Grillkohle im Ökotest

Rund die Hälfte ist empfehlenswert

29. Juni 2020 von

Grillkohle besteht in der Regel aus Holz. So weit, so klar. Aber aus welchem genau? Ökotest hat getestet, ob Tropenholz darunter ist. Und auch, wie gut es sich mit den Kohlen und Briketts grillen lässt. Das Ergebnis: Rund die Hälfte der Produkte können sie empfehlen.

  • 11 von 20 Grillkohlen im Test können sie empfehlen. Sie stammen aus vertrauenswürdigen Quellen und sorgen für ein gutes bis akzeptables Grillergebnis.
  • Ein getestetes Produkt fällt mit "mangelhaft" durch, einige schneiden mittelmäßig ab.
  • Von Briketts auf Basis von Braun- oder Steinkohle raten die Tester ab. Fossile Brennstoffe haben unter dem Grillrost nichts verloren.

Was brennt denn da? Wer genauer hinschaut oder mit den Fingern pult, kann unter dem schwarzen Ruß der Grillkohle noch Strukturen des Ausgangsmaterials erkennen: Holz. Bei den stärker verarbeiteten Briketts ist das weniger der Fall. Doch in der bröseligeren Holzkohle können sogar mal ganze Stückchen samt Astansätzen darunter sein.​

Um welche Holzart es sich genau handelt, kann man mit bloßem Auge allerdings kaum erkennen. Dafür benötigt man schon ein spezielles hochauflösendes 3-D-Mikroskop. Ein solches steht im Hamburger Thünen-Institut für Holzforschung. Die dortigen Experten haben für ÖKO-TEST untersucht, was die Läden in der jetzigen Grillsaison anbieten. Sie haben 20 Produkte, je zehn Sorten Kohlen und Briketts, eingekauft und ins Labor geschickt.

Weiter zu den getesteten Produkten

Grillkohle-Test: Rund die Hälfte ist empfehlenswert

Das Ergebnis: Fünf der Grillkohlen im Test können sie mit Bestnote empfehlen, sechs weitere schneiden "gut" ab. Ein Produkt fällt mit "mangelhaft" durch, der Rest ist nur mittelmäßig. Kritik gibt es vor allem für die Herkunft des verwendeten Holzes, Verunreinigungen und für schlechtere Grillerlebnisse, das heißt das Vorglühen der Briketts dauert zu lange und die erreichten Temperaturen sind zu niedrig.

An Strukturmerkmalen wie Poren und Fasern erkennen die Wissenschaftler, um welche Baumart es sich handelt. Im Abgleich mit Datenbanken können sie bestimmen, ob beispielsweise Buche oder Eiche unterm Mikroskop liegt. Sie können sogar die Herkunft näher eingrenzen: So ist in tropischen Klimazonen die Bildung von Jahresringen weniger ausgeprägt, da es dort kaum Jahreszeitenwechsel gibt.

Für den Verbraucher ist es angesichts von Berichten über Raubbau in Tropenwäldern und anderen Regionen der Erde ärgerlich, dass die Anbieter und Hersteller nicht dazu verpflichtet sind, Angaben zur Holzart und Herkunft zu machen. Auf lediglich rund der Hälfte der Verpackungen fanden wir denn auch dementsprechende Deklarationen. Bei den restlichen hat Ökotest die Informationen erfragen müssen.

Diese Holzkohle erhielt von Ökotest die Note „sehr gut“

Hinweis fehlt: Tropenholz in Grillkohle im Test

In drei Fällen stellte das Thünen-Institut gröbere Abweichungen zu den Angaben der Hersteller fest. Besonders gravierend ist es in einem Fall: Hier nannte uns der Anbieter auf Anfrage europäische Hölzer wie Hainbuche und Eiche sowie als Herkunft die Ukraine. Auch die auf der Verpackung aufgedruckte FSC-Zertifikatnummer lässt lediglich europäische Hölzer zu. Das Thünen-Institut wies jedoch Hölzer aus tropischem oder subtropischem Klima der Pflanzenfamilie Fabaceae (Hülsenfrüchtler) nach. Dazu zählen zum Beispiel die Akazie oder der in Afrika beheimatete Mopane. Aus Ökotests Sicht sind das irreführende Angaben, für die sie Minuspunkte vergeben.

Bei einer anderen Grillkohle im Test legen Produktname und Deklaration nahe, dass sie aus Buche besteht. Die Laborexperten analysierten jedoch keine Buche. Gerade Buche gilt unter Grillmeistern als besonders hochwertig.

Bei den vier anderen Produkten im Test mit Hölzern aus der Familie der tropischen und subtropischen Fabaceae machten die Anbieter korrekte Angaben. Bis auf eine getestete Holzkohle tragen sie alle ein Siegel des Forest Stewardship Councils (FSC) für nachhaltige Forstwirtschaft. In keinem Fall hat das beauftragte Labor Hölzer festgestellt, die durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) geschützt sind.

