Die Dosis macht das Gift

Schwermetalle im Biolandbau

18. Jan. 2018 von

Knapp ein Viertel der Deutschen kauft regelmäßig Bioprodukte – der eigenen Gesundheit, den Tieren oder der Umwelt zuliebe. Aber selbst in der ökologischen Landwirtschaft ist ein Schwermetall erlaubt, dessen Nutzung umstritten ist: Kupfer.

Warum Biobauern Kupfer verwenden

Biobauern setzen Kupfer als Pflanzenschutzmittel ein. Sie bekämpfen damit vor allem Mehltau, der Hopfen, Wein, Obst und Gemüse befallen kann. Teilweise gibt es keine Alternative, so „demeter“. Das für seine strengen Richtlinien bekannte Unternehmen fügt hinzu, dass davon keine Gefahr für den Menschen ausgehe. Aber was genau ist Kupfer eigentlich und wie wirkt es auf den menschlichen Organismus?

Die Dosis macht das Gift

Kupfer ist überall: In der Erdkruste, im Meer, in Getreide, Fleisch und Wurzelgemüse. Es ist ein natürliches Element, das für den Menschen lebenswichtig ist. Rund 2 Milligramm brauchen wir pro Tag – vor allem der Stoffwechsel profitiert davon.

Aber zu viel Kupfer kann wie jedes Spurenelement Schäden anrichten. So lässt eine indische Studie vermuten, dass zu hohe Kupferkonzentrationen für frühkindliche Leberzirrhosen verantwortlich sein könnten. Bei den wenigen dokumentierten Fällen in Deutschland erhielten betroffene Babys jedoch nur Trinkwasser aus der Eigenversorgung. Deutsches Leitungswasser war dabei nicht im Spiel.

Die Qualität des deutschen Leitungswassers hat einen guten Ruf. Es hält die Grenzwerte in der Regel ein. Aber an 5 von 150 untersuchten Orten wurden laut „Robert Koch institut“ (RKI) bei der Mehrzahl der Haushalte erhöhte Kupfer-Werte gemessen, die über den als unbedenklich geltenden Werten von 2 Milligramm pro Liter lagen. Wie sieht es mit der Umwelt aus? Ist zu viel Kupfer in den Böden?

Kupfer-Altlasten im Boden

Kupfer hat in der Landwirtschaft eine lange Tradition. Bis rund 60 Kilogramm pro Hektar und Jahr gaben die Bauern bis in die 70er Jahre auf ihre Felder. Deshalb reicherten sich immer größere Mengen des Schwermetalls im Boden an. Zum Vergleich: Biobauern verwenden heute 3 bis 4 Kilogramm pro Hektar.

Das Problem ist, dass Kupfer nicht abbaubar ist. Einmal im Boden, bleibt es dort. Die Folge:

Die erlaubten Höchstmengen von 20 – 40 Milligramm pro Kilogramm Boden werden teilweise überschritten. Darunter könnten verschiedene Tierarten leiden.

Wie Tiere auf Kupfer reagieren

Ein überzeugter Kupfer-Gegner ist das „Julius-Kühn-Institut“. Das Bundesinstitut für Kulturpflanzen weist darauf hin, dass es an kupferbelasteten Standorten zu ganzen Artenverschiebungen kommen könnte. Was das Schwermetall mit einzelnen Tierarten macht, zeigen Laborversuche.

Fische reagieren besonders empfindlich auf Kupfer. Ab 1,4 Mikrogramm pro Liter stehen Forellen unter Stress. Größere Mengen wirken sich auch auf Regenwürmer aus. Ab 200 Milligramm Kupfer pro Kilogramm Boden nahm der Bestand bei Freilandbeobachtungen ab.

Die Zukunft des Kupfers

Die Kupfer-Problematik ist auch bei der EU angekommen. Ob das Schwermetall weiterhin als Pflanzenschutzmittel im ökologischen Landbau genutzt werden darf, soll 2019 entschieden werden. Schon jetzt hält man nach Alternativen Ausschau und diskutiert eifrig auf Tagungen.

Im Moment würde ein Verbot die Biobauern hart treffen, gilt Kupfer doch teilweise als unverzichtbar. Eine Reduktion auf 2,5 Kilogramm pro Hektar und Jahr ist zwar auch jetzt schon denkbar, aber die Entwicklung neuer resistenter Sorten und Anbauverfahren wären notwendig, so der „Anbauverband Naturland“.