Nachhaltiges Geschäftsmodell

So setzt die Plastic Bank Plastik als Währung ein

07. Sept. 2020 von

Unvorstellbare Mengen an Plastikmüll treiben bereits in unseren Weltmeeren und gefährden die darin lebende Tierwelt und schädigen die Umwelt. Eine Bank hat nun ein cleveres Geschäftsmodell entwickelt, von dem sowohl die Natur als auch in Armut lebende Einheimische profitieren: Plastik gegen Geld oder Sozialleistungen. Einige Unternehmen arbeiten bereits mit der Plastic Bank zusammen und unterstützen sie in dem so wichtigen Kampf gegen die Umweltverschmutzung der Gewässer.

Über zehn Millionen Tonnen Plastik gelangen pro Jahr in unsere Meere, von denen über 90 Prozent auf den Meeresboden sinken. Da Kunststoff nur sehr langsam durch Sonne, Temperatur und mechanische Einflüsse wie Salz- und Sandkörner zersetzt wird, treibt es von zehn bei einer Einkaufstüte bis zu 450 Jahren bei einer PET-Flasche in den Ozeanen. Die beim Zerfall entstehenden Partikel werden von Meerestieren als Nahrung aufgenommen. Darüber hinaus verfangen sich Schildkröten, Delfine und viele andere Meeresbewohner in alten Fischernetzen und gehen grausam zugrunde. 135.000 Meeressäuger und eine Million Fische sterben jedes Jahr an den Folgen dieser Vermüllung. Eine Bank will gegen diese Naturkatastrophe mit einer innovativen Idee ankämpfen – und setzt dabei Plastik als Währung ein.

Was ist die Plastic Bank?

Die Plastic Bank ist ein globales Netzwerk aus Mikro-Recyclingmärkten, die für die arme Bevölkerung in Drittweltländern durch Säubern der Umwelt eine Verdienstmöglichkeit schafft. Die Plastic Bank wurde von David Katz mit Sitz im kanadischen Vancouver gegründet, mit dem Ziel, die Meere von Plastikmüll zu befreien und gleichzeitig die Lebensbedingungen der ärmeren Bevölkerung zu verbessern. Damit macht er sich stark für die Revolutionierung des weltweiten Recyclingsystems und die Bewegung hin zu einer regenerativen, integrativen Kreislaufwirtschaft für Plastik.

In diesem Video des GREENTECH FESTIVALS erklärt Gründer David Katz, wie die Plastic Bank Armut bekämpfen kann.

Wie funktioniert das Konzept der Plastic Bank?

„Eine Bank, die Plastik nimmt“, so beschreibt David Katz die Kernidee des Start-ups. Dafür errichtet die Bank in Ländern mit hoher Armutsquote und ohne eine funktionierende Abfallwirtschaft Sammel- und Recyclingstationen für Plastik. Diese werden strategisch an Küstenorten gebaut, wo Recyclingmaterialien für die Rückführung in die globalen Lieferketten aufbereitet werden. Bisher gibt es 26 Sammelstellen in Indonesien, Brasilien, Haiti, Ägypten und auf den Philippinen. Dieser Inselstaat zählt zu den fünf Ländern, die für beinahe 60 Prozent des weltweiten Plastikmülls verantwortlich sind.

Müllsammler erhalten in diesen Einrichtungen in Abhängigkeit von Gewicht und der Plastikart gegen Kunststoffabfall digitale Wertmarken, die für Lebensmittel, medizinische Versorgung, Schulbildung, Strom und Gas oder auch WiFi-Minuten eingetauscht werden können. Die Plastic Bank macht auf diese Weise Kunststoffabfälle zu einer Währung. Das abgegebene Plastik wird anschließend zerkleinert, sortiert und der Recycling-Wertschöpfungskette zugeführt. Am Ende des Prozesses entsteht „Social Plastic“, das Unternehmen für ihre Produkte und als Verpackungsmaterial verwenden.

Über 12 Millionen Kilogramm Ozeanplastik wurden durch die Plastic Bank bereits gesammelt. Dies entspricht über 600 Millionen Plastikflaschen, über eine Milliarde Kaffeebecher und 500 Milliarden Plastikstrohhalme.

Folgende Unternehmen unterstützen die Plastik Bank bereits

Zahlreiche globale Partner wie IBM, Shell Energy, Aldi und Henkel sind bereits Partner der Plastic Bank und unterstützen sie auf unterschiedliche Arten. Als erstes globales Konsumgüterunternehmen ging Henkel bereits 2017 eine Partnerschaft mit der Plastic Bank ein, die 2019 um weitere fünf Jahre verlängert wurde. Henkel wird Projekte in Haiti, Indonesien, Ägypten und auf den Philippinen unterstützen. 2020 sollen über 600 Tonnen des recycelten Plastiks für seine Verpackungen eingesetzt werden. Für eine Limited Edition von Nature Box Shampoo und Duschgel sowie für Fa Duschgels wurden bis zu 50 Prozent des Social Plastic verwendet, ebenso für Sidolin Streifenfrei und Silan Balance Weichspüler.

Dank der Unterstützung von Aldi Süd und Aldi Nord wurde auf den Philippinen eine zweite Sammelstelle erbaut. Hofer (Aldi in Österreich) wiederum brachte in Kooperation mit der Plastic Bank eine neue Serie seiner Kulttragetaschen auf den Markt. Designt wurde die „Regionale Tasche“, „Emotionale Tasche“ oder „Lifestyle Tasche“ von österreichischen Künstlern/innen, die damit eine Plattform für ihre Arbeit erhielten. Zudem wird auf diese Weise Plastikmüll reduziert und in Armut lebende Menschen vor Ort erhalten eine Verdienstmöglichkeit. Auch die Rossmann-Marke Isana arbeitet seit diesem Frühjahr mit der Plastic Bank zusammen.

Kreislaufwirtschaft als Lösung für globales Plastikproblem

Plastik ist zu wertvoll, um einfach nur verbrannt zu werden oder gar unsere Umwelt zu verschmutzen. Wird es recycelt, kann es für neue Produkte wiederverwendet und so der Wertschöpfungskette zugeführt werden. Ein geschlossener Kreislauf für Plastik und die Idee der Plastic Bank kann daher neben dem Überdenken unserer Wegwerfgesellschaft die Lösung für unser Plastikproblem sein. Denn es betrifft uns alle.

Der zusätzliche Effekt, bedürftigen Menschen ein geregeltes Einkommen zu sichern, hilft zudem im globalen Kampf gegen Armut. Es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Unternehmen auf diesen Zug aufspringen, sich für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft von Kunststoff einsetzen und recyceltes Plastik für ihre Produkte nutzen.

Weiterführende Links:

- Plastikmüll und seine Folgen

- Die Plastic Bank

- Henkel baut Partnerschaft mit Plastic Bank aus

- ROSSMANN-Marke ISANA kooperiert mit der Plastic Bank