Frische Lebensmittel

Regionale Ernährung: So geht´s!

08. Jan. 2020 von

Ingwer aus Argentinien hat rund 12.180 Kilometer Flugstrecke hinter sich bis er in unserem Tee landet. Besser ist: regional Einkaufen. Dadurch schonen wir nicht nur die Umwelt – es gibt noch weit mehr Vorteile. Wir zeigen Dir, was Du über regionale Ernährung wissen musst und klären Dich über falsche „regionale“-Werbeversprechen auf.

Was ist regionale Ernährung?

Ein regionales Lebensmittel ist „aus der Region für die Region,“ schreibt die „Verbraucherzentrale“. Das Produkt wird innerhalb einer abgegrenzten Region produziert, gegebenenfalls verarbeitet und verkauft.

Da es kein Zertifikat für Regionalität gibt, sind Kontrollen schwierig. Deshalb können wir beim Einkauf nur schwer erkennen, woher die „regionalen Produkte“ wirklich stammen.

Wo „regional“ draufsteht, ist es oft nicht drin

Ein bundesweiter Marktcheck der „Verbraucherzentralen“ von 2015 hat gezeigt, dass viele der als regional beworbenen Lebensmittel alles andere als regional sind. Teilweise haben sie große Entfernungen zurückgelegt.

Grund dafür ist, dass der Begriff „Region“ nicht gesetzlich geschützt ist. Deshalb sei auf Werbebegriffe wie „aus der Region“, „das Beste von hier“, „nah“ oder „Gutes aus der Heimat“ kein Verlass, warnt die „Verbraucherzentrale“.

regional Gemüse
Shutterstock

Was bringt regionale Ernährung?

Unterstützung lokaler Erzeuger

Wer Produkte aus dem näheren Umland kauft, unterstützt die regionale Wirtschaft. Durch den Einkauf bei lokalen Erzeugern bleibt das Geld innerhalb der Region. Dort kann es weiter investiert werden, wovon neben den einzelnen Produzenten letztlich die gesamte Region profitiert.

Besonders frische Waren

Regionale Produkte werden zur Saison reif geerntet und haben keine langen Transportwege hinter sich. Das unterscheidet sie deutlich von vielen Import-Früchten wie Bananen, Avocados oder Mangos, die unreif geerntet und später künstlich nachgereift werden. Regionale Produkte werden hingegen frisch geliefert. Das macht sich teilweise auch im Geschmack bemerkbar.

Umwelt- und Klimaschutz

Lebensmittel aus der Region kommen auf kürzeren Transportwegen zum Kunden. Durch geringeren Bedarf an fossilen Brennstoffen, zum Beispiel für Tankfüllungen, wird insgesamt weniger CO2-Ausstoß produziert. Das ist gut für die Umwelt und macht den regionalen Einkauf besonders klimaschonend.

Kleinere Preise für Bio-Produkte

Erzeuger aus einer begrenzten Region sind weniger Konkurrenzdruck ausgesetzt als auf dem internationalen Markt. Dadurch sind Investitionen in ökologisch verträgliche Produktionsmethoden wie Bio-Anbau möglich. Dies verbessert nicht nur die Qualität der Lebensmittel, sondern bewahrt auch die Umwelt.

Achtung: Mit diesen 5 Tricks wird „regional“ vorgetäuscht

Um falsche „Regionalprodukte“ besser entlarven zu können, hat die „Verbraucherzentrale“ fünf Werbetricks aufgedeckt, die eine regionale Herkunft von Lebensmitteln vortäuschen können.

1. Werbeslogans mit unbestimmten Begriffen

Bei Schlagworten wie „aus der Region“, „von hier“, „Nähe“, „Heimat“ oder „nah“ ohne genaue Orts- oder Regionsangaben steckt oft kein regionales Produkt dahinter. Bei unverarbeitetem Obst und Gemüse mit dem Ursprungsland „Deutschland“ ist immerhin die nationale Herkunft gesichert, die genaue Herkunftsregion bleibt jedoch auch hier unklar.

