Damit Kinder nicht geködert werden

Niederlande: Comic-Figuren auf Verpackungen für Kinder sollen verschwinden

26. Jan. 2017 von

In niederländischen Läden werden wohl schon bald deutlich weniger Lebensmittel stehen, auf deren Verpackungen Zeichentrickfiguren zu sehen sind. Die Industrie will auf diese Weise einen Beitrag im Kampf gegen Fettleibigkeit leisten.

Seit geraumer Zeit wird in den Niederlanden über das sogenannte Endosement diskutiert. In der Marketing-Branche bezeichnet dieser Begriff eine Strategie, bei der eine aus dem TV oder aus Kinofilmen bekannte Cartoon-Figur für eine Werbekampagne eingesetzt wird. Eine mit dem Charakter bedruckte Verpackung soll bewusst Kinder ansprechen, damit sie wiederrum ihre Eltern zum Kauf animieren und sich zusätzlich früh an das Produkt gewöhnen.

Cartoonhelden verführen

Endosement ist bei den Herstellern von süßen, salzigen und fettigen Esswaren und Getränken besonders beliebt – „Nemo“ auf den Cornflakes, die „Eiskönigin“ auf dem Überraschungsei, „Biene Maja“ auf dem Fruchtsaft.

Der effizient-perfide Verkaufstrick ist auch ein Grund dafür, warum es europaweit immer mehr übergewichtige Kinder gibt. In den Niederlanden ist laut dem „Spiegel“ mittlerweile jedes vierte Kind zwischen zehn und zwölf Jahren übergewichtig; sechs Prozent aller Kinder sollen sogar fettleibig sein.

Niederländer reagieren

Dies sei „ein Problem, über das die Nahrungsmittelindustrie sehr besorgt ist“, sagte eine Sprecher des niederländischen Lebensmittelindustrie-Dachverbands FNLI gegenüber der Zeitung „De Telegraaf“. Daher hätten die 450 Mitglieder des Verbands beschlossen, „aus Medien bekannte Charaktere“ im Laufe des kommenden Jahres von den Verpackungen ungesunder Lebensmittel zu verbannen.

Wer weichen muss und wer bleiben darf

Konkret geht es um Comic- und Zeichentrickfiguren, die Kinder im Alter bis 13 Jahre ansprechen. Dem Gesundheitsministerium zufolge werde es zum Beispiel bald keine Kartons mit der gezeichneten Weltenbummlerin „Dora“ oder dem aus Holland stammende Bilderbuch-Kaninchen „Miffy“ mehr geben.

Weiter werben dürfen dagegen Maskottchen wie der Kellogg’s-Tiger, die ausschließlich für das Produkt stünden. Außerdem soll es keine Beschränkungen für Verpackungen geben, die gesunde Nahrung enthalten.

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