EU besorgt

Krebsgefahr durch Palmöl in Babynahrung

12. Mai 2017 von

Schon im Mai 2016 warnte die „Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit“ davor, dass Palmöl in Lebensmitteln krebserregend wirke und das Genmaterial verändere. Das wird nun auch im EU-Gesundheitsausschuss diskutiert. Bis dahin wird das mehr als umstrittene Palmöl aber weiterhin in Babynahrung verwendet. Mit welchen Folgen?

Warum gilt Palmöl als gefährlich?

Damit Palmöl seine rote Farbe sowie seinen unangenehmen Geruch verliert, muss es über 200 Grad erhitzt werden.

Dabei entstehen laut der „Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit“ (EFSA) Glycidyl-Fettsäureester (GE) sowie 3- und 2-Monochlorpropandiol (3- und 2-MCPD) und deren Fettsäureester im Öl. Diese wurden in Untersuchungen als krebserregend sowie genmaterialverändernd eingestuft. Auch das „Bundesinstitut für Risikobewertung“ stützt mit eigenen Untersuchungen die Besorgnis.

Zwar lassen sich die Gefahrenstoffe auch in anderen raffinierten Pflanzenölen nachweisen – jedoch nicht in dieser Konzentration.

Säuglinge durch Babynahrung am stärksten belastet

Da Palmöl in jedem zweiten Supermarktprodukt zu finden ist, versteckt es sich auch in Babynahrung.

Und so nehmen gerade Säuglinge, die ausschließlich durch Säuglingsanfangsnahrung mit hohem Palmölanteil ernährt werden, besonders große Mengen der gesundheitsbedenklichen Fettsäureester auf. Laut EFSA sei die Belastung für diese Säuglinge zehn Mal stärker, als das was als niedrige Konzentration des Stoffs vertretbar wäre.

Weshalb steckt so viel Palmöl in Babynahrung?

Hersteller von Babynahrung verwenden Palmöl, da es viel Palmitinsäure enthält. Diese Fettsäure ist in großer Menge auch in der natürlichen Muttermilch enthalten.

Der „WDR“ zitiert dazu die Firma „Hipp“: „Kein anderes Pflanzenöl enthält Palmitinsäure in ausreichender Menge.“ Und die Drogeriemarktkette „DM“ bezeichne Palmöl als „unverzichtbaren Rohstoff“.

Geht es um finanzielle Vorteile?

Palmöl ist das mit Abstand billigste für Lebensmittel zugelassene Fett, weswegen den Herstellern unter Umständen auch eine finanzielle Motivation vorgeworfen werden kann.

„Wir können das nicht hundertprozentig belegen, aber wir hatten den Eindruck, dass es durchaus eine Rolle spielen könnte“, mahnt Alfonso Lampen vom „Bundesinstitut für Risikobewertung“ ebenfalls im „WDR“.

Diese Säuglingsnahrung enthält Palmöl

Gesündere Alternativen zu Palmöl

Fest steht: Palmöl in Babynahrung ist ersetzbar.

Beispielsweise die Schweizer Firma „Bimbosan“ verarbeitet bereits statt Palmöl Kokosnuss-, Sonnenblumen- und Rapsöl.

Auch die Firma „Bambinchen“ in Norddeutschland bietet palmölfreie Babynahrung an. „Wir setzen für die Säuglingsnahrung die komplette Ziegen-Vollmilch ein. Und in dieser Vollmilch ist ausreichend Palmitin enthalten“, erklärt Geschäftsführer Ulli Atts gegenüber dem „WDR“ und fügt hinzu: „Wenn wir Palmfett verwenden würden, ginge das natürlich preiswerter.“

EU plant höchstwerte für Palmöl in Lebensmitteln

Hauptanliegen sei es nun, „die Kommission anzutreiben“, damit sie rasch konkrete Schritte gegen die Schadstoffe im Palmöl unternehme, berichtet der deutsche EU-Politiker und Kinderarzt Peter Liese nach der Sitzung des EU-Gesundheitsausschusses Anfang Mai 2017.

Nun müssen auch die großen Hersteller rasch Lösungen finden, um entweder gänzlich auf Palmöl zu verzichten oder den Schadstoffgehalt zu senken.

Denn: „Die EU-Kommission hat angekündigt, dass sie in den nächsten Monaten einen Vorschlag für Höchstwerte machen wird“, so der Europa-Abgeordnete Liese.

„Wenn’s gut läuft, werden wir Ende 2017 einen rechtskräftigen Beschluss haben, dass diese Stoffe in den Lebensmitteln drastisch reduziert werden müssen.“