Essen retten statt neues kaufen

„Too Good To Go” – Eine App gegen Foodwaste

18. Sept. 2019 von

Lebensmittelabfälle verschwenden Ressourcen und sind schädlich für Umwelt und Klima. Die App „Too Good To Go“ hilft dabei, Lebensmittel aus Gastronomie und Supermärkten vor dem Mülleimer zu retten. Wir haben mit Franziska Lienert von „Too Good To Go" unter anderem darüber gesprochen, woher die Idee für die App kam und wie viel Kilogramm CO2 pro gerettete Mahlzeit gespart werden.

Foodwaste belastet Klima und Umwelt

Ein Drittel aller Nahrungsmittel landen im Müll. Allein in Deutschland werden 11 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr entsorgt. So entstehen mehr als 38 Millionen Tonnen Treibhausgase, gut 43.000 Quadratkilometer landwirtschaftlicher Fläche, die unnötig genutzt werden und 216 Millionen Kubikmeter verschwendetes Wasser.

In der Gastronomie und Supermärkten sind die Hauptgründe für diesen Überfluss unter anderem fehlendes Wissen über Abfallmengen, falsche Lagerung oder auch Schwierigkeiten bei der Nachfragekalkulation und dem Verbrauch. Oft wird schlicht zu viel eingekauft und zubereitet.

Zu den Lebensmitteln, die ungegessen in der Tonne landen, gesellt sich das unnötig verwendete Verpackungsmaterial, das wiederum Abfall und CO2 verursacht.

Food waste
Shutterstock

Das summiert sich nicht nur in der Tonne, sondern auch in der Klima-Rechnung:

„Pro Portion und Kilogramm Lebensmittel werden in der Produktion, unter anderem durch die Bestellung der Felder, Verpackung und Transport CO2 ausgestoßen”, so Franziska Lienert von „Too Good To Go”. „Wird ein Lebensmittel dann auch noch entsorgt, kommen die Müllverarbeitung und der CO2-Ausstoß auf den Müllhalden hinzu. Pro geretteter Portion spart man also 2,5 Kilogramm CO2 ein.“

WinWin bei jeder geretteten Mahlzeit

Essen vor der Mülltonne zu retten, ist eine gute Sache - der einzige Haken ist die Logistik. Wie kommt eine nicht verwendete Mahlzeit zum hungrigen Konsumenten? Hier setzt „To Good To Go” an. Die App verbindet Konsumenten mit Gastrobetrieben und Supermärkten und vermittelt Mahlzeiten zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises.

Gastronomiebetriebe erkennen oft schon während der Hauptgeschäftszeit, was am jeweiligen Tag übrig bleiben wird. Sie stellen die überschüssigen Mahlzeiten bei „Too Good To Go” ein. Die User bezahlen das Essen im Vorfeld und hohlen es nach der Rushhour, meistens kurz vor Ladenschluss, ab.

Für die Konsumenten ist die App kostenfrei; sie bekommen Mahlzeiten zu einem wesentlich günstigeren Preis. Gastronomische Einrichtungen oder Supermärkte bezahlen jährlich 39 Euro, plus 1,09 Euro je verkaufter Portion Essen.

4.000 Tonnen CO2 gespart

Das „Too Good To Go”-Netzwerk wird stetig grösser. „Wir sind bereits in 400 Städten in Deutschland vertreten”, erklärt Franziska Lienert. „Allein in Deutschland beteiligen sich bereits 3.500 Betriebe an dem Netzwerk und bedienen eine zwei Millionen starke Community. Hier wurden bereits über 1,5 Millionen Mahlzeiten gerettet und damit circa 4.000 Tonnen CO2 eingespart.“

Wie Lienert weiter erklärt, ist das aber erst der Anfang: „Der größte Teil unseres Teams beschäftigt sich ausschließlich damit, Läden unser Konzept vorzustellen.” Auch Medien greifen das Thema Foodwaste auf und berichten über das Projekt und die App, so dass immer mehr Einrichtungen auf „Too Good To Go“ aufmerksam werden und sich der Initiative anschließen wollen.

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Eine dänische Idee

Die Idee zu „Too Good To Go” entstand im Jahr 2015 in einem Buffetrestaurant in Kopenhagen. Fünf jungen Männern, die in einem Lokal zu Gast waren, fiel auf, dass am Ende des Tages noch sehr viel vom Buffet übrig war. Sie erkundigten sich, was mit dem Essen passiere und erfuhren, dass es entsorgt werden würde. Weitere Nachforschungen offenbarten schnell: Essen entsorgen ist gängige Praxis. Das wollten sie nicht akzeptieren: „Too Good To Go” war geboren.

Das Konzept zur App stieß auf offene Ohren. Die Dänen fanden bald schon eine Investorin, die mittlerweile CEO von „Too Good To Go” ist. Nach vier Jahren auf dem Markt feiert die App internationale Erfolge. Mittlerweile wird „To Good To Go” in 11 Ländern genutzt.

Weiterführende Links:

- „Too Good To Go“

- Lebensmittelverschwendung in Deutschland

- Umweltschäden durch Lebensmittelverschwendung

- „To Good To Go“-Firmengeschichte