Greenfluencerin im CodeCheck Interview

Minimalistischer Leben mit Laura Mitulla

03. März 2021 von

Weniger Dinge konsumieren, auch mal mit dem Zug statt immer nur dem Flugzeug verreisen oder auf umweltschädliche Stoffe in Kosmetikprodukten verzichten: Wir alle bemühen uns, auf die ein oder andere Weise, unseren Planeten zu beschützen. Doch niemand ist auf Anhieb perfekt - und das ist auch okay so! Zum Glück gibt es einige inspirierende Persönlichkeiten, die wir uns als Vorbild für ein nachhaltigeres Leben nehmen können. Genau diese Menschen möchten wir Dir in dieser Reihe gern vorstellen. Heute verrät Laura Mitulla, wie Du Deinen Alltag Stück für Stück minimalistischer gestalten kannst.

Auf dem Blogazine ‘’The OGNC’’ und ihrem Instagram-Profil will Laura zeigen, welche Bandbreite eine nachhaltige Lebensweise haben kann. Dafür gibt sie viele Tipps für den Einstieg in ein minimalistisches Leben, motiviert mit kleinen Challenges oder stellt nachhaltige Produkte vor, mit denen der Verzicht auf anderes gar nicht mehr so schwer fällt. Obendrauf gibt es Ratschläge zum Thema Fair Fashion, Rezepte für vegane Müsliriegel, Anleitungen, wie Du feste Seife am besten lagern kannst oder Tipps für Zero Waste in Küche und Badezimmer. Wir haben sie gefragt, auf was sie niemals verzichten könnte, wodurch man Toilettenpapier ersetzen kann und wie man sich selbst weniger Druck macht.

Was war Dein ''5 vor 12''-Moment, in dem Dir klar wurde, dass sich etwas an unserem Konsumverhalten ändern muss?

So einen richtigen ‘’5 vor 12’’-Moment hatte ich tatsächlich nicht, sondern es war eher eine Aneinanderreihung von mehreren Ereignissen. Beispielsweise bin ich morgens zur Uni gegangen und ganz viele standen Schlange für die sogenannte ‘’Ersti-Tüte’’ - einfach nur, weil’s die umsonst gab. Wenige Wochen später war dann der Black Friday und als ich an diesem Tag durch die überfüllte Stadt gegangen bin, habe ich gemerkt, wie konsumorientiert unsere Gesellschaft ist und alles zum günstigsten Preis haben möchte, obwohl es teilweise auch Dinge sind, die wir gar nicht brauchen. Deswegen hab ich ganz viele Dokumentationen geguckt wie von ‘’The Minimalists’’. Und da wurde mir dann wirklich von einem Tag auf anderen klar, dass ich eigentlich nicht mehr weiter konsumieren möchte und habe dann auch erstmal einen Konsum-Stopp eingelegt.

Warum hast Du das Blogazine the OGNC ins Leben gerufen?

Ich habe mit dem Bloggen tatsächlich schon 2011 angefangen. Mit einem Backblog und dann einem Fast Fashion Blog sammelte ich die ersten Erfahrungen. Als ich mich dann 2016 dazu entschied minimalistisch(er) zu leben, stand ich vor der Entscheidung “ganz oder gar nicht” weiterzubloggen. Nach langem hin und her überlegen entschloss ich mich 2017 dazu, the OGNC ins Leben zu rufen. Denn ich wollte unbedingt den Menschen beweisen, wie vielfältig eine nachhaltige, aber auch minimalistische Lebensweise sein kann.

Hast Du Tipps für Einsteiger:innen, die sich dem Thema Minimalismus und Zero Waste nähern wollen?

Bei Minimalismus sage ich immer: Bevor man die ganze Wohnung ausmistet, solltest Du erstmal auf Probe minimalistisch leben. Was bringt es beispielsweise den ganzen Kleiderschrank auszumisten, wenn man in wenigen Monaten doch wieder alles neu kauft, weil man altes vermisst? Deswegen ist es wichtig, herauszufinden, was einem wirklich wichtig ist und was zu einem passt. Bei Kleidungsstücken habe ich die 10x10 Challenge von der Bloggerin Style Bee ausprobiert. So habe ich in wenigen Wochen meinen Kleidungsstil herausgefunden und mache seitdem keine Fehlkäufe mehr. Für Zero Waste habe ich mir kaum neues Equipment angeschafft, da man viele alte Dinge einfach weiternutzen kann. Ich finde, statt immer spezielles Equipment zu kaufen, sollte man viel mehr kreativer werden.

Welche Dinge hast Du aus Deinem Bad verbannt? Wodurch hast Du sie ersetzt?

Richtig verbannt hab ich eigentlich wenige Produkte, sondern ich habe sie vielmehr ersetzt. Also ich habe zuvor auch noch nicht massenhaft Beauty-Produkte besessen oder überhaupt Pflegeprodukte benutzt, aber solche Basics wie z.B. Shampoo oder Duschgel habe ich einfach nach und nach ersetzt durch plastikfreie Alternativen wie Seife oder festes Shampoo. Mein absolutes Lieblingsteil im Badezimmer ist mein Rasierhobel, den ich mir zu meiner Bachelorarbeit gegönnt habe. Und der beweist auch, dass Nachhaltigkeit richtig ästhetisch sein kann und dazu auch noch die perfekte, nachhaltige Alternative ist.

Gibt es Produkte, auf die Du niemals verzichten würdest?

