Thrombosen, Schlaganfälle und Krebs

So gefährlich ist die Antibabypille

16. Aug. 2016 von

Thrombosen, Schlaganfälle und ein erhöhtes Krebsrisiko — die Antibabypille kann krank machen. Immer mehr Betroffene melden sich zu Wort und klagen gegen die Hersteller. Wie gefährlich ist das Verhütungsmittel wirklich?

„Minipillen“ sind besonders gefährlich

Lange Zeit wussten die wenigsten um die Risiken der Antibabypille. Dabei ist sie bei jüngeren Frauen laut dem „Stern“ bis heute Thrombose-Auslöser Nummer eins.

Populär wurde der Fall von Marion Larat, die seit 2012 um Schadensersatz kämpft. Nur vier Monate nachdem die Französin mit der Einnahme von „Meliane“, einer sogenannten „Pille der dritten Generation“ begann, erlitt sie eine Thrombose, die einen schweren Schlaganfall verursachte. Noch immer ist sie zu 75 Prozent behindert, schreibt „Arte“.

Leider ist das kein Einzelfall, hunderte Frauen klagen mittlerweile gegen Hersteller von Antibabypillen der dritten und vierten Generation, auch Minipillen genannt. Dazu gehören zum Beispiel die „Meliane", „Yasmin“, „Yasminelle“, „Melodia“, „Moneva“ und „Diane 35“.

Doppelt so hohes Thromboserisiko

Dass Antibabypillen der dritten und vierten Generation Embolien und Schlaganfälle verursacht haben, ist mittlerweile unstrittig. Bereits seit 1995 stehen die Minipillen unter Verdacht, Thrombosen auszulösen.

Schuld ist einiger neuerer Studien zufolge vor allem der enthaltene Wirkstoff Drospirenon. Im Vergleich zu Pillen der ersten und zweitem Generation wird bei Minipillen von einem doppelt so hohen Thromboserisiko ausgegangen.

Hohe Dunkelziffer

Rund 480 Verdachtsfälle von Frauen mit venösen Thromboembolien, die Drospirenon-Präparate eingenommen hatten, wurden dem „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) in den letzten 15 Jahren gemeldet. Darunter 16 Fälle mit Todesfolge, berichtet der „WDR“.

Jedoch repräsentieren die Zahlen kaum die Realität. Die Dunkelziffer ist hoch, denn nicht alle Betroffenen melden sich. Zudem können oder möchten nicht alle Ärzte Zusammenhänge zwischen der Pille und den entstandenen Nebenwirkungen sehen. Die wenigsten Fälle werden wirklich registriert.

Höheres Krebsrisiko durch die Pille

Nicht nur die Wahrscheinlichkeit von Thrombosen – auch das Risiko an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, steigt durch eine langzeitige Einnahme der Pille, wie Wissenschaftler der Berliner Charité laut „Gofeminin“ feststellten.

Auch das Brustkrebsrisiko soll durch die Pilleneinnahme erhöht sein. Denn generell gilt: Je länger eine Frau vermehrt Östrogenen ausgesetzt ist, desto größer wird die Gefahr, an einem Tumor zu erkranken, wie der „Stern“ schreibt.

Im „Bento“-Beitrag „Was die Pille mit dir macht – und was passiert, wenn du sie absetzt“ sprechen junge Frauen unter anderem auch über ihre Erfahrungen mit Depressionen im Zusammenhang mit der Einnahme der Pille.

Videobeitrag: „Frauen kämpfen gegen Bayer“

Auch Felicitas Rohrer wurde 2009 einige Monate nachdem sie eine neue Pille eingenommen hatte, mit einer doppelten Lungenembolie ins Krankenhaus eingeliefert. Sie wird wahrscheinlich niemals Kinder bekommen können und muss blutverdünnende Medikamente einnehmen.

Da die Antibabypille als Auslöser für die Embolie idenzitifiert wurde, verklagte die Deutsche 2011 den Pharmakonzern Bayer auf Schmerzensgeld und Schadensersatz und fordert, dass die gefährlichen Pillen vom Markt genommen werden. Denn: Im Beipackzettel der Antibabypille wurde nicht auf ein erhöhtes Thromboserisiko hingewiesen.

In den USA zahlte Bayer laut dem „WDR“ bereits zwei Milliarden Dollar Entschädigungen an Opfer seiner Antibabypillen. Natürlich außergerichtlich und ohne Schuldeingeständnis. Hierzulande spreche der Konzern nur von bedauerlichen Einzelfällen.

Todkrank durch die Pille? – Frauen kämpfen gegen Bayer“ (WDR, 2016)