Sind sie die bessere Alternative zu Tampons?
Um sich während ihrer Periode uneingeschränkt bewegen zu können, greifen Frauen am liebsten zu Tampons, immer öfter aber auch zu Menstruationstassen. Ökotest hat beides getestet - und können viele Produkte für die Monatshygiene empfehlen.
- Etwa ein Drittel der Menstruationstassen im Test bewerten sie mit Bestnote, ein paar weisen allerdings auch Mängel auf. Vier Menstruationstassen enthalten umweltgefährdende Silikonverbindungen.
- Die meisten getesteten Tampons schneiden mit "sehr gut" ab.
- Menstruationstassen oder Tampons: Es gibt keine eindeutige Antwort darauf, was nachhaltiger ist.
Die Zahlen sind eindeutig: Für die Menstruationshygiene greifen 96 Prozent der Frauen in Deutschland zu Einwegprodukten. Ihr klarer Favorit: Tampons. Drei Viertel der Frauen nutzen sie während ihrer Tage. Doch die Wegwerfvarianten verursachen viel Müll und verbrauchen Ressourcen.
Deshalb haben Menstruationstassen einen Lauf – Stichwort: Zero Waste. Vor allem bei jungen Frauen punkten die flexiblen Becher, die bei guter Pflege jahrelang halten. Ob sie nun für ihr Menstruationshygienemanagement – so der verschwurbelte Fachbegriff unter Marktforschern – eher Tampons oder Menstruationstassen verwenden, bleibt Privatsache.
Menstruationstassen im Test: Cups im Vergleich mit Tampons
Getestet haben sie beide Produktkategorien: insgesamt 23 Tamponmarken, etliche davon mit Öko-Anspruch, sowie 15 Menstruationstassen. Ökotest hat sie einem umfangreichen Praxistest unterzogen und in verschiedenen Labors auf bedenkliche oder umweltbelastende Substanzen untersuchen lassen.
Das Ergebnis: Egal ob Menstruationstassen oder Tampons, Frauen können unter vielen "sehr guten" Produkten auswählen. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie gar nichts zu bemängeln haben.
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Umweltgefährdende Silikone in Menstruationstassen
Kritik gibt es für das Material zweier Menstruationstassen im Test. Zwar ist der Griff der Cups vor allem dazu da, die Menstruationstasse in der Vagina zu finden, und nicht, um beim Entfernen daran zu ziehen. Doch da Menstruationstassen schließlich auf jahrelangen Gebrauch ausgelegt sind, sollte das Material entsprechend stabil sein. Der Griff zweier Cups löste sich allerdings zu leicht.
Bedenkliche Substanzen haben die Labore kaum in den Menstruationstassen im Test gefunden. Nur in einem Cup wurde die Silikonverbindung D4 nachgewiesen. Sie ist als fortpflanzungs- und umweltgefährdend eingestuft. Umweltgefährdend sind auch die Silikonverbindungen D5 und D6, die in insgesamt vier Menstruationstassen stecken.
Auch die Inhaltsstoffe der Tampons im Test waren weitgehend in Ordnung. Einzig bei einer Tamponmarke wies das Labor – wie schon in unserem letzten Test – umstrittene halogenorganische Verbindungen nach. Viele Vertreter dieser Stoffgruppe gelten als allergieauslösend.
Diese Menstruationstassen erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“
Tampons im Test: Zwei Marken mit Mängeln in der Praxis
In der Praxisprüfung wiesen zwei Tamponmarken leichte Mängel auf: Die Tampons einer Marke schwächelten etwas beim Zugtest – ihr Rückholfaden war nicht ausreichend reißfest. Eine andere Tamponmarke erwies sich für ein müheloses Einführen als etwas zu weich. Hinsichtlich der Saugkraft gab es jedoch bei keinem Tampon etwas auszusetzen.
Das toxische Schocksyndrom (TSS) ist ein sehr seltenes, aber lebensbedrohliches Organ- und Kreislaufversagen, das Mediziner mit der Verwendung von Tampons und Menstruationstassen in Zusammenhang bringen. Die Hersteller sollten in den Packungsbeilagen vor TSS warnen und darauf hinweisen, bei Verdacht einen Arzt aufzusuchen. Während alle Tamponmarken hier vorbildlich waren, fehlte dieser Warnhinweis bei einigen Tassen oder war unvollständig. Das bemängeln die Tester.
In Packungsbeilagen von fünf Tamponmarken im Test fehlten aus ihrer Sicht allerdings bestimmte Hinweise zur Handhabung und Hygiene. Diese müssen gemäß den Richtlinien des Industrieverbandes EDANA enthalten sein. Etwa wie Anwenderinnen einen Tampon richtig einführen und entfernen, wie sie ihn wechseln sollten, welche Saugstärke zur Blutung passt oder dass frau die kleinstmögliche Tampongröße verwenden sollte.
Diese Tampons erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“
Sind Menstruationstassen nachhaltiger als Tampons?
Was ist nachhaltiger: Tasse oder Tampon? Wirklich eindeutig kann Ökotest diese Frage auch nach intensiver Recherche nicht beantworten. Denn es gibt bemerkenswert wenige Studien zur Öko-Bilanz. Eine davon stammt von o.b. Tampon-Hersteller Johnson & Johnson, der das IFU Hamburg damit beauftragt hat.
Die Studie ist nicht veröffentlicht, das Institut geht aber in seinem Blog darauf ein – und fragt suggestiv: Sind Menstruationstassen eine "grüne Lüge"? Und kommt – wenig überraschend – zum Fazit: Ja. Denn, so erläutern die Wissenschaftler wortreich, die weit verbreitete Annahme, Menstruationstassen seien nachhaltiger als Tampons, berücksichtige weder den Wasser- noch den Energieeinsatz für die Reinigung und das Auskochen der Tassen. Um dann in einem dürren Satz zu erwähnen, dass man genauso wenig behaupten könne, dass Tampons das nachhaltigere Produkt seien.
Ulrich Gromke, Öko-Bilanz-Experte vom Umweltbundesamt, kommentiert das lapidar: "Das ist das klassische Öko-Bilanz-Fazit: ,Es kommt darauf an.‘" Eine andere Öko-Bilanz stammt von den amerikanischen Wissenschaftlerinnen Hait und Powers, die das Fachmagazin Resources, Conservation and Recycling im Jahr 2019 veröffentlicht hat. Bei ihnen schneidet die Menstruationstasse um Längen besser ab als Tampons und erst recht als Binden – auch wenn die Autorinnen lediglich das Auswaschen, nicht aber das Auskochen der Cups einberechnet haben.
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Tipps zur Anwendung der Hygieneartikel
Ökotest hat drei Tipps zur Anwendung von Menstruationstassen und Tampons für Sie:
- Wenn nach vier bis acht Stunden fusselnde Stellen beim Entfernen des Tampons zu sehen sind, sollten Sie besser auf eine kleinere Version umsteigen.
- Für das Auskochen können Sie die Menstruationstasse in einen Schneebesen legen. Dann hat sie keinen Kontakt zum Topfboden und kann nicht festbrennen.
- Auch wenn der Hinweis in vielen Packungsbeilagen sehr klein ist: Tampons gehören nach Gebrauch in den Restmüll, nicht in die Toilette.