Kopfschmerzen durch Geschmacksverstäker

Kann Glutamat Migräne auslösen?

16. Okt. 2016 von

Schon länger beschäftigen sich Mediziner mit der Frage, welche Faktoren Migräne auslösen könnten. 42 Prozent der Migräne-Erkrankungen sind genetisch bedingt, aber auch eine Erweiterung der Blutgefäße im Gehirn und verschiedene Nahrungsmittel können die quälenden Kopfschmerzen verursachen. Forscher haben auch den Geschmacksverstärker Glutamat in Verdacht.

Eine von sechs Frauen und einer von zwölf Männern erkrankt in jungen Jahren an Migräne, einer neurologischen Erkrankung die typischerweise von einem periodischen, pulsierenden halbseitigen Kopfschmerz gekennzeichnet ist. Neben zusätzlichen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit kann den Anfällen auch eine Migräneaura vorausgehen, bei der es zu optischen und sensiblen Wahrnehmungsstörungen kommt.

Glutamat erhöht das Migränerisiko

Als primärer Auslöser wurde bisher die Erweiterung der kraniellen Blutgefäße im Gehirn angenommen, welches den pulsierenden Charakter des Kopfschmerzes plausibel erklären konnte. Aber auch die Wirksamkeit spezifischer Migränetherapeutika wie Triptane oder Mutterkornalkaloide sprachen für diese Hypothese. Jedoch kamen hierbei andere Begleiterscheinungen und das Auftreten der Migräneaura zu kurz. Hier greift die Übererregbarkeitshypothese, die postuliert, dass die Freisetzung von Kaliumionen zu einer Depolarisation über bestimmte Bereiche der Hirnrinde führt.

Forscher vermuten seit wenigen Jahren, dass der Neurotransmitter Glutamat daran beteiligt sein könnte. Der Geschmacksverstärker Mononatriumglutamat gehört dementsprechend zu einem der wichtigsten Trigger. Er wird hauptsächlich als synthetisch hergestelltes Würzmittel für Fertigprodukte, Tütensuppen oder Knabbergebäck verwendet. Glutamat verleiht Gerichten eine fleischig-pikante Note und ist speziell aus der asiatischen Küche nicht mehr wegzudenken. In natürlicher Form kommt Glutamat auch in Tomaten, Fleisch und Milchprodukten vor.

Fehlendes Gen verantwortlich, dass Glutamat kann nicht abgebaut werden kann

Eine genomweite Assoziationsstudie lieferte wichtige Erkenntnisse, die diese Hypothese unterstützen. Das „International Headache Genetics Consortium“ verglich dafür die Gene von Migräne-Patienten mit denen gesunder Probanden, wobei eine Genvariante entdeckt wurde, die das Risiko für Migräne deutlich erhöht. Das Gen ist dafür zuständig Glutamat aus den Synapsen zu beseitigen. Bei einem Defekt dieses Gens kann der Neurotransmitter nicht mehr abgebaut werden, weshalb der Geschmacksverstärker Glutamat in Nahrungsmitteln wesentlich für eine Migräneattacke verantwortlich sein könnte.

Diese Ergebnisse sind auch bedeutend für die Arzneimittelforschung. Es könnten wirksame Medikamente entwickelt werden, die Glutamat weitgehend beseitigen und so die Migräneattacken reduzieren. Bisher ist jedoch unklar, ob Glutamat die Kopfschmerzen bevorzugt bei Menschen mit der gefunden Genvariante hervorruft und wenn ja, ob dies nur bei sehr schweren Migräne-Erkrankungen Fall ist.