Ab ins Freibad!

Ist Chlorwasser schädlich?

23. Aug. 2018 von

Jede:r von uns kennt ihn – den typischen Chlorgeruch beim Schwimmbadbesuch. Doch der unangenehme Geruch stammt nicht vom Chlor selbst, sondern von einer chemischen Verbindung namens Trichloramin.

Wie entsteht Trichloramin?

Ein Schwimmbadbesuch ist nicht nur für klein und groß ein Vergnügen, schwimmen zählt auch zu den beliebtesten und gesundheitsfördernden Sportarten. Damit jedoch dem Genuss des Schwimmbadbesuchs keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen entgegenstehen, muss das Hallenbadwasser ausreichend desinfiziert werden, da die Badegäste viele Verunreinigungen und Mikroorganismen, zum Beispiel Bakterien, mit in das Wasser bringen.

Deshalb wird das Badewasser aufbereitet, indem man ihm Chlorgas oder Hypochlorit zugesetzt. Bei der Verbindung von Chlor mit dem Badewasser entsteht eine Säure, die beim Auftreffen auf ein Bakterium im Wasser, dessen Membran durchdringt und das Zellinnere zerstört – der Keim ist vernichtet und das Wasser behält seine Qualität.

Was man riecht, ist in Wirklichkeit aber nicht Chlor. Es ist Trichloramin, ein Nebenprodukt der Desinfektion. Es entsteht, indem sich das reaktionsfreudige Chlor im Wasser mit Harnstoff, Schuppen, Schweiß, Urin und Kosmetika verbindet. Harnstoff ist ein wichtiger Bestandteil unserer Haut, der dafür sorgt, dass sie feucht und elastisch bleibt. Das Wasser spült den Harnstoff beim Schwimmen vollständig aus der Haut, wodurch pro Badegast circa 0,16 Gramm Harnstoff ins Wasser gelangen – viele Badegäste urinieren zudem ins Wasser. Das so produzierte Trichloramin steigt als flüchtiges Gas an die Wasseroberfläche und sorgt für den typisch chlorähnlichen Geruch.

Wie schädlich ist Trichloramin?

Trichloramin kann jedoch zu Atemwegsreizungen führen und stellt vor allem bei hoch allergiegefährdetn Babys ein großes Risiko dar. Es gibt Hinweise, dass Babyschwimmen bei kleinen Kindern Asthma auslösen kann. Kleine Kinder bei denen in der Familie Asthma vorkommt, sollte man demnach besser nicht im Hallenbad schwimmen lassen.

In Zusammenarbeit mit dem „Bundesinstitut für Bildung und Forschung“ wird überdies über weitere potentielle Risiken durch Trichloramin diskutiert. Untersucht wird hier vor allem die Entstehung von Blasenkrebs und die Folgen einer Aufnahme der Desinfektionsnebenprodukte über die Haut.

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Die Verantwortung aller ist gefragt

Chlor ist ein äußerst effektives Desinfektionsmittel für Schwimmbadwasser. Die Optimierung des Badewassers steht im Vordergrund: eine ausreichende und wirksame Desinfektion mit so wenig Gesundheitsrisiko wie möglich.

Es sind bereits alternative physikalische Formen der Reinigung im Einsatz, die höchste Sauberkeit mit wenig Chemie gewährleisten sollen. Schmutziges Beckenwasser wird durch ein System von Rohren geleitet, deren Wandung aus einer Membran mit winzigen Poren bestehen. Durch diese Module kann ein sehr hoher Abscheidegrad erreicht werden, bei dem alle Mikroorganismen und Viren, die sich im Beckenwasser befinden, abgeschieden werden. Durch diese Art der mechanischen Reinigung kann der Chloranteil im Wasser deutlich reduziert werden.

In Deutschland liegt die neue Zielmarke bei 0,3 Milligramm pro einem Liter Badewasser, was einer Reduktion von ungefähr 90 Prozent entspricht.

Doch auch die Badegäste müssen sich verantwortlich zeigen, damit gesundheitliche Beeinträchtigungen im Rahmen gehalten werden können. Vor dem Baden sollte man sich am besten immer gründlich mit Seife abduschen, damit der Großteil des Harnstoffes aus der Haut entfernt wird. Als Selbstverständlichkeit versteht es sich natürlich auch, immer die Toilette zu benutzen. So kannst Du vermeiden, dass Urin in das Badewasser gelangt. Zudem können auch die Bäderbetriebe dazu beitragen, den Trichloraminanteil im Wasser zu senken: Indem sie regelmäßig durchlüften und zusätzlich Frischwasser in das Badewasser einleiten, lassen sich die restlichen Harnstoffanteile zu verdünnen. Als Faustregel gilt: Mindestens 30 Liter pro Badegast sollten es sein.

Quellen

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