Mischst Du noch oder trennst Du schon?

Müllverbrennung: Kaufen wir künftig Abfall aus dem Ausland?

07. Jan. 2017 von

Deutschland produziert immer mehr Müll – gleichzeitig hat ein Deponieverbot hierzulande sehr zum Klimaschutz beigetragen. Statt nicht recycelbaren Müll umweltschädlich zu deponieren wird er seit 2005 verbrannt. Die Vorreiterrolle Deutschlands scheint sich jedoch umzukehren: Man kauft nun sogar Abfälle aus dem Ausland.

Das Thema Müll beschäftigt jedes Industrieland, denn wir produzieren jede Menge davon. Deutschland liegt mit 617 Kilogramm Müll pro Kopf und Jahr sogar 136 Kilogramm über dem Durchschnitt in Europa wie das Statistische Bundesamt 2013 ermittelte. Gründe dafür sind zum Beispiel Verpackungen von „To Go“-Lebensmitteln. Auch das immer beliebtere Bestellen bei Online-Händlern verursacht jede Menge Verpackungsmüll.

Mülltrennung wird zunehmend wichtiger

Können wir mit dem konsequenten Trennen von Müll dazu beitragen, dass ein möglichst großer Teil der Abfälle wieder verwertet werden kann? Ja, denn einige Wertstoffe lassen sich mehrfach recyceln und können so immer wieder in den Produktionskreislauf eingespeist werden.

Dazu gehören Papier, das sich bis zu fünf mal wieder verwerten lässt und Glas, das man sogar beliebig oft ohne Qualitätsverluste einschmelzen kann — beide haben eine Recyclingquote von über 80 Prozent, wie das „Greenpeace Magazin“ schreibt.

Bei Kunststoffen ist der Begriff „Recycling“ weiter gefasst: Auch die „energetische Verwertung“, also das Verbrennen von Plastikmüll, fällt darunter. 2014 landeten rund 44,1 Prozent der Kunststoffe in einer Müllverbrennungsanlage, der Rest wurde stofflich wiederverwertet, also zum Beispiel wieder zu neuen Produkten eingeschmolzen.

Wichtig ist das richtige Trennen des Mülls, denn das erleichtert den Recyclingprozess enorm. „Wir können nicht einfach alles zusammenschmeißen und darauf hoffen, dass die Maschinen das Sortieren übernehmen. Das schaffen selbst die besten Sortieranlagen nicht“, mahnt Hyewon Seo vom Bundesverband der Verbraucherzentralen im „Tagesspiegel“.

Von Deponien zu Müllverbrennungsanlagen

Entgegenwirken können wir dem wachsenden Müllberg also auch durch richtiges und konsequentes Trennen von Müll. So spart man Ressourcen und Energie und schont so die Umwelt.

Die größten Auswirkungen auf den Klimaschutz hatte allerdings das deutsche Deponieverbot: Dieses verbietet seit 2005 das Deponieren von unbehandelten Abfällen.

Als Alternative zum Deponieren hat sich die „thermische Verwertung“ – also das Verbrennen von Müll – durchgesetzt. Abfälle, die nicht recycelbar sind, zum Beispiel der Inhalt der Restmülltonne, enden in Müllverbrennungsanlagen. Die Umstellung vom Deponieren auf das Verbrennen des Mülls zeigt großen Erfolg: So seien die schädlichen Methanemissionen dadurch um mehr als 80 Prozent zurückgegangen, wie das „Greenpeace Magazin“ schreibt.

Das Verbrennen von Müll ist also eine weitaus klimafreundlichere Variante als das Deponieren. Dennoch weist die „thermische Verwertung“ eine immer noch weitaus geringere Energiebilanz auf, als stoffliche Recycling, also zum Beispiel das Einschmelzen von Plastik oder Glas. Das Verbrennen produziert zudem mehr Treibhausgase als die stoffliche Wiederverwertung. Ziel ist es demnach immer noch, möglichst große Anteile des Mülls durch stoffliches Recycling wiederzuverwerten.

Deutschland kauft Abfälle ein

Durch das deutsche Deponieverbot & den dadurch ausgelösten Boom von neuen Müllverbrennungsanlagen geht mittlerweile ein Problem einher: Die Anlagen müssen ausgelastet sein, um wirtschaftlich rentabel zu bleiben.

Leider gäbe es in Deutschland mittlerweile zu viele Verbrennungsanlagen, warnt der „Wertstoffblog“. Die Abfälle aus dem Inland reichten nicht mehr aus um die Kapazitäten auszulasten, auch dank des positiven Trends zu mehr Recycling. Laut einer Studie des Naturschutzbundes (NABU) könnten die Überkapazitäten 2020 bei über 6,6 Millionen Tonnen liegen.

Die Konsequenz: Deutschland kauft Müll aus dem Ausland ein. 2012 zum Beispiel importierte Deutschland rund eine Million Tonnen Müll – hauptsächlich aus den Niederlanden und Belgien.

Doch während die meisten EU-Länder immer noch große Teile ihres Abfalls deponieren, rücken Klimaschutz und Deponieverbote immer mehr in den Vordergrund.