Ich kann tatsächlich auf sehr vieles verzichten und liebe es auch, Dinge zu komprimieren. Also als Minimalisten liebe ich es, dass Dinge eine Funktion erfüllen und bestmöglich auch sehr viel Funktion erfüllen können. Deswegen könnte ich vielleicht gar nicht auf meine Seife verzichten, da ich diese nicht nur für meine Haare benutzen kann, sondern auch für meinen Körper und als Rasierseife, was super praktisch ist für unterwegs.

Gibt es bestimmte Marken oder Kosmetikprodukte, die Du gern nutzt, die auch verpackungstechnisch zu Deinem Lebensstil passen?

Oh ja! Vor wenigen Jahren war die Auswahl an plastikfreier Kosmetik ja noch recht klein, aber jetzt sprießen aus allen Ecken neue nachhaltige Produkte. Am liebsten nutze ich die ‘’BINU’’ Haarseife, welche die einzige Haarseife ist, die bei meinen Haaren bisher funktioniert. Ansonsten schwöre ich auf die verpackungsfreie Linie von ‘’i+m Naturkosmetik’’. Absolute Lieblingsprodukte sind die Deocremes oder das feste Shampoo Verbene. Und selbst mein goldener Rasierhobel von ‘’Mühle’’ beweist, dass sich Nachhaltigkeit und Ästhetik nicht ausschließen.

Alternativen zu Wattepads und -stäbchen, Backpapier und Periodenprodukte sieht man immer öfter. Was ist mit Dingen wie Toilettenpapier oder Zahnseide - gibt es da Alternativen?

Aber ja! Ich verwende neben recyceltem Toilettenpapier eine Podusche. Wie bei vielen Dingen ist das anfangs vielleicht eine Gewöhnungssache, aber man gewöhnt sich schnell daran. Apropos: Eine Podusche ist viel hygienischer als Toilettenpapier. Zahnseide gibt es ohne Probleme in Unverpackt-Läden in kleinen Glastiegeln sowie Nachfüllpacks.

Gerade auf Reisen ist es meist schwerer, auf Müll zu verzichten: Hast Du dafür Tipps?

Ich selbst fahre ja oft mit dem Rad (selbst in den Urlaub) und das beste ist eigentlich immer, sich selber Essen vorzubereiten und Refill Stationen (Refill Deutschland) zu nutzen, um Plastikflaschen zu vermeiden. Ansonsten idealerweise immer vor Ort essen und trinken statt sich etwas To Go einzupacken.

Wie reduziere ich meinen Konsum bei Dingen, die man gern sammelt, wie beispielsweise Bücher?

Bücher kann man auf vielen Wegen reduzieren. Neben verkaufen oder an Freunde verschenken, kann man Bücher auch in einer kleinen Kiste vor seiner Wohnung verschenken. Ich persönlich mag es aber am meisten Bücher bei sogenannten “Bücherschränken” abzugeben. Es handelt sich dabei oft um alte Telefonzellen, die für den Büchertausch umfunktioniert wurden. Ansonsten liebe ich es in die Bibliothek zu gehen und mir dort Bücher auszuleihen.

Wo hast Du noch Schwierigkeiten, Müll zu vermeiden oder Deinen Konsum zu reduzieren?

Ich glaube, die größte Hürde bei der Müllproduktion sind Lebensmittel. Bei veganen Ersatzprodukten fällt mir das Reduzieren da manchmal noch etwas schwer. Ich liebe es zwar mittlerweile, meine Burger Pattys aus Bohnen selber zu machen, auch wenn es mit einem Mehraufwand verbunden ist. Ich muss aber auch zugeben, dass es auch Tage gibt, wo ich einfach faul bin und im Supermarkt das fertige Produkt kaufe und da kein großes Drumherum mache.

Laura Mitulla
Laura Mitulla

Schränkt Dich Deine Lebensweise manchmal ein?

Ganz im Gegenteil. Es bereichert mich viel mehr. Zudem wurde ich ein großer Fan der Sharing Economy. Vieles leihe ich mir aus und habe dadurch letztendlich auch weniger Verpflichtungen. Außerdem spart es unglaublich viel Ressourcen, wenn wir öfter Dinge leihen statt selber zu besitzen.

Wie kann man sich selbst weniger Druck machen, von heute auf morgen perfekt sein zu wollen?

Ich habe mir anfangs sehr viel Druck gemacht, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit und Perfektionismus ging. Mittlerweile weiß ich aber, dass man nicht überall perfekt sein kann - und das ist auch völlig in Ordnung! Ich finde, man sollte dort anfangen, wo man sehr viel Spaß hat und wenn man richtig Bock hat, natürlich auch die dicken Fische greifen. Also den Bereich, wo sehr viele Emissionen ausgestoßen werden. Das sind einerseits die Ernährungsweise und andererseits die Mobilität. Da kann man eigentlich schon super viel bewirken, wenn man sich sagt: ‘’Ich werde dieses Jahr mal nicht fliegen, sondern werde meine Reise mit dem Zug oder meinem Fahrrad bewältigen’’. Ich fahre zum Beispiel auch ausschließlich nur noch mit dem Fahrrad und weiß, dass ich schon so viel Emissionen dadurch einspart habe, dass es auch absolut in Ordnung ist, mal etwas aus Plastik zu kaufen. Also - Nobody’s Perfect! Ich finde, das Allerwichtigste ist, dass man wenigstens anfängt, dann kann man sich auch nach und nach optimieren.

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