2. Markennamen mit regionaler Verbindung

Marken wie „Mühlhäuser“, „Mark Brandenburg“, oder „Küstengold“ erwecken den Anschein, dass die Produkte aus der jeweiligen Region stammen. Jedoch sind im Markengesetz keine Regelungen für die Regionalität der Rohstoffe beziehungsweise Zutaten und nicht einmal die regionale Verarbeitung vorgeschrieben.

3. Regionale Spezialitäten mit geschützter geografischer Angabe (g.g. A.)

Bei Spezialitäten wie Lübecker Marzipan, Düsseldorfer Senf oder Schwäbischen Spätzle muss lediglich eine Stufe der Produktion im genannten Gebiet erfolgen. Die regionale Herkunft der Rohstoffe ist unklar, denn sie wird nicht durch gesetzliche Vorgaben geregelt.

4. Identitätskennzeichen wie „D NW xxx“

Regionale Identitätszeichen sind eine Pflichtkennzeichnung auf verpackten tierischen Lebensmitteln, wie Fleisch, Fisch und Eiern. Sie weisen lediglich auf die letzte Produktionsstufe hin, wobei die Herkunft der Zutaten nicht deutlich wird.

5. Die Angabe „Hergestellt für ...“ oder die Herstelleradresse

Solche Hinweise auf verpackten Lebensmitteln geben keine Aussagen über die Herkunft der jeweiligen Rohstoffe. Die Herstelleradresse kann nur bei unverarbeiteten Lebensmitteln wie beispielsweise Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch auf echte Regionalität hinweisen. Bei Misch-Produkten wie Schokolade weist die Herstelleradresse nicht auf regionale Rohstoffe hin.

5 Tipps für echte regionale Produkte

1. Saisonal kaufen

Regionale Ernährung ist fast immer auch saisonal. Bis auf wenige Ausnahmen kommen die meisten Obst- und Gemüsesorten frisch vom Feld in den Verkauf. Deshalb lohnt sich ein Blick auf den Saisonkalender (siehe Link unten), der Auskunft darüber gibt, wann welche Produkte Saison haben. Bestimmte Sorten wie Äpfel sind auch als Lagerware aus dem Vorjahr erhältlich. Zusätzlich können wir durch Einfrieren, sauer Einlegen oder Trocknen viele Lebensmittel länger haltbar machen.

2. Direkte Herkunftsangaben

In Supermärkten wird bei einigen Produkten eine klar abgegrenzte Region wie „Niederrhein“ oder der Erzeuger mit seiner Adresse oder zumindest dem Ort angegeben.

Auch in den meisten Bio- und Hofläden ist der Herkunftsort ausgezeichnet und kann gegebenenfalls erfragt werden. Dasselbe gilt für Wochenmarkt-Stände regionaler Produzenten. Auch hier machen diese Angaben nur bei unverarbeiteten Produkten wie Obst und Gemüse Sinn, wenn alle enthaltenen Rohstoffe aus der Region stammen sollen.

3. Regionalfenster und g. U.-Kennzeichnung

Das sogenannte „Regionalfenster“ ist ein bundesweites Label, das anzeigt, woher die Hauptzutaten eines Produkts stammen und wo sie verarbeitet wurden.

Das EU-Kennzeichen „geschützte Ursprungsbezeichnung (g. U.)“ gibt eine eindeutige Auskunft über die Herkunft des Lebensmittels. Die Rohstoffe stammen aus der angegebenen Region und wurden auch dort verarbeitet. Das Kennzeichen ist bislang aber leider nur auf wenigen Produkten zu finden.

4. Der Eiercode

Bei Eiern gibt eine Ziffer im Eiercode, der auf jedem Ei abgedruckt ist, Hinweise auf das jeweilige Bundesland, aus dem das Ei stammt.

