Nur ein kleiner Pieks?

Kinder impfen – ja oder nein? Ein Überblick über die Debatte

08. Feb. 2016 von

Frischgebackene Eltern sind nicht zu beneiden. Kaum ist der Säugling da und man hat sich einigermaßen an den neuen Alltag gewöhnt, müssen sie sich für oder gegen das Impfen ihres Kindes entscheiden. Die Impfdebatte ist aktuell wie eh und je.

Enormer Druck

Es ist ein Abwägen zwischen Risiken – und damit können wir Menschen generell schlecht umgehen. Denn wir denken nicht in Statistiken, sondern gehen grundsätzlich davon aus, dass wir gesund sind und bleiben und dass uns schon nichts passiert. Gerade deswegen wird die Debatte ums Impfen oder Nicht-Impfen auch besonders emotional geführt.

Das hat nicht nur zur Folge, dass innerhalb der Nachbarschaft oder im Freundeskreis die Nase gerümpft wird, im Sinne von „Was?? Ihr habt nach Impfplan geimpft?“ Oder eben: „Was?? Ihr habt nicht geimpft? Aber die Risiken für eure Kinder und auch für unsere…“ Es geht sogar so weit, dass einige Kinderärzte die Behandlung von nicht geimpften Kindern ablehnen und damit die Eltern enorm unter Druck setzen.

Einen guten und ausführlichen Überblick bietet ein Bericht von Öko-Test vom Februar letzten Jahres. Das Wichtigste haben wir hier zusammengefasst.

Wird zu früh geimpft? Oder zu viel?

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut (RKI) die Immunisierung gegen 13 Infektionskrankheiten innerhalb der ersten beiden Lebensjahre. In der Schweiz sind es immerhin noch 11. Das erscheint vielen Eltern erst einmal ziemlich viel zu sein. Und zu früh. Denn die erste Impfung soll bereits nach 6-8 Wochen verabreicht werden, wenn das Baby noch winzig klein ist und Eltern und Ärzten vollständig ausgeliefert.

Bedenken gibt es viele: Viele Eltern befürchten beispielsweise, dass die in den Impfstoffen enthaltenen Trägerstoffe (zum Beispiel Aluminium) ihr Kind schädigen können. Oder sie fürchten eine schreckliche Impfkomplikation, die es extrem selten tatsächlich geben kann.

Gute Gründe

Den Fachärzten wiederum liegt selbstverständlich nichts ferner, als Kinder zu schaden. Sie haben gute Gründe, die Impfungen zu empfehlen, konnten doch Erkrankungen und Folgeschäden von diesen seit Einführung der Impfungen deutlich, in manchen Fällen fast gegen 0, gesenkt werden.

Und auch für die frühe Impfung gibt es Gründe: So sind bei bestimmten Erkrankungen, zum Beispiel Keuchhusten, die (lebensbedrohlichen) Komplikationen bei Säuglingen im 1. Lebensjahr deutlich höher als bei einer späteren Erkrankung. Ein Säugling profitiert also deutlich mehr von einer Impfung. Zumindest statistisch gesehen.

Und da sind wir wieder bei der Statistik. Nüchtern betrachtet sollte man den Impfempfehlungen folgen, denn statistisch gesehen ist das geimpfte Kind „sicherer“ vor Krankheiten und (Langzeit-)Folgeschäden. Ärzte argumentieren logischerweise aufgrund der Statistik und empfehlen das, was zu weniger Erkrankungen führt.

Nur: Sie sind nicht die Eltern dieses einen Kindes, das mutmaßlich oder tatsächlich wegen der Impfung geschädigt wird. Sie sind nicht die Eltern dieses einen winzigen Säuglings, dem jetzt gerade von den Erwachsenen Schmerzen zugefügt wird und der mit Erregern konfrontiert wird, die sein Immunsystem jetzt zwangsweise bekämpfen muss.

Gute Entscheidungshilfen

Und jetzt? Was sollen Eltern also tun? Mittlerweile gibt es zum Glück gute, fundierte Entscheidungshilfen für Eltern. Diese nehmen Eltern die Entscheidung zwar nicht ab, aber sie informieren umfassend und helfen, eine Entscheidung zu finden.

Das Robert-Koch-Institut führt beispielsweise auf seiner Webseite die 20 häufigsten Einwände gegen das Impfen auf und beantwortet alle fundiert. Und in der Schweiz gibt es eine sehr ausführliche Broschüre vom Konsumentenschutz, die Befürworter und Gegner zu Wort kommen lässt und das Thema von allen Seiten beleuchtet. Die Entscheidung müssen Eltern aber dennoch alleine treffen.