Teil 4: Vegane Lebensweise

Treibhausgase, Grundwasser, Regenwald: Vegan für die Umwelt

07. März 2016 von

Wir – die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt – haben in unserer Codecheck-Reihe bereits erläutert, dass viele Menschen sich aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen für eine vegane Ernährung entscheiden. Es spricht jedoch noch ein weiteres Argument dafür, Fleisch, Fisch, Eier und Milch vom Speiseplan zu streichen.

Die industrielle Tierhaltung ist für eine Vielzahl der heutigen Umweltprobleme mitverantwortlich und hat teilweise sogar den größten Anteil daran. Wer sich vegan ernährt, kann daher einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieser Probleme leisten.

Gülle

In Deutschland werden jährlich rund 191 Millionen Kubikmeter Dünger auf den Feldern verteilt. Meist besteht dieser Dünger aus Gülle – dem Kot und Urin landwirtschaftlicher „Nutztiere“, die beispielsweise das Wasser stark belasten. Schädliche Stoffe wie Nitrate gelangen über die Gülle in Bäche und Flüsse und darüber auch ins Meer.

Die Bundesregierung berichtet, dass knapp die Hälfte von 162 ausgesuchten Grundwassermessstellen eine hohe Nitratbelastung aufweisen. Dies ist bedenklich, da aus dem Grundwasser auch Trinkwasser gewonnen wird, dessen Qualität durch einen erhöhten Nitratgehalt beeinträchtigt werden kann. Nitrat kann außerdem der Gesundheit schaden, wenn es unter bestimmten Bedingungen in krebserregendes Nitrit umgewandelt wird, das für Säuglinge lebensbedrohlich ist.

Treibhausgase

14,5 % aller durch den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen sind auf die Tierhaltung zurückzuführen. Damit gehört sie zu den stärksten Verursachern des Treibhauseffekts und damit des Klimawandels. Studien zeigen deutlich, dass die Treibhausgasemissionen durch einen geringeren Konsum von Fleisch und Milchprodukten deutlich reduziert werden können.

Laut WWF sind rund 70 % der direkten Treibhausgasemissionen unserer Ernährung auf tierliche Produkte zurückzuführen, auf pflanzliche Produkte hingegen nur knapp ein Drittel. Einprägsam werden diese Zusammenhänge, wenn man die verschiedenen Ernährungsweisen in zurückgelegte Autokilometer und die dadurch erzeugten Emissionen umrechnet: Eine (Bio-)Ernährung, die sämtliche Tierprodukte einschließt, läuft demnach auf eine Pro-Kopf-Jahresstrecke von Berlin nach Bagdad (Irak) hinaus. Demgegenüber reist man mit einer pflanzlichen Ernährung ohne Fleisch und Milch gerade einmal von Berlin nach Nürnberg. Kurz gesagt: Je pflanzlicher die Ernährung, desto klimafreundlicher ist sie.

Regenwälder und Böden

Jede Sekunde wird weltweit eine Waldfläche vernichtet, die so groß ist wie ein halbes Fußballfeld. Diese Flächen werden vor allem als Weideflächen und zur Produktion von Futtermitteln für die „Nutztierhaltung“ benötigt. Dies betrifft allein 80 % der bisher gerodeten Fläche im Amazonasregenwald. Der Regenwald wird nicht umsonst die „grüne Lunge“ der Erde genannt.

Da die dort beheimateten Pflanzen das klimaschädliche Gas Kohlendioxid binden, spielt er eine entscheidende Rolle bei der Reinigung der Luft. Durch die Rodung werden diese Pflanzen jedoch zerstört. Durch ihr Abbrennen gelangt außerdem zusätzliches Kohlendioxid in die Atmosphäre. Um ausreichend Futtermittel zu produzieren, müssen Böden intensiv bewirtschaftet werden.

Das geht mit weitreichenden negativen Konsequenzen einher – nicht nur für den Regenwald, sondern weltweit: Bereits ein Drittel der globalen Ackerböden ist mittelgradig bis stark geschädigt, ein weiteres Drittel leicht. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, kann sich die Fruchtbarkeit der Böden immer weiter vermindern. Dadurch verschlechtern sich die Anbaubedingungen; weltweite Hungerkrisen wären die Folge.

Nicht nur Umwelt- und Tierschutzverbände haben mittlerweile erkannt, dass unsere Ernährungsweise sich auf die Umwelt auswirkt. Auch offizielle Behörden weisen immer häufiger in Stellungnahmen darauf hin. Das Umweltbundesamt (UBA) hat erst kürzlich in einem Bericht darauf hingewiesen, dass „für die Erzeugnisse tierischen Ursprungs wie Fleisch und Milchprodukte und Eier mehr Fläche und Wasser erforderlich sind und durch sie mehr Treibhausgas-Emissionen verursacht werden als durch Erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs.“

Das UBA empfiehlt der Bundesregierung, die Transformation des Ernährungssystems voranzutreiben – allen voran mit der Reduzierung des Konsums tierlicher Produkte.