Bewusster Fleischkonsum

So leben Schweine in der Massentierhaltung

16. Jan. 2018 von

Rund 27 Millionen Schweine gibt es laut „Statistischem Bundesamt“ in Deutschland. Immer mehr leben in großen Betrieben, in denen Tausende Schweine gehalten werden. Wie ergeht es ihnen dort?

In den letzten 15 Jahren haben laut Fleischatlas der „Heinrich Böll Stiftung“ und des „BUND“ viele bäuerliche Betriebe schließen müssen. In den meisten Regionen Deutschland waren es sogar über 80 Prozent, die die Schweinemast einstellten. Sie konnten mit den großen Betrieben nicht mehr mithalten. Die Folge: Massentierhaltung wird immer mehr die Regel.

Ein Quadratmeter pro Schwein

Heute lebt die Hälfte der Mastschweine laut „Statistischem Bundesamt“ mit 1.000 bis 5.000 Artgenossen zusammen. Betriebe, die nur die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen, rechnen für jedes ausgewachsene Mastschwein einen Quadratmeter ein. Die größten wachsen auf einen Meter heran – bei einer Länge von zwei Metern. Da bleibt kaum Platz, um sich zu bewegen.

Früher lebten Schweine in Wäldern. Sie durchwühlten die Böden, um Wurzeln, Würmer und Pilze zu finden. Organisiert waren sie in Herden. Hatten zwei Männchen ein Auge auf dasselbe Weibchen geworfen, kam es zu Imponiergehabe und Hierarchiekämpfen. Für dieses Verhalten gibt es in der Massentierhaltung allerdings keinen Platz.

Gesundheitsrisiken durch Massentierhaltung

Über 90 Prozent der Schweine leben in Ställen mit sogenannten Spaltenböden. In regelmäßigen Abständen wurden Spalten in die Böden gesetzt, damit Kot und Urin hindurchfallen und schnell beseitigt werden können. Für die Tiere birgt der Beton jedoch laut „Albert Schweitzer Stiftung“ viele Nachteile.

Da es nichts zu tun gibt, liegen die Schweine oft auf den harten Böden herum. Das kann zu Gelenkerkrankungen oder Schleimbeutelentzündungen führen. Scharfe Kanten können außerdem Verletzungen hervorrufen. Weitere Probleme bereitet Ammoniak, das vom Kot unterhalb der Spaltböden aufsteigt. Es kann Atemwege und Lunge schädigen.

Die Haltung auf engstem Raum hinterlässt aber auch andere Spuren – vor allem, wenn man bedenkt, dass Schweine intelligente Tiere sind. Wenn man ihnen einen Namen gibt, hören sie darauf. In der Massentierhaltung beginnen Schweine damit, sich in die Ohren oder die Schwänze zu beißen. Auch zu Streitigkeiten und sogar zu stressbedingten Todesfällen und Kannibalismus kommt es hin und wieder. Der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik führt das auf mangelnde Beschäftigung und Lärm zurück.

Um Schäden gering zu halten, werden manchmal Zähne abgeschliffen oder Schwänze gekürzt. Eine Lösung, die allerdings neue Probleme schafft.

Ferkel in der Massentierhaltung

Weibchen wurden in den letzten Jahren so gezüchtet, dass sie immer mehr Ferkel werfen. Die wachsende Anzahl des Nachwuchses geht aber häufig mit einem geringeren Geburtsgewicht einher. Schwache Ferkel haben in den Intensivhaltungen nur schlechte Überlebenschancen. Manchmal werden sie auch gezielt getötet.

Nach drei bis vier Wochen kommen die Ferkel in sogenannte Flatdecks. Dort sieht es ähnlich aus wie im restlichen Stall: Die Ferkel wachsen auf engem Raum mit wenig Beschäftigungsmöglichkeiten auf. Vier bis fünf leben auf einem Quadratmeter. Noch bis 2019 ist hier die betäubungslose Ferkelkastration erlaubt, so der „Tierschutzbund“. Warum? Weil ausgewachsene Eber einen Eigengeruch entwickeln, der den Verkaufswert des Fleischs mindert.

Wie leben Schweine in der ökologischen Landwirtschaft?

In Bio-Betrieben darf laut gesetzlichen Mindestanforderungen nur die Hälfte der Böden mit Betonspalten versehen sein. Hier haben die ausgewachsenen Mastschweine mit 1,5 Quadratmetern Mindeststallfläche auch etwas mehr Platz. Außerdem gibt es Stroh oder Sägespäne, die den Boden weicher machen und sich zum Wühlen eignen.

Die Tiere dürfen außerdem nach draußen. Im Außenstall steht den Schweinen fast so viel Platz wie drinnen zur Verfügung. Enge Flatdecks für Ferkel sind verboten.

Fleisch ist also nicht gleich Fleisch. Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich, um zu erfahren, wo die Tiere groß geworden sind. Denn am Ende bestimmt der Verbraucher, welche Tierhaltung er unterstützt.