Kichererbsen-Pürees im Ökotest

Jeder dritte Hummus mit Glyphosat oder Cadmium belastet

16. Jan. 2020 von

Die orientalische Spezialität Hummus wird in Deutschland immer beliebter. Unser Content-Partner Ökotest hat 18 Hummusse der Sorte "Classic" getestet, zwei Drittel können sie empfehlen. Auffällig: In sechs der Kichererbsenpürees steckt allerdings krebsverdächtiges Glyphosat.

Hummus ist vegan. Er wird nach einem israelischen Rezept aus pürierten Kichererbsen, Sesampaste, Zitronensaft, Kreuzkümmel, Knoblauch und Salz hergestellt. Weil etwa Sesam mit Cadmium belastet sein kann und Kichererbsen zudem Nickel anreichern, haben die beauftragten Labore jeden Hummus im Test auf diese Schwermetalle geprüft.

Im Fokus standen zudem Pestizide, darunter der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat, und Mineralölbestandteile. Außerdem wollten sie wissen, wie die fertig abgepackten Hummusse schmecken. Die getesteten Produkte der Sorte "classic" stammen meist aus dem Kühlregal. Schaffen es die Hersteller, die typischen Merkmale des Originals aus dem Orient in die Fertigpackung zu zaubern?

Hummus im Test: Sechs Kichererbsenpürees „sehr gut“

Das Ergebnis des Hummus-Tests ist durchaus positiv. Zwölf Hummusse kann Ökotest mit "sehr gut" oder "gut" empfehlen. Die anderen sind Mittelmaß: Drei Produkte schneiden "befriedigend" ab, drei weitere "ausreichend".

Dass zwei Drittel der Produkte im Test empfehlenswert sind, heißt allerdings nicht, dass es keine Probleme gibt. Denn die gibt es. Glyphosat ist eins davon. Der krebsverdächtige Wirkstoff steckt in sechs Produkten. Landwirte spritzen das Herbizid gegen Unkräuter auf dem Feld.

Aber ja: Den gesetzlichen Grenzwert für Glyphosat halten alle Produkte ein. Doch zum einen ist dieser gesetzliche Grenzwert ziemlich hoch, zum anderen haben Reste von krebsverdächtigen Spritzgiften aus Ökotests Sicht in Lebensmitteln nichts zu suchen. Es geht auch anders: Zwölf Hummusse im Test sind frei von Glyphosat.

Diese Hummusse erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

Cadmium in drei Hummussen nachgewiesen

Kritik gibt es außerdem für das giftige Schwermetall Cadmium, das ein beauftragtes Labor in insgesamt drei getesteten Hummussen nachgewiesen hat. Denn Cadmium kann auf Dauer die Nieren schädigen.

Wie das Schwermetall in den Hummus gelangt? Es ist in der Umwelt weit verbreitet. Bestimmte Pflanzen, und darunter eben auch Hülsenfrüchte wie Kichererbsen und Ölsaaten wie Sesam, nehmen Cadmium besonders leicht aus dem Boden auf und können deswegen belastet sein. Über die Kichererbsen und den Sesam kann Cadmium dann in den Hummus gelangen.

Im Fall von drei Kichererbsenpürees im Test liegen die Gehalte so hoch, dass 100 Gramm am Tag die von Experten noch tolerierte Cadmium-Menge zu mehr als der Hälfte ausschöpfen. Das Problem: Wir nehmen Cadmium auch noch über andere Lebensmittel auf.

Die anderen Hersteller haben das Problem im Griff: In fast allen anderen Produkten fand das beauftragte Labor überhaupt kein Cadmium, in einem einzigen Hummus eine nur sehr geringe Menge, die die Tester nicht abwerten.

In wenigen Hummussen steckt Mineralöl

Erfreulich: Die krebsverdächtigen aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) hat das beauftragte Labor in keinem Hummus im Test gefunden. Die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH allerdings, die sich im menschlichen Körper anreichern, bewertet Ökotest in drei Produkten als "erhöht". Die Eintragsquelle: vermutlich die Öle, die die Produkte enthalten.

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So schmeckt der Hummus aus Kichererbsen

Am Geschmack der getesteten Kirchererbsenpasten hatten die Sensorikexperten wenig zu bemängeln. Drei Hummusse kritisieren die professionellen Verkoster jedoch, weil sie dominant nach Essig oder stark säuerlich schmecken.

Wie kommts? Ein gewisses Maß an säuernden Zutaten ist nötig, damit der Hummus nicht so schnell verdirbt. Den meisten Bio-Anbietern reicht dafür Zitronensaft. Viele andere verwenden Branntweinessig. Und steckt zu viel davon im Produkt, schmeckt man das eben heraus.

Drei Anbieter von Hummus im Test meinen: Genau diese "Essignote" entspreche den Erwartungen der Kunden – die professionellen Sensorikprüfer sehen das anders. Dazu kommt: Essig hat in einem Hummus nach Originalrezept nichts zu suchen.

Ein Hummus im Test verschlechtert sich aufgrund seines Geschmacks um zwei Noten nach unten. Er riecht und schmeckt "leicht dumpf" und schmeckt zudem "leicht bitter"– das ist, so die Experten, keine Auffälligkeit mehr wie der säuerliche Geschmack, sondern ein Fehler.

Ist Hummus gesund?

  • Wie viel Kalorien enthält Hummus? So richtig kalorienarm ist Hummus nicht: Die Creme bringt es auf rund 300 Kilokalorien pro 100 Gramm. Damit liegt Hummus in etwa gleichauf mit Gouda, Weichkäse und Doppelrahmfrischkäse.
  • Und wie siehtʼs mit Fetten aus? Hummus ist vegan. Er enthält also keine tierischen, sondern pflanzliche Öle und die sind wegen ihrer höheren Anteile an ungesättigten Fettsäuren besonders vorteilhaft. Vergleichsweise wenig Fett enthalten im Test der Deli Genuss Hummus Natur und der Feinkost Popp Hummus Natur.
  • Ist Hummus ein guter Eiweißlieferant? Ja – Hummus liefert eine gewisse Menge an pflanzlichem Eiweiß aus den Kichererbsen. Es kommt immer drauf an, wie viele Kichererbsen verarbeitet sind: So enthalten der Obela Hummus Classic und der Florentin Bio Hummus vergleichsweise viel, die Produkte von Dm und Rossmann vergleichsweise wenig Eiweiß.
  • Welche Nährstoffe enthält er? Im Hummus stecken relativ hohe Gehalte an Eisen und Magnesium, außerdem B-Vitamine und Ballaststoffe. Aber auch hier variieren die Gehalte je nach Zusammensetzung.

Ökotests Tipp: Hummus verdirbt relativ schnell. Deswegen: immer schön kühl aufbewahren und innerhalb weniger Tage verbrauchen. Das gilt auch für die Produkte aus dem Glas.

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