Öko-Test

Obstbrei in Tüten: Pestizide, Zucker und gefährliche Verpackungen

11. Dez. 2015 von

Ökotest hat sich den Inhalt von 16 sogenannten „Obstquetschen“ mal genauer angesehen. Das Urteil sollte Eltern zu denken geben, denn auf Versprechen wie „ohne Zuckerzusatz“ und „Bio“ kann man sich nicht verlassen.

Das erschreckende Ergebnis des Ökotest: Nur eine einzige Tüte schaffte es auf ein „gut“ (Probios 100% Polpa die Frutta), alle anderen konnten nicht oder nur eingeschränkt empfohlen werden.

Pestizidrückstände in Tüten-Obstbrei

Obstbreie gibt es mit und ohne Altersbeschränkung. Für solche mit Altersempfehlung (etwa „für Kinder ab 1. Jahr“) gelten strengere Bedingungen. Im Test waren Produkte, die eine Altersempfehlung ab sechs Monaten oder ab einem Jahr tragen, tatsächlich pestizidfrei.

In sechs von acht Tüten ohne Altersempfehlung steckten hingegen Rückstände chemischer Pflanzenschutzmittel, die beiden Ausnahmen waren Bio-Produkte. Aber auch einige Bio-Produkte enttäuschten, etwa „Poki Bio Pomme Banane“ von Daniela, in dem gleich drei Pestizidrückstände über dem Orientierungswert des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN) gefunden wurden.

Viel Zucker – trotz „ohne Zuckerzusatz“

Das süßestes Produkt im Test war das „Odenwald Pocket Fruchtmus“ mit 17,7 Gramm Zucker. Das ist circa so viel, wie in zwei Milchschnitten oder in einem 0,2-Liter-Glas Fanta steckt. Auch bei anderen Quetschfrüchten waren 16 bis 18 Gramm Zucker pro 100 Gramm keine Seltenheit – und das obwohl die Produkte mit dem Versprechen „ohne Zuckerzusatz“ beworben wurden.

Der Grund: Zucker wird versteckt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den natürlichen Zuckergehalt in die Höhe zu treiben, um das Obst noch süßer zu machen – und das ohne zugesetzten Kristallzucker. Das geht zum Beispiel durch Beigabe von Apfelsaftkonzentrat, Traubensaftkonzentrat oder Fruchtsüße. Fünf Hersteller fügten dem getesteten Obst solche versteckte Zucker zu. Vier Hersteller davon warben sogar mit der Aussage „Ohne Zuckerzusatz“, obwohl sie andere süßende Zutaten wie Konzentrate oder Fruchtsüße zugefügt hatten.

Gefährliche Verpackung

Alle Quetschfrucht-Verpackungen, die Ökotest untersuchte, enthielten Aluminium und/oder Weichmacher wie PVC/PVDC oder chlorierte Verbindungen. Dazu erklärt Ökotest: „Solange die Verpackung nicht erheblich beschädigt wird, kommt der Brei nicht in Kontakt mit dem Aluminium – was sich in unserem Test bestätigt hat.“ Die Aluminiumgehalte von bis zu zwei Milligramm pro Kilogramm erklärte sich Ökotest durch ein natürliches Vorkommen des Metalls im Obst.

Auch in Sachen Deklaration und Verpackung fiel jedes zweite Produkt durch: Schuld waren fehlende Altersempfehlungen, fehlende Warnhinweise und die irreführende Werbung „ohne Zuckerzusatz“, sowie zu kleine Verschlüsse, die von Kindern leicht verschluckt werden können.

Zudem birgt die Mischung aus Säure und Zucker eine erhöhte Kariesgefahr – vor allem für Milchzähne. Das ist besonders gefährlich, da die meisten Kinder die Obstbreie aus der Tüte nuckeln.

Umweltfreundlich geht anders

Nicht von Ökotest untersucht, aber von Utopia richtig angemerkt: Der Obstbrei in Tüten ist alles andere als umweltfreundlich. Denn egal, ob die Produkte unterwegs oder zuhause konsumiert werden, die Kunststoff-Verpackungen mit Plastikdeckel produzieren jede Menge Müll. Und gerade unterwegs nimmt man es mit den Mülltrennung selten genau.

Fazit: Obst-Brei in Tüten braucht niemand! Am besten man stellt den Obstbrei aus Bio-Obst einfach selbst her – das ist frischer und man kann selbst entscheiden, wie süß der Brei ist. Außerdem fällt dabei im Idealfall deutlich weniger Plastikmüll an. Für unterwegs eignen sich Schraubgläser oder Edelstahl-Boxen ohne Schadstoffe.

Wer dennoch nicht auf Plastik-Obstbrei verzichten kann, sollte auf die Altersempfehlung „ab sechs Monaten“ oder „ab einem Jahr“achten – hier sind meist weniger Pestizide enthalten. Dem Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ kann man aber nicht vertrauen: Zu süß sind die Quetschbreie fast alle.