Nachhaltgkeit

Kommen jetzt Öko-Verpackungen aus Bioabfällen?

19. Okt. 2017 von

Unser Verpackungsmüll könnte bald auf dem Kompost landen – weil er komplett aus Pflanzenresten hergestellt ist. Die Methode ist nicht nur umweltfreundlicher als herkömmliche, sondern kann auch überall lokal werden.

8,6 Milliarden Tonnen, oder das Gewicht von 1.4 Milliarden afrikanischen Elefanten – so viel Plastik hat die Menschheit seit 1950 produziert. Nach Schätzungen wurden davon gerade einmal neun Prozent recycelt. Die Plastikspuren, die wir Menschen hinterlassen, sind in Wäldern, Meeren und sogar der Arktis zu finden. Die steile Karriere von Plastik liegt in seiner Langlebigkeit und vor allem der billigen Produktion begründet.

Ein nachhaltiges Konkurrenzprodukt müsste demnach auch preislich mit den Alternativen mithalten können um sich am Markt durchsetzen zu können. Genau mit dieser Strategie und einer nachhaltigen Verpackungsmethode sagt ein neues Unternehmen Plastik den Kampf an – und nicht nur dem. Erklärtes Ziel von Bio-Lutions ist es, den Verbrauch von Erdöl, Plastik und Cellulose zu beenden. Aber nicht durch eine verpackungslose Zukunft, wie es zum Beispiel die Zero-Waste-Bewegung fordert.

Bio-Lutions will die herkömmlichen Verpackungsmaterialien ersetzen – mit natürlichen Fasern aus Agrarabfällen. Kokosnüsse, Ananassträucher, Reis- und Weizenstroh, aber auch Sägespäne und Baumwollabfälle können für die Verpackungen verwendet werden. Benutzt werden ausschließlich Reste aus der Landwirtschaft, die weder als Futtermittel, Biotreibstoff, noch anderweitig Verwertung gefunden haben.

Patentiertes Verfahren für Bio-Verpackungen

Die gereinigten Abfälle werden mit einem patentierten Verfahren zu kleinen, selbstbindende Nanoteilchen verarbeitet, ganz ohne chemische Zusätze. In der Pressung sind der Formenvielfalt fast keine Grenzen gesetzt. Als Basis-Version können die Verpackungen für alles Trockene benutzt werden, von Kopfhörern bis zu Spaghetti. Für Produkte, die eine wasserabweichende Oberfläche brauchen, gibt es auch eine mit Bio-Plastik laminierte Version.

Die Verpackungen sind unter natürlichen Witterungsumständen kompostierbar und haben einen minimalen Wasser- und Energieverbrauch in der Produktion und beim Kompostieren. Die erste Bio-Lutions-Fabrik entstand mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Entwicklungs- und Investitionsgesellschaft in Bangalore. Langfristig soll die Produktion ausschließlich dezentral stattfinden.

Das heißt dort, wo die Agrarabfälle anfallen, sollen sie direkt verwertet werden, schließlich gibt es in jedem Land eine Agrarindustrie und damit auch die Grundstoffe für die Verpackungen. Das ist zum einen preiswert und umweltfreundlich, da lange Transportwege wegfallen. Außerdem sind so Kunden und Unternehmen von schwankenden Weltmarktpreisen und internationalen Lieferungen unabhängig.

Dieser Text von Elena Boeck erschien zuerst im „enorm Magazin“.