In Peelings, Duschgelen, Make-up,...

Codecheck-Studie: Plastik steckt in jedem fünften Lippenstift

18. Okt. 2016 von

Mikroplastik: Als billiges Füllmittel steckt es in Kosmetikprodukten und gelangt so mit unserem Abwasser in Meere und Flüsse. Fische verwechseln es hier mit Nahrung und letztlich landet es wieder beim Menschen auf dem Teller – und das mit ungewissen gesundheitlichen Folgen. Was tun Hersteller um diesen Kreislauf zu unterbrechen? Leider zu wenig, wie die Mikroplastik-Studie von Codecheck in Kooperation mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt.

Großes Problem: Mikroplastik

Die kleinen Kunststoffteilchen (per Definition kleiner als 5 Millimeter) stecken unter anderem in Peelings, Duschgelen, Sonnencremes oder Make-up. Um das Ausmaß der Umweltverschmutzung durch Mikroplastik in Kosmetikartikeln einmal greifbar zu machen:

Gesichtspeelings können beispielsweise bis zu zehn Prozent aus dem Mikroplastikstoff Polyethylen bestehen. Durch eine einzige Tube können so zwischen 137.000 und 2.8 Millionen Kunststoffteilchen über das Abwasser in die Meere gelangen. Wie Untersuchungen des Umweltbundesamtes zeigen, werden allein in Deutschland pro Jahr 500 Tonnen Polyethylen in Kosmetika eingesetzt!

Das Problem hierbei: Die Filtersysteme der Kläranlagen können die winzigen Plastikteilchen nicht komplett herausfiltern. Im Meer ziehen diese Giftstoffe an wie Magnete, bevor sie von Fischen, Krebsen oder Muscheln mit Plankton verwechselt und verzehrt werden. Was Mikroplastik im Körper des Menschen anrichten kann ist bisher ungewiss, doch im Körper verschiedener untersuchter Tiere verursachte es unter anderem Geschwüre und Unfruchtbarkeit.

In Ländern wie den USA und Kanada wurde Mikroplastik daher mittlerweile zum Teil verboten. In Deutschland, der Schweiz und Österreich haben viele Kosmetikhersteller sich hingegen seit 2014 freiwillig dazu verpflichtet, Mikroplastik aus ihren Produkten zu verbannen. Jetzt gilt es zu beurteilen: Greift die freiwillige Selbstverpflichtung?

So viel Mikroplastik steckt noch immer in unserer Kosmetik

In der großen Mikroplastikstudie von Codecheck in Zusammenarbeit mit dem BUND ist von diesem Industrie-Versprechen nicht viel zu merken.

Insgesamt wurden knapp 103.000 Produkte aus den Jahren 2014 und 2016 miteinander verglichen. Der bekannteste Mikroplastikstoff Polyethylen ist beispielsweise nach wie vor in jedem dritten Gesichtspeeling und jedem vierten Lippenstift enthalten.

Es zeigt sich zudem, dass Mikroplastik nicht nur dutzende Namen hat, sondern auch in dutzenden Produkten steckt. Denn viele Hersteller definieren nur Polyethylen als Mikroplastik und setzen andere Stoffe wie Nylon-12 in Make-ups oder Acrylates Copolymer in Duschgelen unbeirrt weiter ein. Diese und weitere Stoffe sind laut BUND jedoch ebenfalls als Mikroplastik einzustufen.

Beispielsweise enthalten noch immer:

  • rund 17 % der untersuchten Lippenkosmetika Polyethylen

  • rund 12 % der untersuchten Augen-Kosmetika Polyethylen
  • rund 7 % der untersuchten Duschgele den Filmbildner Acrylates Copolymer

Die komplette Studie & weitere Infos findest Du hier.

Bis zu einem Verbot von Mikroplastik sollten VerbraucherInnen, die sich plastikfreie Kosmetika wünschen, die Inhaltsstoffe ihrer Produkte genauestens studieren oder mit der Codecheck-App scannen. Codecheck zeigt als bisher einzige App binnen von Sekunden an, ob und welches Mikroplastik ein Kosmetikprodukt enthält. Dafür integriert Codecheck ab sofort die vom BUND Einkaufsratgeber als Mikroplastik identifizierte Stoffe in das Bewertungssystem.