Die inneren Werte zählen

Siegel & Hersteller: Daunenjacken ohne Lebendrupf kaufen

13. Okt. 2017 von

Daunenjacken halten warm und sind daher perfekt für die kalten Wintertage geeignet. Alles andere als perfekt sind die Bedingungen, unter denen die Daunen gewonnen werden. Lebendrupf und Stopfmast sind in der Daunenindustrie weit verbreitet. Bisher gibt es nur einige wenige Zertifizierungen die eine Daunenproduktion versprechen, bei der die Tiere nicht leiden müssen. Was aber taugen diese Siegel?

Lukratives Geschäft mit Lebendrupf

Es gibt zwei verschiedene Arten, auf welche die Daunen für unsere Jacken, Mäntel oder Bettdecken gewonnen werden: Entweder durch das Rupfen bereits geschlachteter Tiere oder durch Lebendrupf. Dabei werden den noch lebenden Gänsen ganze Federbüschel ausgerupft, und nicht selten Flügel gebrochen oder ganze Hautlappen mit herausgerissen. Die Tiere sind danach laut „PETA“ völlig traumatisiert.

Für die Geflügelindustrie ist diese Methode jedoch besonders lukrativ: Die Tiere können vier- bis siebenmal gerupft werden, anstatt nur einmal beim Schlachtrupf, der vor allem in der Fleischproduktion Anwendung findet. Mit den Federn streicht die Industrie zusätzliche Profite ein.

Lebendrupf ist eigentlich in Deutschland verboten

Dass der Lebendrupf in Deutschland bereits seit 1999 verboten ist, scheint die Hersteller von Daunenprodukten nicht zu stören. Die zuständige Behörde „European Food Safety Authority“ (EFSA), hat ihnen nämlich ein „Schlupfloch“ gelassen: Das Rupfen der Vögel während der Mauser, der Zeit, wenn die Tiere ihr Gefieder abwerfen und sich die Federn angeblich „sanft“ herausstreichen lassen.

Um diesen Moment abzupassen, müssten alle Vögel einzeln kontrolliert werden, die Mauser setzt nämlich nicht bei jedem Tier gleichzeitig ein. In der Realität ist dies schlicht unmöglich. Zusätzlich importiert Deutschland laut „PETA“ jedes Jahr knapp 16.000 Tonnen Daunen aus China, Polen, Frankreich und Ungarn, wo der Lebendrupf gängige Praxis ist.

Woher die Daunen tatsächlich stammen, ob aus Schlacht- oder Lebendrupf ist sogar für Experten schwierig zu beurteilen. Zertifizierungen und Siegel gibt es bislang nur wenige. Sie sollen die Qualität des Füllmaterials sowie die Einhaltung des Tierschutzes sicherstellen. Aber welche Siegel gibt es und was versprechen diese?

Firmeneigene Siegel

„Fjällräven“

Eine Spitzenposition in Sachen Daunenzertifizierung hat sich bislang das schwedische Unternehmen „Fjällräven“ gesichert. Sie lehnen Tierquälerei jeglicher Art ab und distanzieren sich ganz klar von Stopfmast und Lebendrupf.

Alle Daunen stammen von streng kontrollierten Zulieferern, welche die Daunen als Nebenproduktion der Nahrungsmittelindustrie gewinnen. Zudem wird die vollständige Rückverfolgbarkeit der Federn sichergestellt. Einziges Manko: Es handelt sich hier nicht um eine unabhängige Prüfinstanz.

„Mountain Equipment“

So auch beim Outdoorunternehmen „Mountain Equipment“: Die Kontrolle ist nicht branchenunabhängig, sondern erfolgt intern, aber dafür mit großem Erfolg.

Das Unternehmen entwickelte 2010 gemeinsam mit der IDFL (International Down and Feather Testing Laboratory) den sogenannten „Down Codex“. Das Unternehmen garantiert damit, alle verwendeten Daunen als Nebenprodukt der Fleischproduktion aus Schlachtrupf zu beziehen. Als erstes Unternehmen in der Outdoorbranche hat sich Mountain Equipment das Ziel gesetzt, die Komplexität der Daunen-Lieferkette vollständig transparent darzustellen.

