Ernährung

Nur bei Zöliakie auf Gluten verzichten

26. Juli 2017 von

Glutenfreie Ernährung ist gerade in. Dabei ist sie nur bei Menschen mit Zöliakie sinnvoll. Für andere Menschen kann sie sogar ungesund sein.

Immer mehr Menschen probieren eine glutenfreie Ernährung aus, auch ohne ärztlichen Rat. Manche wollen einfach sehen, ob sie sich damit besser fühlen. Glutenfrei klingt gesund. Wirklich auf Gluten verzichten müssen aber nur Menschen mit Zöliakie, einer Glutenunverträglichkeit.

In den USA sind nur etwa 1 Prozent der Bevölkerung von Zöliakie betroffen. Laut Umfragen versuchen aber sehr viel mehr Menschen dort, weniger Gluten zu essen oder ganz auf das Klebereiweiß zu verzichten. Experten sehen diesen Trend sehr kritisch.

Glutenverzicht kann ungesund sein

Wissenschaftler der Universitäten Harvard und Columbia werteten die Daten von Langzeitstudien zur Herzgesundheit und dem Glutenkonsum von über 100.000 Frauen und Männern aus. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im Mai 2017 im British Medical Journal. Sie zeigen, dass sich Gluten bei Menschen ohne Zöliakie nicht schlecht auf das Herz auswirkt.

Eher im Gegenteil: Wer durch das Vermeiden von Gluten etwa auch weniger Vollkorn und Ballaststoffe zu sich nimmt, kann sein Risiko für Herzerkrankungen wie Herzinfarkte sogar erhöhen. Die meisten Deutschen essen schon jetzt weniger Ballaststoffe als empfohlen.

„Gluten ist eindeutig schädlich für Menschen mit Zöliakie“, so Benjamin Lebwohl, Hauptautor der Studie und Assistent Professor an der Columbia University in New York. Aber populäre Diätbücher förderten die Vorstellung, eine glutenfreie Ernährung sei für jeden Menschen gesund, kritisiert der Mediziner auf der Webseite seiner Universität. Das sei aber nicht der Fall. Dass so viele Menschen inzwischen auf Gluten verzichten wollen, helfe sicherlich den Unternehmen, die glutenfreie Produkte verkaufen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Glutenreduzierung Menschen ohne Zöliakie keinen Vorteil bringt, zumindest nicht in Bezug auf die Herzgesundheit.“

Die Studie wurde finanziert durch Zuschüsse der „National Institutes of Health“ und durch einen American Gastroenterological Association Foundation Research Scholar Award. In folgenden Studien wollen die Wissenschaftler auch noch den Zusammenhang zwischen Gluten und anderen Krankheiten wie Krebs und Autoimmunerkrankungen untersuchen.

Zöliakie, Weizenallergie, Weizensensitivität: Was ist der Unterschied?

Zöliakie: Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung des Magen-Darmtraktes und löst eine Darmentzündung aus. Menschen mit dieser Glutenunverträglichkeit müssen ihr ganzes Leben lang eine strikte Glutendiät einhalten. Zöliakie kann auch mit Blutarmut und Osteoporose einhergehen. Manche Kalmus-Sorten enthalten krebserregende Anteile, darum besser auf die geprüfte Apothekenware oder auf Fertigextrakte (z.B. in Abdomilon) zurückgreifen.

Weizenallergie: Menschen mit Weizenallergie reagieren gegen bestimmte Allergene im Weizen. Es gibt sehr verschiedene Arten von Weizenallergien. Die Symptome betreffen nicht nur den Darm, sondern können sich auch bei Mund, Nase, Augen, Rachen, Haut und der Lunge zeigen, auf die Weizenallergiker reagieren, und sind deshalb nicht immer geeignet.

Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität: Menschen mit Weizensensitivität zeigen ähnliche Symptome wie bei Zöliakie. Möglicherweise reagiert das Immunsystem hierbei jedoch nicht auf Gluten, sondern auf sogenannte Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) oder auch auf bestimmte Kohlenhydrate. Dazu wird aktuell geforscht.

Dieser Artikel von Angelika Rusche-Göllnitz erschien zuerst bei „so gesund“.