Haferflocken im „Öko-Test“

Schimmelpilze und Glyphosat im kernigen Müsli

15. Okt. 2022 von

Auch wenn sich Schimmelpilzgifte und Glyphosat in vielen jetzt getesteten Haferflocken tummeln, ist „Öko-Test“ ganz zufrieden: Zwei Drittel der Produkte können Dir die Tester:innen empfehlen – und Norma nimmt aufgrund der Beanstandungen sogar eine getestete Charge aus dem Verkauf.

  • Zum Glück können die entdeckten Schimmelpilzgiftbelastungen Dich nicht akut gefährden. Die drei am stärksten belasteten Produkte würden wir jedoch vom täglichen Speiseplan streichen.
  • Haferflocken gehören zu den günstigen Lebensmitteln. „Sehr gute“ Produkte gibt es bereits ab 69 Cent pro 500 Gramm, Bio-Produkte ab 94 Cent.
  • Haferflocken sind ausgesprochen gesund. Sie enthaltenen Ballaststoffe, die nachweislich dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und die Cholesterinwerte zu senken.

Vorab ein starkes Ergebnis als Folge des Tests, dessen Ergebnisse Du hier erhältst: Discounter Norma nahm in Reaktion auf die Analysenwerte von „Öko-Test“ seine Eigenmarke Golden Breakfast Haferflocken kernig aus dem Programm. Das Testmagazin zitiert die Stellungnahme: „Hiermit möchten wir Ihnen mit­teilen, dass die von ÖKO­TEST ermittelten Ergebnisse nicht unseren hohen Ansprüchen an unsere Ei­genmarkenprodukte entsprechen. Deswe­gen wurde entschieden, die berücksichtig­te Charge dieses Produktes aus dem Verkauf zu nehmen.“ Gut so, denn das von „Öko-Test“ beauftragte Labor hatte in dem Produkt Schimmelpilzgiftwerte gemessen, die aus Sicht der Tester:innen problematisch sind. Das Produkt enthielt zudem den höchsten Ge­halt an Glyphosat im Test. Auch Eigenmarken von Rewe und Aldi sowie die günstige Marke Jeden Tag hielten der strengen Prüfung nicht stand und schneiden wegen Schimmelpilzgiften und weiterer Belas­tungen mit „Ungenügend“ ab. Aber es gibt auch Erfreuliches zu berichten: achtzehn Mal „Sehr gut“ bei insgesamt 29 Produkten im Test. Die meisten Haferflocken sind tipptopp.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

Schimmelpilzgifte: Zellgift und schädlich für das Immunsystem

T­-2­ und HT­-2-­Toxine sind Pilzgifte, die der Hafer schon vom Feld mitbringt. Sie sind zellgiftig und können Dein Immunsystem schwächen. In den Golden Breakfast Haferflocken kernig, Ja! Kernige Haferflocken und Knusperone Kernige Haferflocken hat das von „Öko-Test“ beauftragte Labor „stark erhöhte“ Gehalte der Gifte festgestellt, wie die Verbraucherschützer:innen die Zahlen einschätzen. 40­ Gramm­ dieser Haferflocken überschrei­ten bei einem Erwachsenen mit 60 Kilogramm Körpergewicht bereits die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit festgelegte tägliche tolerierbare Aufnahmemenge (TDI). Ein dreijähriges Kind mit 15 kg Körpergewicht wäre mit dieser Portion bereits um mehr als das Vier­fachen des TDI belastet.

Glyphosat: Risiko für den Mensch, schädlich für Artenvielfalt

Das Labor wies in vier Produkten auch das Spritzgift Glyphosat nach­. Die Werte in den Knusperone Kernige Haferflocken von Aldi Süd/Aldi Nord, den Penny Haferflocken kernig und den Jeden Tag Haferflocken kernig liegen dabei im Spurenbereich. Anders bei Norma: Der in den Golden Breakfast Haferflocken gemes­sene Gehalt schöpft den gesetzlichen Höchstgehalt umgerechnet zu mehr als zehn Prozent aus. Das bewertet „Öko-Test“ als „erhöht“.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“

Bei der Beurteilung von Grenzwerten sind sich nicht immer alle einig. Die Internationale Krebsfor­schungsagentur (IARC) stuft Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ ein. Die Europäische Chemika­lienagentur (ECHA) hingegen sieht keinen Krebsver­dacht. Was unabhängig von möglichen direkten Risiken für Menschen aber sicher ist: Das Spritzgift schädigt die Artenvielfalt. Eine aktuelle Studie der Uni Konstanz, die Du im Fachmagazin Science nachlesen kannst1, deutet darauf hin, dass Glyphosat stärker am dra­matischen Rückgang von Insekten beteiligt sein könnte, als es bisher bekannt ist. So konnten die in der Studie untersuchten Hummeln ihre Brut schlechter warm halten.

Pestizide: Vorkommen in Bio-Produkten gilt es zu prüfen

In einigen Testprodukten gab es auch geringe Gehalte des Pestizids Chlormequat, so in den Davert Großblatt Haferflocken, Bioland und den Wurzener Bio Haferflocken kernig. Zwar sind die Werte niedrig, sie überschreiten dennoch den Orientie­rungswert des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN). Laut BNN gilt es bei einer Überschreitung herauszufinden, ob gegen die Regeln für Öko-­Anbau verstoßen wurde oder ob es sich um eine unvermeidbare Kontamination durch Abdrift handelt. Die Firma Wurzener erklärte dazu, dass sie mögliche Eintragsquellen aktuell mit dem Lieferan­ten prüfen wolle. Anbieter Davert teilte „Öko-Test“ mit, nur in einer von zehn Proben derselben Charge Verunreinigungen gefunden zu haben, die noch deutlich geringer waren. Der Sachverhalt sei aber der Öko­-Kontrollstelle mitgeteilt worden.

Mineralöl: Größte Verunreinigung für den menschlichen Körper

Die gemessenen Mineralölbestandteile MOSH/MOSH­-Analoge fand das Labor in den Ha­ferflocken nach „Öko-Test“-Kriterien zweimal: einmal „leicht erhöht“ und zweimal „er­höht“. Diese Verbindungen reichern sich in Deinem Körper an. Was sie dort an­richten, ist allerdings noch völlig unklar. Was aber klar ist: Sie stellen die größte Verunreinigung im menschlichen Körper dar. MOSH können an vielen Punkten im Produktionsprozess in die Flocken gelan­gen, zum Beispiel über Schmieröle an Ma­schinen. Viele unbelastete Testprodukte zeigen jedoch, dass sich diese Einträge vermeiden lassen.

Die Testsieger, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest Du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

Weiterführender Link

Studie „Glyphosat schadet Hummeln“

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