EfSA hält Insekten für gesundheitsschädlich

Mehlwürmer, Skorpione & Co.: schmackhaft, aber gefährlich?

24. Okt. 2015 von

Keine Lust mehr auf Massentierhaltung und deshalb auf Insektenzucht umgestiegen? Warum die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EfSA) das nur bedingt für eine gute Idee hält, liest du hier.

„Essen ist eine Sache des Vertrauens“, sagt Ophelia Deroy von der University of London in einem Kommentar in „Nature“ und bringt damit die Skepsis der Europäer gegenüber Insekten als „vorteilhaftere“ Eiweißquelle für Tier und Natur auf den Punkt.

Reagierst du gerade mit Ekel? Dann beruhigt es dich vielleicht, dass Studien sagen, dass Menschen eher Bienenglace vom Imker um die Ecke probieren, als einen gegrillten Skorpion aus Ho-Chi-Minh-City vernaschen. Nicht überzeugt? Dann lass uns das Thema etwas genauer betrachten.

Insekten-Briefing kurz und knapp

Die UN suggeriert seit einiger Zeit, dass essbare Insekten möglicherweise eine schmackhafte und nachhaltige Nahrungsquelle der Zukunft seien. Schließlich rechnet man bis ins Jahr 2050 mit einem stetigen Bevölkerungswachstum hin zu neun Milliarden Menschen – und wir alle wollen ernährt werden.

Der zugegeben – etwas krabbelige Vorschlag und erste Studien dazu wurden deshalb an die Europäische Kommission versandt, die wiederum eine Risiko-Beurteilung der EfSA verlangte. Dieses Gutachten zum Insektenverzehr, herausgegeben von einer working-group des wissenschaftlichen Komitees der EFSA, beurteilt diesen Vorschlag eher verhalten. Die Wissenschaftler identifizierten „potenzielle biologische und chemische Störfaktoren“ und stellten „allergische Reaktionen bei einzelnen Menschen, ausgelöst durch den Verzehr von Insekten“, fest. Zudem adressierten sie „problematische Faktoren, die in Zusammenhang mit der Aufzuch“ stehen, insbesondere bei der Fütterung und Haltung der Insekten.

Haltung und Fütterung sind der Schlüssel

Man müsse strikte Standards im gesamten Nahrungskreislauf – von der Aufzucht bis zum fertigen Nahrungsmittel – festlegen, so die Wissenschaftler. Denn ansonsten drohen ähnliche Zustände und Probleme wie bei der Massentierhaltung. Dabei geht der Bericht insbesondere auf biologische und chemische Störfaktoren ein.

Die Studie stellt fest: „Die Spezies, spezifische Produktionsmethoden, das verwendete Futter, die Art und Weise der Haltung und der Erntezeitpunkt spielen allesamt eine wichtige Rolle in einer möglichen Entwicklung von potentiellen Krankheitserregern oder Allergenen im Nahrungsmittel.“

Auch bei Risiken für die Umwelt müsse man aufpassen, denn wenn man Insekten im gleichgroßen Stil produzieren würde, wie es beispielsweise in der Hühnermast der Fall ist, seien auch die Risiken vergleichbar.

Die Wissenschaftler schreiben dazu: „Entsorgungssysteme für Abfall- und Nebenprodukte müssten auch in der Insektenaufzucht heutigen Standards entsprechen. Deshalb könne man auch noch keine generelle Aussage in Sachen Risiken für die Umwelt treffen, sondern Produktionssysteme auf einer case-to-case-Basis evaluieren.“ Klingt nach viel Arbeit. Noch teicht die Anzahl von Anbietern aber auch von nicht-vorhanden bis überschaubar.

Fast 2000 essbare Arten

Auch die Food and Agriculture Organization (FAO) der UN hat die Krabbeltiere unter die Lupe genommen und Insekten als gute Quelle für „hochwertiges tierisches Protein und andere Nährstoffe, wie beispielsweise Fett, Vitamine und Mineralien“, beurteilt. Momentan sollen Maden, Mehlwürmer & Co. schon regelmäßig auf dem Speiseplan von mindestens zwei Milliarden Menschen stehen – insbesondere in Asien, Afrika und Südamerika.

Der Bericht deklariert mehr als 1.900 Insekten als essbar. In Europa erwarte man allerdings eine eher limitierte Nachfrage nach „nicht mehr als ein paar Arten“, am ehesten noch Fliegen, Motten, Mehlwürmer und Heuschrecken.

Auf den Weg gibt uns der Bericht folgende Worte: „Genauere Recherche und weitere Studien zum besseren Verständnis von potentiellen mikrobiologischen und chemischen Risiken der Insekten-Aufzucht und deren Verzehr sind vonnöten. Insbesondere die Auswirkung der Fütterung von ominösen Futterquellen wie beispielsweise Fressabfällen und Tierexkrementen müssten genauer untersucht werden.“ Aha.

Findest du das lecker? Wir sind uns noch nicht so sicher.