Gesundheit

Hormonelle Schadstoffe in Alltagsprodukten

02. Dez. 2015 von

Von der Konservendose über die Luftmatratze bis zur Körpercreme — viele Alltagsprodukte können Chemikalien enthalten, die wie Hormone wirken. Zahlreiche Krankheiten können die Folge sein.

Unsere Hormone sind fein abgestimmt und steuern verschiedene Körperfunktionen zuverlässig. Doch jetzt heißt es leider immer öfter: Attacke auf das Hormonsystem.

In vielen Produkten des täglichen Lebens stecken hormonähnliche Chemikalien. So steckt beispielsweise in der Innenbeschichtung der meisten Dosen der Stoff Bisphenol A (BPA), in Luftmatratzen findet man häufig Weichmacher und viele Körpercremes enthalten Parabene, wie der Bund meldet.

Was sind hormonelle Schadstoffe?

Das sind synthetisch hergestellte Chemikalien, die

  • in das Hormonsystem eingreifen, das den gesamten Stoffwechsel des menschlichen Körpers steuert.
  • natürliche (Sexual-)Hormone imitieren oder blockieren und somit zum Beispiel „verweiblichen“ oder „vermännlichen“ können.
  • Cocktaileffekte aufweisen, also in Kombination mit anderen Stoffen eine stärkere Wirkung entfalten.

Besonders problematisch ist, dass die Chemikalien in geringen Mengen gefährlicher sein können, als in hohen Konzentrationen — deshalb sind sie mit üblichen Testsystemen nicht zu bewerten.

Wer ist besonders gefährdet?

Hormonelle Schadstoffe sind besonders gefährlich für

  • Kinder, da das Hormonsystem die körperliche und geistige Entwicklung steuert.
  • in bestimmten sensiblen Zeitfenstern der Entwicklung (wie der Fötusentwicklung und Pubertät). In diesen Phasen können die Chemikalien zu gravierenden Schäden führen.
  • Jungen und Männern, da die hormonellen Schadstoffe mit Missbildungen der Geschlechtsorgane, Hodenkrebs und geringerer Anzahl und Qualität der Spermien in Verbindung gebracht werden.
  • Mädchen und Frauen, da sie zu verfrühter Pubertät führen und das Brustkrebsrisiko erhöhen können.

Welche Folgen können die Chemikalien haben?

Hormonelle Schadstoffe werden mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht, sie gelten als

  • Ursache für eine Tendenz zu Allergien, Diabetes und Fettleibigkeit.
  • Störfaktor bei der Gehirnentwicklung.
  • Auslöser für Verhaltensauffälligkeiten.
  • Verursacher von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Verbraucher unzureichend geschützt

Obwohl immer mehr Studien auf den Zusammenhang zwischen hormonellen Schadstoffen und dem zunehmenden Auftreten vieler Krankheiten hinweisen, werden die Menschen weltweit nicht vor diesen Stoffen geschützt.

Ob in Nahrungsmitteln, Alltagsprodukten oder Kosmetika: Im täglichen Leben findet man zahlreiche Quellen für hormonelle Schadstoffe. Etwa 550 Chemikalien, die im Verdacht stehen, ähnlich wie Hormone zu wirken, wurden bisher identifiziert.

In Europa gibt es erst wenige Verbote für einzelne Stoffe und Einsatzbereiche. So ist beispielsweise die Verwendung von Bisphenol A in Babyfläschchen verboten — in Konservendosen ist es aber noch erlaubt.

Obwohl laut Biozidverordnung bis Ende 2013 Kriterien zur Identifizierung und Einstufung von hormonellen Schadstoffen vorliegen sollten, ist dies bisher nicht geschehen. Die EU-Kommission hat stattdessen ein neues Bewertungsverfahren eingeleitet, bei dem wirtschaftliche Aspekte stark in den Vordergrund rücken, wie der Bund schreibt. Erste Ergebnisse der EU-Kommission werden nicht vor 2017 erwartet.