Schadstoffe

(K)ein Honigschlecken: Gifte gefunden!

28. Okt. 2014 von

Honig ist lecker und gesund – das Naturprodukt zählt zu den ältesten Hausmitteln. Doch sein guter Ruf ist in Gefahr: Pestizide, Gen-Technik und giftige Pflanzenstoffe stecken immer öfter im Honig-Glas.

Der goldene Saft ist bei Jung und Alt beliebt – rund 1,2 Kilogramm Honig pro Kopf verspeist man hierzulande im Jahr. Ob als Brotaufstrich, im Tee oder als natürliche Medizin, Honig ist vielseitig einsetzbar. Ganz besonders gut hilft er bei der Wundheilung und gegen Entzündungen. So wird er gern bei Erkältungen und Magen-Darm-Beschwerden als Hausmittel verwendet. Und seine positiven Wirkungen sind mittlerweile sogar wissenschaftlich untermauert. Doch die Reinheit des Honigs ist aufgrund von schädlichen Umweltbelastungen häufig nicht mehr gegeben. Und auch seine Produzenten, die Bienen, leiden zunehmend.

Weltweites Bienensterben

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr,“ so mahnte bereits Albert Einstein. Tatsächlich hat das Bienensterben drastische Auswirkungen auf Natur und Menschen.

Heute gilt die Honigbiene als drittwichtigstes volkswirtschaftliches Nutztier in Deutschland. Ihre Bestäubungsarbeit in der Landwirtschaft, vor allem im Obst- und Gemüseanbau, in der Saatguterzeugung und im Gartenbau bringt hierzulande jährlich Erlöse von ca. zwei Mrd. Euro. Zudem ist die Bestäubungsarbeit der Biene auch Grundlage für den Erhalt der Artenvielfalt von Natur- und Wildpflanzen.

Doch die Zahl der Bienen geht zurück: Gifte der konventionellen Landwirtschaft, Nahrungsmangel und Viren bedrohen den Bestand. Zudem leiden viele Bienen unter der Varroamilbe, einem Bienenschädling. Dem Bienensterben kann nur Einhalt geboten werden, wenn ein Umdenken in der Landwirtschaft stattfindet und auf Gifte verzichtet wird.

Honig mit Schadstoffen belastet

Honig ist ein Naturprodukt, doch die Umgebung der Bienenstöcke ist vielerorts alles andere als natürlich: Spritzgifte aus der konventionellen Landwirtschaft und gentechnisch veränderte Pflanzen sind auch im Erntegebiet der Bienen zu finden.

Nicht nur für die Biene, auch für den Menschen bedeuten diese schädlichen Umwelteinflüsse gesundheitliche Risiken. Denn die Bienen sammeln nicht nur Nektar und Pollen, sondern auch das, was sich auf Blüten und Pflanzen sonst noch befindet. So gelangen Pestizide, aber auch Pollen von genmanipulierten Pflanzen in den Honig.

Honige im Öko-Test

Öko-Test hat daher 19 Honige getestet und auf verschiedene Problemstoffe, sowie die Honigqualität untersuchen lassen. Die Honige stammen aus Supermärkten, Discountern, Bioläden und dem Reformhaus. Darunter fünf Honige aus deutscher, meist ökologischer Erzeugung.

Untersucht wurde zunächst auf Inhaltsstoffe, die im Honig nichts verloren haben. Wie Spritzmittel, aber auch gentechnisch veränderte Bestandteile, sowie Pyrrolizidinalkaloide (PA). Letztere kommen natürlicherweise in bestimmten Wildpflanzen vor und können für den Menschen schädlich sein. Sie gelten als leberschädlich und zum Teil krebserregend.

Außerdem wurden die wichtigsten Qualitätskennzahlen überprüft. Dazu gehören Hydroxymethylfurfural (HMF), Invertaseaktivität und Wassergehalt. Sie sagen etwas über die Reife, Naturbelassenheit und schonende Behandlung des Honigs aus.

Bio ist nicht besser

In allen deutschen Honigen, darunter vier Bio-Produkte, fanden sich Rückstände des Insektenvernichtungsmittels Thiacloprid. Ausgerechnet die Bio-Honige von Dennree und Alnatura fallen besonders negativ auf.

Ob sich Bio-Imkerei bei den weiten Flugstrecken der Bienen und der zunehmenden landwirtschaftlichen Nutzung überhaupt realisieren lässt ist fraglich. Die Bio-Anbauverbände Naturland, Bioland und Biokreis sprechen dazu gegenüber Öko-Test ein Ja aus, aber mit Einschränkungen. Es könne nicht immer ausgeschlossen werden, dass Bienen ein weiter entferntes verunreinigtes Feld erreichen. Es gehe aber in erster Linie um die positiven Wirkungen der Produktion auf Umwelt und das Tierwohl. Dennoch: auch im Bio-Honig sind schädliche Inhaltsstoffe zu finden.

Gerade Produkte, die besonders mit Qualität werben, wie der Echte Deutsche Honig Blütenhonig und die Eden Auslese Feincremig können die selbst gesteckten Vorgaben nicht erreichen. Auch Naturland- und Biolandhonig, z.B. Alnatura und Rewe Bio Vielblütenhonig, erfüllen die höheren Anforderungen von „bio“ nicht.

Testsieger und -verlierer

Lediglich sechs Honige – je zur Hälfte aus konventioneller und biologischer Erzeugung – werden von Öko-Test empfohlen. Die anderen Produkte schneiden zum Teil sehr schlecht ab: sie sind mit Pestiziden, gentechnisch veränderten Bestandteilen und giftigen Alkaloiden belastet.

Gen-Technik findet sich vor allem in Überseehonigen. Auch das natürliche Pflanzengift Pyrrolizidinalkaloid (PA) ist in jedem zweiten Honig des Öko-Test enthalten, erfreulicherweise sind aber alle deutschen Honige frei von PA.

Ganz durchgefallen sind Dr. Kriegers Bienenhonig und Real Quality Sommerblütenhonig. Sie erfüllen nicht einmal die Mindestanforderungen der Honigverordnung.

Testsieger mit dem Prädikat „sehr gut“ waren:

  • Ohäuser Mühle Sommerblüten-Honig Bioland der Imkerei Ohäuser Mühle
  • Bihophar Imkerhonig Streichzart von Fürsten-Reform
  • Nektarquell Bienenhonig Zart Fließend von Ulis Honigmarkt

Verlierer, die nur „ungenügend“ abschnitten, waren:

  • Marlene Blütenhonig Goldklar von Lidl
  • Dr. Krieger´s Bienenhonig Flüssig
  • Real Quality Sommerblütenhonig Flüssig, Spender