Zuckerersatz

Stevia: Zucker, der nicht dick macht?

16. Sept. 2016 von

Süßen ohne Kalorien, Kariesgefahr und Auswirkungen auf den Insulinspiegel – das verspricht die Zuckeralternative Stevia. Warum süßen dann nicht alle mit dem Kraut?

Die Steviapflanze (Stevia rebaudiana) sieht ein wenig aus wie eine Mischung aus Melisse und Basilikum. Ihre Blätter schmecken unterschiedlich süß – von Lakritz bis bitter. Im Ursprungsland Paraguay benutzen es die Menschen beispielsweise um Tee zu Süßen oder kauen und lutschen es zum Genuss.

Die aus den Blättern der Steviapflanze gewonnenen Stevioglycoside sind süßer als Zucker (200 bis 300-mal süßer als Saccharose), frei von Kalorien und ohne Kariesrisiko für die Zähne. Zudem beeinflussen sie den Blutzuckerspiegel nicht, was das Süßungsmittel vor allem für Diabetiker interessant macht.

„Man sollte wissen, dass die Produkte im Handel keine Naturprodukte sind“, sagt Elektra Polychronidou vom „Deutschen Institut für Ernährungsforschung“ gegenüber dem „Spiegel“. Bei der Herstellung des Süßungsmittels werden die Stevioglykoside mittels eines komplizierten chemischen Verfahrens von den gesunden Inhaltsstoffen der Steviapflanze getrennt. Bio-Stevia gibt es demnach nicht.

Wie viel Stevia ist zu viel?

Nach einer Studie der „European Food Safety Authority“ (EFSA) ist Stevia seit 2011 auch i Deutschland zugelassen. Bedenkenlos seien demnach vier Milligramm Stevioglykoside pro Kilo Körpergewicht. „Bei einer 60 Kilogramm schweren Frau entspricht das einer Süßstoffmenge von 240 Milligramm, ungefähr so viel wie ein halber Schokoriegel enthält,“ rechnet der „Stern“.

Das Problem mit Stevia

Zum einen stört viele Konsumenten der etwas bittere Nachgeschmack und lassen Steviaextrakt daher lieber im Regal stehen. Man kann den Eigengeschmack allerdings auch mit Gewürzen wie Zimt oder Anis überdecken.

Zum anderen: „Vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht reichen nicht aus, um eine Limonade ausschließlich mit Stevia zu süßen“, so Udo Kienle, Agrarwissenschaftler der Universität Hohenheim, gegenüber dem „Stern“. Weiter heißt es hier: „Um einen Liter handelsüblicher Limonade ausreichend zu süßen, müssten Lebensmittelhersteller die erlaubte Dosis verdreifachen. Somit bleibt den Firmen nichts weiter übrig, als den Rest mit Zucker aufzufüllen.“

Bestes Beispiel hierfür: „Coca-Cola Life“ mit Stevia, welche immernoch 34 Gramm ZUcker pro halben Liter enthält und damit den Tagesbedarf an Zucker laut WHO-Richtlinien deutlich übersteigt.