Fakten-Check

Sind Papiertüten wirklich umweltfreundlicher als Plastiktüten?

19. Mai 2017 von

Immer mehr Supermärkte & Konsumtempel entscheiden sich gegen kostenlose Plastiktüten oder schaffen sie gleich ganz ab. Seitdem gibt es öfters Papiertüten und -kartons gegen Bares. Doch sind Papiertüten wirklich ökologisch sinnvoller als Plastik?

Jede Plastiktüte ist im Schnitt nur etwa 25 Minuten in Gebrauch. In Deutschland benutzt jeder von uns laut dem Umweltbundesamt durchschnittlich 65 Tüten pro Jahr. Das ist im EU-weiten Vergleich kein schlechter Wert. Dennoch summieren sich diese Tüten zu 5.3 Milliarden auf. Die meisten davon werden mit dem Restmüll verbrannt. Auf die Minute herunter gerechnet sind das 10.000 Plastiktüten. Allein in Deutschland.

Höchste Zeit also, etwas zu unternehmen. Denn auch wenn wir auf Recycling achten: Ein Teil dieses Plastiks gelangt immer ins Meer. Und der andere Teil der Einweg-Plastiktüten? Ist im besten Fall Ressourcenverschwendung, da sind sich alle einig. Als einer der ersten Lebensmittelkonzerne entschied sich beispielsweise „REWE“ daher, auf Plastiktüten in Zukunft ganz zu verzichten. Umweltschützer begrüßen diese Entscheidung – aber ist die Alternative wirklich besser für die Umwelt?

Mehr Energie, mehr Wasser

Die vor allem bei Lebensmittelhändlern angebotenen Papiertüten werden so hergestellt, dass sie möglichst stabil sind. Das bedeutet, dass ein hoher Anteil an „Frischfasern“ verwendet wird. Der Anteil an bereits recyceltem Papier ist gering, weil die Tüten nicht reißen sollen. Um die Papiertüten zusätzlich haltbarer zu machen, setzen die Hersteller Chemikalien wie Natronlauge ein.

Der „NABU“ geht davon aus, dass eine Papiertüte dreimal häufiger wiederverwendet werden muss als eine Plastiktüte, um die gleiche Ökobilanz zu erreichen.

Andere, aber nicht weniger Rohstoffe

Während die Plastiktüte vor allem aus Erdöl hergestellt wird, fallen für die Papiertüten nachwachsende Rohstoffe an. Allerdings ist die erforderliche Menge an Rohstoffen durch das größere Gewicht der Papiertüte eine deutliche Belastung für die Umwelt.

Daher raten Umweltschützer zu einem hohen Altpapieranteil bei der Herstellung der Tragetaschen. Das wiederum geht auf Kosten der Stabilität. Thomas Fischer von der „Deutschen Umwelthilfe“ sagt zusammenfassend gegenüber „Deutschlandfunk“: „Die Papiertüte fühlt sich von der Optik und Haptik einfach besser an. Da hat man das Gefühl, man tut was Gutes. Aber rein von von den Verbräuchen und den Umweltauswirkungen her hat sie eine negativere Bilanz.“

Bessere Entsorgung

Ein deutlicher Pluspunkt der Papiertüte ist ihre bessere Entsorgung. Der Kolumnist Christoph Drösser schreibt in der „ZEIT“, das Papierrecycling in Deutschland sei „gut eingespielt“ und damit weniger aufwändig als das Recycling von Plastik. Sollte zudem eine Papiertüte in die Umwelt oder ins Meer gelangen, zersetzt sie sich dort einfach. Wenn wir den Fokus also vor allem auf die Umweltverschmutzung legen, dann ist die Papiertüte ein wichtiger Schritt. Betrachten wir den Verbrauch von Ressourcen, stellt sie keine geeignete Alternative dar.

Weg vom einmaligen Gebrauch

Egal, ob Plastik- oder Papiertüte: Die Umweltexperten sind sich einig, dass wir vor allem vom einmaligen Gebrauch weg kommen müssen. Ob Mehrwegtaschen aus strapazierfähigem Material, Plastiktüten, Papiertüten oder Baumwolltragetaschen: Wichtig ist, alles so lange zu benutzen wie möglich. Nur das ist tatsächlich umweltfreundlich.