Gesundheit

Nahrungsergänzung: Welche Risiken birgt Kieselerde?

03. Mai 2017 von

Kieselerde wird als wahres Wundermittel angepriesen. Es verspricht gesunde Nägel, strahlende Haut und schönes Haar. Experten und Verbraucherschützer warnen aber vor dem Nahrungsergänzungsmittel und die Wirkung ist umstritten.

Kieselerde ist ein feines Pulver, das aus fossilen Algen gewonnen wird. Im Drogeriemarkt erhält man das Nahrungsergänzungsmittel in Kapsel- oder Tablettenform. Der Hauptbestandteil des Pulvers ist Silizium. Beinahe in jeder Körperzelle vorhanden, sorgt der Stoff für die Elastizität unseres Gewebes und starke Knochen. Da der Körper Silizium aber nicht selbst herstellen kann, müssen wir den Mineralstoff entweder über die Nahrung oder über Nahrungsergänzungsmittel zu uns nehmen.

Umstrittene Inhaltstoffe Quarz und Cristobalit

Viele Hersteller machen vollmundige Versprechungen zur Wirkung von Kieselerde. Experten halten das Mittel jedoch für überflüssig und teilweise sogar für gefährlich. Laut Mediziner Wolfgang Becker-Brüser, Mitbegründer der pharmakritischen Arznei- und Gesundheitszeitschrift „Gute Pillen – schlechte Pillen“, gibt es keinen Grund, Kieselerde zu schlucken und dafür auch noch viel Geld auszugeben.

Im Auftrag von „NDR Info“ und dem „ARD“-Magazin „PlusMinus“ testete das Institut für Mineralogie der Universität Hamburg und der Bundesanstalt für Materialforschung mehrere Präparate. Das Ergebnis: In neun von zehn Mitteln stecken keine hochwertigen Algen, sondern die für die Hersteller wesentlich günstigeren Inhaltstoffe Quarz und Cristobalit. Diese kristallinen Formen von Siliziumdioxid gelten in der Industrie als gesundheitsschädigend.

Das Produkt „Kieselerde“ ist eine Verbrauchertäuschung

Pharmakologe Professor Glaeske aus Bremen warnt vor erheblichen Nierenschäden bei der Einnahme hoher Dosen über einen längeren Zeitraum. Kieselerde sei eine Verbrauchertäuschung und sollte dringend vom Markt genommen werden. Zudem sei die tatsächliche Wirkung des Mittels nicht belegt. Viele Experten halten es für ein Scheinmedikament.

Auch laut dem Frauenhofer Insitut für Toxologie in Hamburg kann eine Gesundheitsgefahr nicht ausgeschlossen werden. Beim Einatmen des feinen Staubes steige beispielsweise das Risiko für Lungentumore. Auch schwangeren Frauen wird von der Einnahme des Präparats abgeraten, da noch nicht geklärt ist, welche Auswirkungen die Inhaltsstoffe auf das ungeborene Kind haben.

Die zuständigen Landesbehörden prüfen nun, ob das Mittel weiterverkauft werden darf. Das „Verbraucherschutzministerium Nordrhein-Westfalen“ schrieb gegenüber „PlusMinus“, wenn sich die Ergebnisse in weiteren Untersuchungen bestätigen sollten, wären die Hersteller gezwungen den Vertrieb einzustellen.

Hersteller widersprechen den Warnungen

Die Hersteller halten jedoch dagegen: Das Spurenelement Silizium sei in jeder Körperzelle enthalten und könne demnach gar nicht schädlich sein. Quarz und Cristobalit seien natürliche Bestandteile von Kieselerde und entstünden während des Verarbeitungsprozesses. Somit würden ihre Produkte den rechtlichen Vorschriften entsprechen.