Süße Versuchung

Macht Zucker süchtig?

07. Feb. 2017 von

Das verführerische Stück Schokolade nach dem Essen, die Pralinen vor dem Fernseher oder zwischendurch mal ein Eis – wir alle kennen diese kleinen Sünden. Aber warum ist es so schwer, die Finger davon zu lassen? Deshalb: Zucker aktiviert unser Belohnungssystem im Gehirn und fördert damit suchtähnliches Verhalten. Aber macht Zucker wirklich abhängig?

Dass wir gerne mal zu Süßigkeiten greifen ist keine Schwäche, sondern liegt eigentlich in der menschlichen Natur. Das Verlangen nach süßen Lebensmitteln geht auf die Erfahrungen unserer Vorfahren zurück. Süßes war meist nicht giftig und gleichzeitig wichtiger Energielieferant. Sogar frisch geborene Babys bestätigen diese instinktive Vorliebe: süße Flüssigkeiten zaubern ihnen ein Lächeln auf die Lippen. Auch unser Gehirn reagiert auf Zucker in einer ganz bestimmten Weise.

Belohnung für’s Gehirn

Das menschliche Gehirn reagiert auf Zucker – ähnlich wie auf Alkohol oder andere Suchtmittel – mit der Aktivierung unseres Belohnungssystems. Der Botenstoff Dopamin wird vermehrt ausgeschüttet und führt zu einem gesteigerten Wohlbefinden. Dass Schokolade glücklich macht, ist also nicht bloß einfach so daher gesagt.

Da wir dieses angenehme Gefühl natürlich gerne öfter haben möchten, kann es leicht passieren, dass wir immer häufiger zu süßen Lebensmitteln greifen. Aber können wir wirklich süchtig nach Zucker werden? “Die Vorliebe für Süßigkeiten hat viel mit der Vorliebe für Drogen zu tun“, erklärt Professor Falk Kiefer, Suchtforscher am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Schwer adipöse Menschen können meist gar nicht mehr von Zucker lassen und neigen oft zu Rückfällen, obwohl sie um die Folgeschäden wissen.

Dies sind zwar Indikatoren für eine beginnende Sucht, jedoch muss man differenzieren. Zucker ist keine Droge wie Heroin oder Nikotin erklärt Professorin Susanne Klaus, Biologin am Deutschen Institut für Ernährungsforschung. „Zucker ist lediglich ein hervorragendes Belohnungsmittel und kann zu suchtähnlichem Verhalten führen“.

Zucker bewirkt synaptische Veränderungen

Das starke Verlangen nach Süßem wurde zudem auch in Experimenten an Ratten untersucht. Den Tieren wurde über eine längere Zeit eine Zuckerlösung verabreicht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Zucker im Gehirn der Ratten synaptische Veränderungen hervorruft und sogar Entzugserscheinungen auslöst. Diese Entdeckungen sind zwar nur schwer auf den Menschen übertragbar, doch Wissenschaftler vermuten, dass diese suchttypischen Umstrukturierungen im Gehirn auch bei Menschen auftreten. Wir werden also regelrecht auf Zucker geeicht.

Zuckerkonsum einschränken!

Experten raten abgesehen von dem suchtfördernden Charakter sowieso, den Zuckerkonsum auf ein Minimum zu beschränken. Da Zucker schnell ins Blut gelangt und den Insulinspiegel stark ansteigen lässt, führt vermehrter Zuckerkonsum häufig zu starkem Übergewicht. Diabetes und schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folgen sein. Jährlich sterben etwa 6.000 New Yorker an den Folgen ihres Übergewichts. Die Gesundheitsbehörde in New York warnt jedoch schon seit mehreren Jahren vor zu viel Zucker. Tückisch sind beispielsweise süße Getränke, die enorme Mengen des weißen Süßungsmittels enthalten. Mit einer Reihe von Aufklärungsvideos versuchten die Behörden darauf aufmerksam zu machen, bisher jedoch leider ohne großen Erfolg.

Dabei muss es nicht immer eine Fanta oder Cola sein – auch Wasser oder ungesüßter Tee löschen den Durst. Wenn es dann doch mal etwas mit Geschmack sein soll, tun es auch ein Spritzer Zitrone oder ein paar Pfefferminzblätter im Getränk. Seinen Kaffee süßt man besser mit alternativen Süßstoffen, diese haben deutlich weniger Kalorien und sind zudem auch noch ergiebiger. Honig, Zuckermelasse oder Ahornsirup sind zwar ähnlich kalorienreich wie herkömmlicher weißer Zucker, durch ihren intensiven Eigengeschmack, reichen jedoch ebenfalls kleinste Mengen aus, um Getränke und Speisen zu versüßen.