Diese Holzkohle erhielt von Ökotest die Note „ausreichend“

Braunkohle hat im Grill nichts verloren

Die Verwendung von tropischen oder subtropischen Hölzern bemängeln sie nicht, wenn ihnen Nachweise über eine nachhaltige Gewinnung vorliegen. In Namibia etwa, woher das Material in vier Produkten stammt, werden Resthölzer aus Forstprogrammen zum Stopp der Verbuschung von Weideland verwendet. Eingeschleppte Arten, darunter Fabaceae, breiten sich dort massenhaft aus.

Zwei Grillholzkohlebriketts im Test haben als Ausgangsmaterial überhaupt kein Holz, sondern Braunkohle. Dafür vergeben sie Minuspunkte, da der Rückgriff auf fossile Brennstoffe ihrer Erachtens nicht nachhaltig ist. Es gibt genügend Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen.

Im Überblick: ePaper mit allen Testergebnissen

So lässt es sich mit der Grillkohle im Test grillen

Ökotest wollte nicht nur wissen, welches Ausgangsmaterial verwendet wurde, sondern auch wie gut es sich mit Kohlen und Briketts grillen lässt. Dazu haben sie zum einen die Zusammensetzung bestimmen lassen und zum anderen einen aufwendigen Praxistest in Auftrag gegeben.

Kohle brennt umso besser, je höher der Gehalt an festem Brennstoff – Experten sprechen von fixem Kohlenstoff – ist. Diesen ließen sie bestimmen. Ebenso den Gehalt an Asche, die bereits beim Verkohlungsprozess entsteht. Da sie nicht brennt, sollte ihr Anteil möglichst gering sein.

In fünf Grillkohlen im Test wies das beauftragte Labor einen Kohlenstoffgehalt nach, der unter der Norm für Grillholzkohle und Grillholzkohlebriketts DIN EN 1860-2 liegt. Bei den Briketts ziehen wir zweimal Noten ab, da das Labor eine zu große Menge an Verunreinigungen fand.

In den zwei getesteten Grillholzkohlebriketts analysierte das Labor einen nach der DIN-Norm zu hohen Gehalt an unzulässigen Zusätzen aus fossilen Kohlearten und anorganischen Einschlüssen, darunter Quarz. Zwei der Holzkohlen wiederum enthielten zu viele kleine Holzkohlestückchen unter einem Zentimeter Größe. Auf Brösel und Steinchen kann der Grillmeister gern verzichten.

Grillkohle-Test: Langes Vorglühen und niedrige Temperaturen

Im Praxistest erreichten die Holzkohlen im Test insgesamt nur mäßige Ergebnisse. Was auffällt:

  1. Auch Grillholzkohle kann eine sehr lange Vorglühzeit haben – mehr als 50 Minuten trotz Anzündkamin. Darin unterscheidet sie sich kaum von den kompakteren Briketts. Grillbereit ist Kohle, wenn sie von einer feinen Ascheschicht überzogen ist und gleichmäßig glüht. Das sollte mit einem Anzündkamin im besten Fall in weniger als 20 Minuten so sein. Das erreichen jedoch lediglich zwei der Holzkohlen im Test.
  2. Nicht alle Briketts erreichten zufriedenstellend hohe Temperaturwerte und eine konstante Temperaturentwicklung nach Ende der Vorglühzeit. Wer schnell, gut und lange grillen will, findet in Ökotests Test aber Produkte mit guter Leistung.

Darauf solltest Du beim Grillen achten

Ökotest hat Tipps für Dich gesammelt. So grillst Du richtig:

- Als Anzünder kein Benzin oder Spiritus benutzen. Sie sind gefährlich! Auch keine anderen chemischen Substanzen. Natürliche Anzünder, etwa aus Holz, gibt es auch FSC-zertifiziert.

- Sicher und bequem geht das Vorglühen mit einem Anzündkamin. Den Blechbehälter mit Belüftungsöffnungen mit Kohle füllen. Unter der Auflage anzünden – fertig. Die Kaminwirkung sorgt dafür, dass die Kohlen schnell anglühen.

- Den Grillboden gleichmäßig mit Kohle oder Briketts belegen.

- Mit dem Grillen erst beginnen, wenn die Kohle oder die Briketts mit einer weißen Ascheschicht überzogen sind.

- Niemals in geschlossenen Räumen grillen. Kinder im sicheren Abstand zum Grill halten.

- Zu welcher Grillkohle rät ÖKO-TEST? Sie empfehlen Holzkohle und Briketts mit einem Zertifikat für nachhaltige Forstwirtschaft. Dazu zählen Naturland und FSC.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail erfährst Du im kostenpflichtigen ePaper.