Kinderzahncremes im „Öko-Test“

Titandioxid und Blei in Zahnpasta für Kinder

24. Feb. 2023 von

Das können wir nicht verstehen: Obwohl Titandioxid in Lebensmitteln inzwischen verboten ist, ist der umstrittene Farbstoff in Baby- und Kinderzahncremes immer noch erlaubt. „Öko-Test“ hat 24 Zahnpasten getestet, die für Kinder bis maximal sechs Jahre ausgelobt sind. In fünf Produkten fanden die Prüfer:innen den Inhaltsstoff, darunter in Markenzahncremes von Blend-a-med und Odol-med 3.

  • Auch wenn Zahncremes mit Titandioxid nicht akut giftig sind, rät Dir „Öko-Test“, die im Test wegen Titandioxid oder Blei „ungenügenden“ Produkte besser zu entsorgen.
  • Hersteller müssen den problematischen Stoff Titandioxid in der Inhaltsstoffliste auf der Verpackung deklarieren. Er verbirgt sich häufig hinter dem Kürzel CI77891 oder der Bezeichnung Titanium Dioxide bzw. als CI77891 [nano] oder Titanium Dioxide [nano].
  • Erfreulich: Vier Produkte kann „Öko-Test“ mit der Bestnote „Sehr gut“ empfehlen:

Weil Babys und Kinder beim Zähneputzen Zahnpasta häufig verschlucken, ist es nicht nachvollziehbar, dass fünf der 24 ab dem Babyalter ausgelobten Kinderzahncremes im Test den problematischen weißen Farbstoff Titandioxid enthalten. Der Stoff steht schon seit bald zwei Jahren in der Kritik, weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass er das Erbgut schädigt. „Öko-Test“ und CodeCheck empfehlen daher, dass Du die betroffenen Zahncremes besser nicht verwendest.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Gut“

Titandioxid: Verbot in Kosmetik überfällig

In Lebensmitteln ist der Zusatzstoff Titandioxid (E171) seit August 2022 verboten. Bereits im Mai 2021 hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Titandioxid als nicht sicher eingestuft. Sie stützte sich bei der Entscheidung auf eine neue Studienlage, nach der die Behörde nicht ausschließen konnte, dass der Stoff erbgutschädigend sein könnte.

Jedoch: Das Verbot gilt nicht für Kosmetika. Deswegen gibt es auch noch keine Regelung für Baby- und Kinderzahnpasta, obgleich Kinder diese erfahrungsgemäß verschlucken. Die EU-Kommission will erst in diesem Jahr eine Bewertung des Stoffes in Kosmetika veröffentlichen. „Öko-Test“ ist aber schon jetzt der Meinung: Der Stoff hat in Kosmetikprodukten, die verschluckt werden können, nichts zu suchen und fordert: Raus damit! Dieser Forderung schließen wir uns an.

Ebenso problematisch: Zahnpasta mit Blei

In dem Naturkosmetikprodukt Ben & Anna Zahnpasta Strawberry Fluoride for Kids hat das von „Öko-Test“ beauftragte Labor Blei nachgewiesen. Es ist für Kinder besonders gefährlich, da es das Gehirn schädigen kann. Selbstverständlich ist das Schwermetall kein zugelassener Inhaltsstoff für Kosmetik. Da aber andere erlaubte, natürliche Bestandteile mit Blei verunreinigt sein können, tolerieren die Behörden geringe Bleigehalte in Zahnpasta mit mineralischen Bestandteilen. Der in der getesteten Ben-&-Anna-Zahnpasta gemessene Gehalt lag jedoch oberhalb dessen, was das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) als technisch unvermeidbare Spuren ansieht. Dafür gibt es von „Öko-Test“ ein „Ungenügend“.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“

Fluorid gegen Karies

Bei der Bewertung des Fluoridgehalts in Kinderzahnpasta orientiert sich „Öko-Test“ an der gemeinsamen Empfehlung von Expertennetzwerk „Gesund ins Leben“, Kinderärzt:innen und Kinderzahnärzt:innen, veröffentlicht im April 2021. In ihrem aktuellen Konsensuspapier zur „Kariesprävention im frühen Säuglings- und Kindesalter“ raten sie, dass Du Deinem Säugling vor dem Durchbruch des ersten Zähnchens täglich eine Kombinationstablette mit 0,25 mg Fluorid und 400 bis 500 I.E. Vitamin D gibst. Ab dem ersten Zahn solltest Du für Dein Kind dann entweder eine Zahncreme mit 1.000 ppm Fluorid verwenden und Vitamin D ohne Fluorid geben oder noch bis zum Alter von zwölf Monaten bei den Kombitabletten und fluoridfreier Zahncreme bleiben.

„Öko-Test“ bemängelt, dass sich dieser Hinweis leider nicht direkt auf den fluoridfreien Zahncremes befindet. Auch der auf diesen Zahncremes wichtige Hinweis, dem Baby anderweitig die passende Menge Fluorid zu geben, fehle auf vier Produkten. Da die Fachleute für Kinderzahncreme von null bis sechs Jahren einen Fluoridgehalt von 1.000 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg oder ppm) empfehlen, erachten die Testredakteur:innen eine geringere Fluoridkonzentration von 500 ppm deshalb als überholt.

Maltodextrin begünstigt Karies

In der Inhaltsstoffliste des Logodent Happy Kids, Erdbeer-Zahngels findet sich Maltodextrin, ein Stoff aus dem Abbau von Stärke. Er begünstigt Karies. „Öko-Test“ sagt: In Zahnpasta hat Maltodextrin nichts zu suchen.

Glimmerstoff Mica nicht zweifelsfrei ohne Kinderarbeit

Auf den Verpackungen der Marken Sensident, Putzi und Blend-A-Med ist Mica deklariert. Das Mineral, auch Glimmer genannt, lässt Zahncreme glitzern. Allerdings werden für dessen Abbau oft Kinder ausgebeutet. Keiner der Hersteller hat auf die Anfrage von „Öko-Test“ hin die Lieferkette bis zurück zur Mine offengelegt. Deshalb lässt sich Kinderarbeit bei diesen Produkten nicht ausschließen.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest Du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

Weiterführender Link

Zusatzstoff E171 ab sofort in der EU nicht mehr erlaubt

Öko-Test-Logo
Öko-Test