Siegel der Industrieverbände

Der deutsche Industrieverband VDFi („Verband der Deutschen Daunen und Fernindustrie“) sowie deren europäisches und globales Pendant konzentrieren sich mit ihrer Daunenzertifizierung ausschließlich auf die Qualitätskontrolle der Daunen als Abfallprodukt der Fleischproduktion. Die Interessen der Industrie stehen hier an erster Stelle, der Tierschutz kommt jedoch meist zu kurz.

Besser: Unabhängige Prüfsiegel

„Global Traceable Down Standard“

Die wohl transparenteste und weltweit anwendbarste Zertifizierung für Daunen bietet derzeit der „Global Traceable Down Standard“ (TDS), der vorwiegend von der Outdoormarke „Patagonia“ in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Interessensverbänden der Industrie, Tierschutzorganisationen und NGOs entwickelt wurde.

Das Siegel garantiert, dass die Daunen weder aus Lebendrupf noch aus Stopfmast stammen, und beinhaltet darüber hinaus auch Kontrollen der Elterntiere sowie keine Vermischung mit lebend gerupften Daunen. Die Zertifizierung gilt jeweils ein Jahr und wird in regelmäßigen Abständen durch unangekündigte Inspektionen überprüft.

„Responsible Down Standard“

Der „Responsible Down Standard“ (RDS) wurde 2013 vom Outdoor-Unternehmen „The North Face“ ins Leben gerufen und setzt sich für eine ethisch korrekte Behandlung der Tiere in der Daunenproduktion ein. In Zusammenarbeit mit der Non-Profit-Organisation „Textile Exchange“ und der unabhängigen Zertifizierungsagentur „Contol Union Certifications“ entstand ein Siegel, dass der öffentlichen Verwendung zur Verfügung gestellt werden konnte.

So setzt sich das Siegel auch dafür ein, außerhalb von „The North Face“ das Leben der Tiere zu verbessern. Der RDS distanziert sich von Lebendrupf, Stopfmast sowie einer qualvollen Haltung von Gänsen. Außerdem soll die Nachverfolgbarkeit der Daunen durch die Kontrolle in jedem Abschnitt der Lieferkette gewährleistet werden. Entgegen dem TDS werden jedoch die Elterntiere bei den Kontrollen außer Acht gelassen. Auch „H&M“, „C&A“ und „Charles Vögele“ haben bereits auf RDS umgestellt.

„Traumpass“ und „Downpass“

Bei diesen Siegeln steht vor allem die Qualitätskontrolle der Füllmaterialien im Vordergrund, die Tierschutzaspekte werden weniger stark gewichtet. So werden beispielsweise Zwangsfütterung, Daunen als Nebenprodukt der Foie-gras-Produktion und die Rückverfolgbarkeit bis zu den Elterntieren nicht kontrolliert.

Die Siegel ernteten jedoch in der Vergangenheit viel Kritik von Tierschutzorganisationen und Verbraucherschützern, da durch mangelnde Kontrollen der grausame Lebendrupf nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen sei und die tatsächliche Herkunft der Daunen somit auch nicht nachverfolgt werden könne.

Raus aus den Federn und Alternativen finden!

Selbst zertifizierte Daunenprodukte werden dem Prädikat „tierleidfrei“ nicht gerecht. Auch wenn die Daunen aus Schlachtrupf stammen, werden die Tiere doch geschlachtet. Das ist alles andere als tierleidfrei.

Viele Hersteller, vor allem bekannte Outdoor-Marken, setzen deshalb auf synthetische Alternativen, die den wärmenden und isolierenden Eigenschaften der Daunen in nichts nachstehen.

Synthetische Materialien wie „PrimaLoft“, „Thinsulate“ oder „Thermolite“ übertreffen die Daunen sogar in manchen Aspekten: Sie halten jeder Wetterlage stand, wohingegen Daunen ihre Dämmfähigkeit verlieren, sobald sie nass werden. Zudem sind die künstlichen Alternativen preiswerter, recyclebar und für Allergiker geeignet, denn Daunenprodukte ziehen Milben an. Der antimikrobielle Schutz von „PrimaLoft“ hemmt sogar die Bildung von Schimmel, Moder und allergieauslösenden Bakterien.

Pflanzliche Daunen aus der Kapokfaser

Neben synthetischen Füllmaterialien gibt es bereits pflanzliche Alternativen, mit ähnlich guten isolierenden Eigenschaften wie das Original der Vögel. Kapok-Daunen aus der pflanzlichen Kapok-Faser, werden aus Palmen gewonnen. So wird einerseits die Umwelt geschont und garantiert kein Tier gequält!