Leitungswasser

Ist das Trinken von kalkhaltigem Wasser schädlich?

23. Jan. 2019 von

Leitungswasser ist für viele Menschen eine günstige und umweltbewusste Alternative zum Mineralwasser aus der Flasche. Doch immer wieder wirft vor allem der hohe Kalkgehalt Fragen auf. Ist es gesundheitlich bedenklich, kalkhaltiges Wasser zu trinken?

Der Weg durchs Gestein

Wenn weiches Regenwasser durch kalkhaltiges Gestein sickert, werden Mineralstoffe aus den Gesteinsschichten gewaschen und gelangen so ins Grundwasser. Und weil ein Großteil der lokalen Trinkwasserversorgung über das Grundwasser gedeckt wird, landen diese Mineralstoffe auch bei uns in der Leitung. Am häufigsten sind Calcium- oder Magnesiumhydrogencarbonat im Trinkwasser gelöst.

Das Vorkommen und die Zusammensetzung der im Boden enthaltenen Mineralien entscheidet also darüber, wie kalkhaltig unser Wasser ist. Mit Ausnahme von destilliertem Wasser, ist ein Mindestkonzentrat an Mineralstoffen immer enthalten. Je höher der Anteil an Mineralien, desto härter ist das Wasser.

Wasserhärte in Deutschland

Deutsches Trinkwasser hat laut einem aktuellem Bericht des „Umweltbundesamtes“ meist eine sehr gute Qualität und kann bedenkenlos getrunken werden. An Verunreinigungen durch Schwermetalle wie Blei oder mikrobiologischen Belastungen sind in den allermeisten Fällen die hausinternen Wasserrohre Schuld. Und wie sieht es mit der Wasserhärte aus?

Die Wasserhärte wird in °dH (Grad deutscher Härte) gemessen und teilt Trinkwasser in die Härtebereiche „weich“, „mittel“ und „hart“ ein. In Deutschland liegt die durchschnittliche Wasserhärte bei 16°dH. Weiches Wasser enthält bis zu 1,5 Millimol Calcium- oder Magnesiumcarbonat je Liter Wasser. Das entspricht weniger als 8,4°dH. Der mittlere Härtebereich liegt zwischen 8,4 und 14°dH. Hartes Wasser enthält mehr als 2,5 mmol Carbonat pro Liter Wasser und hat damit einen Härtegrad von mehr als 14°dH.

Im deutschen Vergleich hat zum Beispiel Bremen mit 8°dH sehr weiches, Sachsen-Anhalt mit 22°dH sehr hartes Wasser. Welche Wasserhärte das eigene Trinkwasser hat, lässt sich online recherchieren oder beim örtlichen Wasserwerk erfragen.

Erhitzt man das Wasser, bilden sich Carbonate, die wir dann als weißen Kalk zu Gesicht bekommen.

Kalkhaltiges Wasser ist nicht gesundheitsschädlich

Die Höhe des Härtegrades hat auf die Wasserqualität keinerlei Auswirkungen. Leitungswasser mit einem hohen kalkgehalt kann also bedenkenlos getrunken werden.

Entgegen des verbreiteten Irrglaubens hat hartes Wasser nichts mit der „Verkalkung“ der Arterien oder der Herzkranzgefäße zu tun. Die schädlichen Ablagerungen bei Arteriosklerose werden vor allem durch bestimmte Fette, die wir mit der Nahrung aufnehmen oder zum Beispiel durch Rauchen, ausgelöst.

Im Gegenteil: Magnesium und Calcium sind wichtige Spurenelemente, die für ein gesundes Nervensystem unverzichtbar sind. Die reichlich enthaltenen Mineralien im Trinkwasser tragen zur gesunden Ernährung. So spielzt Magnesium eine wichtige Rolle in der Muskel- und Knochengesundheit. Calcium benötigt der Körper, um Knochen und Zähne aufzubauen und sorgt für eine funktionierende Blutgerinnung. Weitere Mineralstoffe, die im Wasser gelöst sein können, sind Natrium, Kalium, Eisen und Zink.

Zwar werden nur ein Bruchteil diese Spurenelemente über das Trinkwasser aufgenommen, schädlich sind sie aber in keinem Fall. Gibt es einen Überschuss an Mineralien, werden sie vom Organismus einfach wieder ausgeschieden. Eine Wasserenthärtung ist deshalb unnötig.

Diese Probleme kann kalkhaltiges Wasser auslösen

Haut & Haare

Auf Haut und Haare kann kalkhaltiges Wasser aber tatsächlich einen negativen Einfluss haben. Viele Menschen empfinden ihr Haar als spröde, stumpf oder sogar nach dem Waschen noch als strähnig und die Haut als trocken, wenn sie mit sehr hartem Wasser geduscht oder gebadet haben.

Der Haut hilft hier eine Pflege mit einer extra Portion Pflege und den Haaren eine „saure Rinse“. Heißt: Kalk- und Shampooreste einfach mit etwas Leitungswasser gemischt mit Essig oder Zitronensaft ausspülen.

Geschmack

Auch auf den Geschmack von Heißgetränken können die Mineralien in hartem Wasser einen Auswirkungen haben. Tee- und Kaffeearomen sollen besser hervorkommen, wenn sie mit weichem Wasser aufgebrüht wurden. Und auch Anhänger der Wasserfilterung argumentieren, dass weiches Wasser einen angenehmeren Geschmack hat.

Haushalt

Im Haushalt wird kalkhaltiges Wasser tatsächlich zum Problem: Je härter das Wasser, desto schneller bilden sich Kalkablagerungen. Dabei sind nicht nur die Kalkflecken im Bad oder in der Küche ärgerlich.

Vor allem in Haushaltsgeräten lagert sich der weiße Kalk oft an den nicht sichtbaren Stellen ab und beeinträchtigt so ihre Funktion. Jeder Millimeter Kalkablagerung kann einen bis zu 10 Prozent höheren Energieaufwand bedeuten.

Weil niemand poröse Kleinteile oder einen erhöhten Stromverbrauch in Kauf nehmen will, ist es sinnvoll, sich mit dem Wasserhärtegrad in der eigenen Region auseinanderzusetzen und die Geräte regelmäßig zu entkalken. Tipp: Umweltschonend geht das mit Essigessenz und Zitronensäure bei Kaffeemaschinen und Wasserkochern oder mit Waschsoda bei Wasch- und Spülmaschinen.

Auf unser Wasser achten

Zwar kann sich ein hoher Kalkgehalt negativ auf Haut und Haare und unsere Haushaltsgeräte auswirken, für unsere Gesundheit sind die Mineralstoffe aber kein Problem. Sauberes Trinkwasser wird nicht von Kalk, sondern von Verschmutzungen bedroht.

Durch den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft weist aber auch das Grundwasser immer höhere Nitratwerte auf. Nitrat und andere Verunreinigungen (zum Beispiel durch Mikroplastik in Kosmetik oder durch den Abfluss entsorgte Medikamente) müssen dann kostspielig in den Wasseraufbereitungsanlagen herausgefiltert werden.

Damit unser Wasser also – ob hart oder nicht – seine sehr gute Qualität beibehält, sollten wir nicht arglos mit den Verschmutzungsquellen umgehen. Damit wir auch in Zukunft weiterhin bedenkenlos Leitungswasser trinken können. Generell gilt: Unser Trinkwasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel überhaupt.