WIe Du Dich schützen kannst

Mineralöl: Versteckte Gefahr in Verpackungen

06. Sept. 2018 von

Immer wieder kommt es zu unerwünschten Verunreinigungen von Lebensmitteln mit Mineralölbestandteilen. Wie es in unsere Lebensmittel gelangt, warum das gefährlich ist und was wir dagegen tun können, erfährst Du hier.

Mineralöl wird durch Destillation von Erdöl gewonnen. Dieses wird so oft destilliert, bis nur noch bestimmte Kohlenwasserstoffe darin enthalten sind.

Hauptsächlich besteht es aus gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH, engl. mineral oil saturated hydrocarbons) und meist alkylierten aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH, engl. mineral oil aromatic hydrocarbons). Die Zusammensetzung des Mineralöls kann je nach Verwendungszweck sehr unterschiedlich ausfallen.

Welche Folgen hat eine Mineralöl-Aufnahme für den Menschen?

Bisher ist kaum etwas darüber bekannt, welche Auswirkungen die Aufnahme von Mineralölverunreinigungen auf den menschlichen Körper haben. Laut der „Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit“ (EFSA) lagern sich MOSH im menschlichen Gewebe ab und haben in Tierversuchen zu Organschäden geführt, MOAH gelten als potenziell krebserregend.

Das „Bundesinstitut für Risikobewertung“ (BfR) hält sich hier bedeckter: Es sei zwar aus Tierversuchen mit einem bestimmten Rattenstamm bekannt, dass gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH), dort zu Ablagerungen und entzündlichen Effekten in der Leber geführt haben. Die Relevanz dieses Befundes für den Menschen sei jedoch noch nicht geklärt.

Bei den aromatischen Kohlenwasserstoffverbindungen (MOAH), die man in Lebensmitteln findet, handelt es sich laut dem „BfR“ überwiegend um alkylierte, polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe, zu denen auch krebserzeugende Substanzen gehören können. Eine gesundheitliche Bewertung sei auch hier aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht möglich.

Über Lebensmittel gelangt das Mineralöl in unseren Körper, aber wie kann es überhaupt in unser Essen gelangen?

Ein kleiner Teil des Mineralöls gelangt während des Produktionsprozesses in unsere Lebensmittel, zum Beispiel wenn sie mit Schmierölen, die an Produktionsmaschinen benutzt werden, in Kontakt kommen.

Der Großteil des in unseren Lebensmitteln enthaltenen Mineralöls gelangt jedoch über Pappverpackungen und Lager- und Transportkartons aus Altpapier in unser Essen.

Diese werden hauptsächlich aus recyceltem Zeitungspapier hergestellt.

Dieses Papier wiederum wurde für seine vorherige Nutzung mit mineralölhaltiger Farbe bedruckt. Mineralölbestandteile können im Recyclingprozess nicht entfernt werden und verbleiben in Kartons und Pappverpackungen. Bei Raumtemperatur verdampft das Mineralöl aus dem Transportkarton oder der Pappverpackung und kondensiert dann wieder auf den Lebensmitteln. Deswegen sind besonders trockene Lebensmittel mit verhältnismäßig großer Oberfläche, wie zum Beispiel Reis, Pasta und Mehl, oft besonders betroffen.

Wie lässt sich die Kontamination von Lebensmitteln mit Mineralöl vermeiden?

Eine Möglichkeit zu vermeiden, dass Lebensmittel mit Mineralölbestandteilen kontaminiert werden, besteht darin für die Produktion von Pappverpackungen ausschließlich Frischfasern zu nutzen. Diese ist allerdings aus ökologischer Sicht bedenklich und außerdem können Verunreinigungen weiterhin durch Lager- und Transportkartons aus Recyclingmaterial entstehen.

Eine weitere Lösung besteht aus der Nutzung einer sogenannten funktionellen Barriere in Form einer Aluminium- oder Kunststoffbeschichtung auf der Innenseite des Kartons oder als zusätzlicher Innenbeutel. Auch diese Alternative ist ökologisch nicht die beste Lösung, da Kartons, die mit einer funktionellen Barriere versehen sind, nur schwer recyclebar sind und durch zusätzliche Umverpackungen auch zusätzlicher Müll entsteht. Zudem wird besonders für die Produktion und Wiederverwertung von Aluminium viel Energie benötigt.

Das Problem an der Wurzel packen

Die einfachste und nachhaltigste Möglichkeit Verunreinigungen mit Mineralöl zu vermeiden wäre es, die Tinte, mit der Zeitungen bedruckt werden, durch mineralölfreie Farben zu ersetzen. So gelangen Mineralölbestandteile erst gar nicht in Recyclingpapier und Pappverpackungen.

Leider gibt es bis jetzt weder auf Bundes- noch auf EU-Ebene eine weitreichende Gesetzgebung oder gesetzliche vorgeschriebene Höchstwerte für die Belastung von Lebensmitteln mit MOAHs und MOSHs, sodass man sich als Verbraucher nie komplett sicher sein kann, auch wenn die Industrie immer wieder ihre Bemühungen unterstreicht.

Das „Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft“ (BMEL) arbeitet seit Längerem an der sogenannten Mineralölverordnung, welche im März 2017 zur Stellungnahme an Länder und Verbände verschickt wurde, um die Belastung von Lebensmitteln mit Mineralöl einzugrenzen. Dieser Entwurf steht allerdings in der Kritik – unter anderem von „Foodwatch“ – nicht weitreichend genug zu sein.

Bis eine Lösung gefunden ist, kannst Du Dich schützen, indem Du in Pappe verpackte Lebensmittel nach dem Kauf direkt in Behälter aus Glas, Holz, Keramik oder Metall umfüllst. Denn das „Kantonale Labor Zürich“ stellte fest, dass die Belastungen in den Lebensmitteln im Laufe der Zeit zunehmen, würden sie nicht entsprechend gelagert werden.