Müsliriegel im Ökotest

Knapp jeder zweite mit Mineralöl belastet

06. Apr. 2020 von

Sie sind ein beliebter Snack für den Hunger zwischendurch: Müsliriegel fühlen sich als kleine Stärkung deutlich gesünder an als Schokolade. Doch sind sie das auch? Ökotests zeigt: nicht unbedingt! Knapp die Hälfte der Müsliriegel im Test fällt durch.

  • Knapp jeder zweite Müsliriegel im Test schneidet nur mit "mangelhaft" oder "ungenügend" ab.
  • Die Hauptkritik bezieht sich auf Mineralöl, Pestizidrückstände und zu viel Zucker.
  • Insgesamt fünf Müsliriegel bewerten sie mit Bestnote.

Beim kleinen Hunger zwischendurch greifen viele Menschen zu einem Müsliriegel. Doch Vorsicht: Sie sind oftmals weniger gesund als gedacht. Ökotest hat 20 Müsliriegel auf Basis von Getreide getestet - darunter auch vier Bioprodukte. Das Ergebnis enttäuscht. Etwa ein Drittel der Riegel hat ein gravierendes Problem mit Mineralölrückständen. Einige enthalten zudem MOAH. Das sind aromatische Kohlenwasserstoffe, unter denen sich auch krebserregende Substanzen befinden können.

Diese Müsliriegel erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

Außerdem sind die Gehalte an MOSH/MOSH-Analoga aus ihrer Sicht erhöht, im Fall einer Müsliriegel-Marke sogar stark. Die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH reichern sich im Fettgwebe und in Organen wie Leber und Milz an.

Wie die Mineralölbestandteile in die Lebensmittel gelangt sind, kann Ökotest nicht nachvollziehen. Hier sind die Hersteller gefragt, um Kontaminationsquellen während Ernte, Produktion oder Transport ausfindig zu machen und zu beseitigen.

Müsliriegel im Test: Etwa die Hälfte fällt durch

Mineralölrückstände und MOAH sind die Hauptprobleme im Test und tragen vor allem dazu bei, dass ingesamt neun Müsliriegel durchfallen. Jeweils ein Mal vergeben sie die Note "befriedigend" und "ausreichend", fünf Müsliriegel erhalten ein "sehr gutes" Gesamturteil. Die anderen vier Produkte schneiden "gut" ab.

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Neben den Mineralölbestandteilen kritisiert Ökotest Glyphosat und Bienengifte in manchen Müsliriegeln im Test. Das besonders bedenkliche Pestizid Glyphosat hat das Labor in zwei getesteten Müsliriegeln nachgewiesen. Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC beurteilt Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen.

Die Europäische Chemikalienagentur ECHA hingegen sieht Glyphosat nicht als krebserregend, sondern befindet "nur", dass Glyphosat schwere Augenschäden verursachen kann (beim Aufbringen) und giftig für Wasserorganismen ist. Die in den Müsliriegeln festgestellten Gehalte liegen zwar weit unterhalb von gesetzlichen Grenzwerten und sind damit wohl ungefährlich für denjenigen, der den Riegel isst. Aber dieses hoch umstrittene Pestizid sollte aus Ökotests Sicht gar nicht mehr zum Einsatz kommen.

Einen Mix aus gleich zehn Pestiziden in Spuren enthält ein anderer Müsliriegel im Test. Darunter sind die bienengiftigen Substanzen Cyhalothrin und Indoxacarb. Damit fällt er in Sachen Spritzgiften besonders negativ auf.

Dieser Müsliriegel erhielt von Ökotest die Note „ungenügend“

Zucker: Sind Müsliriegel gesund?

Nicht nur die Schadstoffe, die sie gefunden haben, können ungesund sein. Auch der Zucker, der in Müsliriegeln steckt - und zwar in Form von Glukose-Fructose-Sirup, Gerstenmalzextrakt, Fruchtdicksaft, Sirup oder Trockenfrüchten. Die Müsliriegel im Test bestehen zu 15 bis 44 Prozent aus Zucker.

Ganz klar zu viel ist das uns dann, wenn man mit 50 Gramm Snack-Produkt schon mehr als 12,5 Gramm Zucker intus hat. Das entspricht der Hälfte der Menge, welche die Weltgesundheitsorganisation WHO als ideale tägliche Obergrenze für Erwachsene angibt, um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden. Die 12,5-Gramm-Grenze knacken alle Schoko-Banane-Kandidaten, aber auch fünf Müsliriegel ohne Schokolade.

Müsliriegel mit Schokolade im Vergleich

Ist ein Müsliriegel denn dann gesünder als Schokolade? Was einen Müsliriegel mit nennenswerten Getreideanteilen von Schokolade unterscheidet ist, dass er nicht nur einfachen Zucker enthält, der sofort ins Blut geht. Müsliriegel enthalten auch reichlich komplexe Kohlenhydrate. Diese verarbeitet der Körper erst nach und nach zu Traubenzucker. Sie liefern somit längerfristig Energie. Der Anteil des Zuckers an den Kohlenhydraten im Produkt sollte ihrer Meinung nach daher nicht mehr als 50 Prozent betragen. Bei sieben Riegeln liegt der Zuckeranteil darüber.

Ein weiterer ernährungsphysiologischer Vorteil von Müsliriegeln gegenüber Schokolade: Sie enthalten Ballaststoffe. Allerdings lassen sieben Anbieter die Information darüber in ihren Nährwertangaben weg. Die Info ist zwar freiwillig und gesetzlich nicht vorgeschrieben, trotzdem hätte Ökotest es gerne transparent. Schließlich haben die Ballaststoffe einen nennenswerten Anteil am Produkt.

Müsliriegel: Kritik an Zusätzen mit Aromen

Weitere Kritik an den Inhaltsstoffen: Die Tester bemängeln die Zusätze von Aromen in zehn Müsliriegeln. Die Hersteller setzen Aromen in Fertiglebensmitteln ein, um Qualitätsunterschiede der Rohstoffe auszugleichen und das Produkt zu standardisieren. Sie meinen: Die Zutaten eines guten Müsliriegels sorgen schon selbst für guten Geschmack.

Positiv: Das beauftragte Labor hat in den Müsliriegeln allenfalls Spuren von Schimmelpilzgiften und Schwermetallen gefunden hat.

Ökotests Tipp: Gegen den Hunger unterwegs helfen Brote, Obst und Nüsse besser als Müsliriegel - außer, Sie wolllen gerne an Gewicht zulegen.

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