So kommen beispielsweise Eier mit dem Code x-DE-05 xxxx aus Nordrhein-Westfalen. Weitere Kennzeichnungen der Bundesländer sind:

01 = Schleswig-Holstein 02 = Hamburg 03 = Niedersachsen 04 = Bremen 05 = NRW 06 = Hessen 07 = Rheinland-Pfalz 08 = Baden-Württemberg 09 = Bayern 10 = Saarland 11 = Berlin 12 = Brandenburg 13 = Mecklenburg-Vorpommern 14 = Sachsen 15 = Sachsen-Anhalt 16 = Thüringen

Regional, saisonal & bio: Die perfekte Kombination

Wer aus Liebe zur Umwelt Bio-Lebensmittel kauft, hat sich vielleicht schon über das ein oder andere weit entfernte Herkunftsland gewundert. Auch im Bio-Sortiment stammen viele Produkte aus fernen Regionen. Dies betrifft unter anderem Superfoods wie Avocado, Quinoa oder Chia-Samen.

Aber auch Lebensmittel wie Tomaten und Gurken, die problemlos in heimischen Gefilden wachsen, werden im Bio-Bereich oft aus südlicheren Ländern importiert. Deshalb lohnt sich auch bei Bio-Produkten der Blick auf das Herkunftsland.

Hier lohnt sich der Umstieg auf Regional-Produkte. Wenn wir statt Quinoa beispielsweise Hirse kaufen, ist „regional und bio“ kein Problem mehr. Denn Hirse ist aus deutschem Anbau erhältlich und steht Quinoa in Sachen Gesundheitswert nichts nach – das hat unser Superfood-Vergleich (siehe Link unten) bewiesen.

Studie: Millionenstädte könnten sich rein „bio-regional“ ernähren

Sarah Joseph von der „Hochschule für Logistik in Hamburg (KLU)“ hat untersucht, wie realistisch regionale Ernährung ist. Ihre Studie zeigt unerwartete Möglichkeiten auf, so die Forscherin: „Das wichtigste Ergebnis ist, dass 80 Prozent der Bevölkerung innerhalb eines 100-Kilometer-Umkreises mit Bio-Produktion versorgt werden könnten.“

Eine weitere Erkenntnis ist die Bedeutung des Fleischkonsums: Je weniger Fleisch verzehrt wird, desto mehr regionale Ernährung ist möglich, so Joseph: „Wenn man zwei fleischfreie Tage (pro Woche) einlegt, könnten sich 90 Prozent der Bevölkerung aus dem Umland versorgen. Bei drei bis vier fleischfreien Tagen – so wie es die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)“ empfiehlt – könnten es sogar 100 Prozent sein.“

Joseph betont, dass ihren Berechnungen Fakten und Daten zugrunde liegen, jedoch seien ihre Annahmen hinsichtlich der Ernährungsgewohnheiten hypothetisch. Eine rein biologische, fleischarme Ernährung aus der Region ist schließlich noch kein Standard. Doch was nicht ist, kann noch werden, das hat die Studie bewiesen.

Bis dahin musst Du natürlich nicht vollkommen auf Bananen, Avocados oder Mangos verzichten. Vielmehr ist eine regional orientierte Ernährung einfach eine Möglichkeit, bewusster zu konsumieren und neue Rezepte auszuprobieren. Warum also nicht mal etwas mit Spitzkohl und Topinambur kochen, statt immer nur Spargel oder Auberginen? Der Fantasie sind bei der regionalen Ernährung, anders als bei der Herkunft von Anbau und Produktion nämlich keine Grenzen gesetzt.

Weiterführende Links:

- Saisonkalender

- Superfood-Vergleich

- Bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen von 2015

- Das Regionalfenster

- NDR: Die Kennzeichnung von Eiern verstehen

- Das Erste: Kann regionale Ernährung funktionieren?