiya Koshcheeva unabdingbar ist.

Faire Arbeitsbedingungen und schonende Ernte

Doch wie fällt die ökologische Bilanz aus? Für die Tuesa-Behälter arbeiten Koshcheeva und Sagaan bewusst mit Betrieben zusammen, die den Wald nachhaltig nutzen. Wird die äußere Schutzschicht der Birkenrinde in den richtigen Monaten und aufwendig von Hand geerntet, trägt die Birke keinerlei Schaden, sondern kann ungehindert wachsen. Einen großen Anteil tragen ohnehin Bäume, die kurz vor dem Einschlag stehen. Zero-Waste ist das Ziel und es geht auf, denn für Produktionsreste wie Späne und Verschnitte wurde ein Weg gefunden, sie weiter zu verarbeiten. Die traditionelle Technik sorgt für eine nachhaltige Ernte, für die Zukunft ist allerdings noch geplant, die Methode auf Nachhaltigkeit zertifizieren zu lassen.

Anders als die ursprüngliche Handwerkstechnik verwendet Koshcheeva bei ihrem Design die weiche Innenseite der Birkenrinde mit ihrer besonderen Maserung und verarbeitet sie mit auffälligen Nähten. Handgearbeitet und mit viel Präzision bringt sie die alte Tradition in einem innovativen Look zurück. Jedes Produkt ist einmalig, langlebig und eine schönere Alternative als jeder Plastikbehälter.

Der Artikel von Sharon Huppertz erschien zuerst im „enorm Magazin“.