Olivenöl-Test: Fast die Hälfte „mangelhaft“ und schlechter
Forscher von Ökotest haben 20 „nativ extra“ Olivenöle getestet. Ergebnis: Jedes Zweite ist stark mit Mineralöl verunreinigt. Einige schmecken zudem ranzig, tragen die falsche Güteklasse oder enthalten einen schädlichen Weichmacher. Nur zwei Olivenöle empfiehlt Ökotest überhaupt.
Eigentlich selbstverständlich: In Olivenöl-Flaschen aus dem Supermarkt, Discounter oder Feinkostladen sollte echtes Olivenöl ohne Schadstoffe stecken. Auch die Güteklasse sollte stimmen. Allerdings wird bei Qualität und Herkunftsangaben von Olivenölen immer wieder getrickst. Olivenöl gilt sogar als das meistgefälschte Lebensmittel Europas. Nicht überall, wo „extra vergine“ draufsteht, ist also gutes Öl drin. Der Test von 20 Olivenölen bestätigt dies leider.
Olivenöl-Test: Was gutes Öl von schlechtem unterscheidet
Im Test: Forscher von Ökotest haben 20 Olivenöle der höchsten Güteklasse „nativ extra“ getestet, eingekauft unter anderem in Bio- und Supermärkten und Discountern. Darunter auch zwölf Bio-Öle. Von Ökotest beauftragte Expertenpanels prüften die Öle auf geschmackliche Fehler sowie den sensorischen Gesamteindruck. Zudem ließ Ökotest die Produkte von mehreren Laboren auf Schadstoffe wie Pestizide, Weichmacher und Mineralölrückstände untersuchen.
Ergebnis: Mit „gut“ empfehlen kann Ökotest nur zwei Olivenöle: ein konventionelles und ein Bio-Produkt.
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Knapp die Hälfte der getesteten Öle fällt durch. Ganze neun sind „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Das Hauptproblem: Jedes zweite Olivenöl ist stark mit Mineralölrückständen verunreinigt. Zudem weisen vier Öle, anders als angegeben, nicht die höchste Güteklasse „nativ extra“ auf. Sie entpuppten sich im Geschmackstest als ranzig oder stichig.
Fiel bei den Testern leider durch: das Alnatura Olivenöl nativ extra
In drei Ölen war zudem Dibutylphthalat nachweisbar. Die Europäische Union stuft den Weichmacher als fortpflanzungsgefährdend ein – Grund genug dafür, dass er in Lebensmitteln nichts zu suchen hat. Immerhin: Alle von Ökotest getesteten Öle sind echt: Sie sind nicht mit anderen Pflanzenölen gestreckt. Zudem waren keine nennenswerten Gehalte an weiteren Schadstoffen nachweisbar.
Testergebnis zeigt: Mineralöl in jedem zweiten Produkt
Jedes zweite Olivenöl ist stark mit Mineralöl verunreinigt. Unter Mineralölkohlenwasserstoffen versteht man eine sehr große Gruppe vieler verschiedener Stoffe. Darunter können potentiell krebserregende Verbindungen sein. Besonders bedenklich sind die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH – die ein von Ökotest beauftragtes Labor in der Hälfte der Öle nachgewiesen hat. Diese Mineralölbestandteile haben in Lebensmitteln nichts zu suchen.
In mehr als der Hälfte der Öle stecken zudem die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/POSH. MOSH lagert der Körper in der Leber, den Lymphknoten, der Milz und im Fettgewebe ab. Was das für die Funktion dieser lebenswichtigen Organe bedeutet, ist bisher noch ungeklärt. POSH verhalten sich möglicherweise ähnlich, sind derzeit noch kaum erforscht.
Woher MOAH im Olivenöl stammt
Die hohen Mineralölverunreinigungen beschäftigen viele der Anbieter. Einige versuchen sie zu minimieren. Andere Firmen schrieben Ökotest, dass die analysierten Mineralölbestandteile auch aus der Natur, also etwa aus natürlichen Wachsen der Oliven kommen können.
Das von Ökotest beauftragte Labor schließt allerdings aus, dass die nachgewiesenen Mineralölbestandteile aus der Natur stammen. Denn es hat die natürlichen Kohlenwasserstoffe von den fossilen, aus Erdöl stammenden Kohlenwasserstoffen mit einer aufwendigen Methode getrennt.
Oliven kommen während der Ernte auf den Olivenhainen und der Produktion mit Mineralöl in Kontakt. MOAH können von Schmierölen der Erntemaschinen, Förderbändern der Ölmühlen, Kettensägen zum Olivenbaum-Beschnitt, aber auch von Pestiziden auf Paraffinöl-Basis, Feinstaub und Abgasen stammen.
Güteklasse "nativ extra" ist oft nur "nativ"
Bei vier Olivenölen stellten die Sensorikprüfer Fehlnoten fest. Sie schmeckten bereits ranzig oder stichig. Solche Fehlnoten sind bei der höchsten Güteklasse „nativ extra“ verboten. Heißt: Die Öle sind falsch deklariert, eigentlich handelt es sich nur um „natives“ Olivenöl. Schmeckt ein Öl ranzig, ist es stark oxidiert. Ist bereits eine Gärung im Gang, kann das Öl stichig schmecken.
Die Sensoriker prüften auch die Harmonie, also den sensorischen Gesamteindruck. Viele Öle waren „durchschnittlich harmonisch“, also nur Mittelmaß. Ein einziges Olivenöl im Test beurteilten die Experten mit einer Harmonienote von 6,5 – das ist gerade so noch ein „sehr gut“. Ein beliebtes Öl eines Discounters schnitt „eher unharmonisch“ mit einer 4,4 ab. Dafür gab es beim Gesamteindruck drei Noten Abzug.
Viele Hersteller mischen Olivenöle verschiedener Herkunft
Zwar hat keiner der Hersteller bei der Herkunft der getesteten Öle getrickst. Ein Labor hat die deklarierte Herkunft aller Öle bestätigt. Doch in den meisten Flaschen steckt ein Mix von Ölen aus EU-Ländern und/oder Drittländern. Wenn die Deklaration also heißt: „EU und Drittländer“, dann fällt das Schummeln ja auch schon schwer. Angaben wie „Herkunft EU“ erlauben es sogar, das Öl immer wieder anders zu mischen.
Der Tipp der Ökotest-Forscher: Olivenöl hält sich am besten, wenn man es kühl und dunkel lagert. Brate besser mit günstigen raffinierten Ölen und nimm spezielle Frittieröle für Pommes und Co. Wer dennoch mit „nativ extra“ brät, sollte wissen: Hitze zerstört das Aroma, zudem rauchen native Öle früher als raffinierte.