Beauty

Haarfarben im Test

18. Okt. 2014 von

Viele Frauen greifen regelmäßig zu dauerhafter Haarcoloration. Mit chemischer Haarfarbe lassen sich die ersten Grauen einfach wegzaubern. Doch wie gesund sind Haarfärbemittel wirklich?

ÖKO-TEST ist der Frage nachgegangen und zeigt, welche Substanzen verwendet werden können und von welchen Haarfarben man besser die Finger lassen sollte.

Aktuelle Trends

Das Färben von Haaren liegt im Trend. Mittlerweile greift jede zweite Frau zur künstlichen Farbe aus der Tube. Bei den Männern nutzt immerhin jeder zehnte Mann die Möglichkeit, die eigene Haarfarbe mit chemischen Mitteln zu veredeln. Dabei nutzen sowohl Männer als auch Frauen vermehrt eine echte Coloration, viel seltener eine Haartönung. Denn während letztere mit jeder Haarwäsche verblassen und schwächer werden, bleiben dauerhafte Colorationen mit ihren Farbpigmenten fest im Haar eingelagert. Damit eignen sich vor allem Colorationen, um etwa erste Silbersträhnen oder gänzlich graues Haar zu überdecken.

Die Haarfarben in 2014 sind weder knallig noch bunt. Natürliche Brauntöne, herbstliche Rotfarben oder eine Kombination aus Schwarz und Rotbraun – in diesem Jahr zählt vor allem Schlichtheit.

Haarfarben im Test – Was in den Tuben und Dosen steckt

Schon in der Vergangenheit hat ÖKO-TEST verschiedene Haarfarben getestet und kam zu einem ernüchternden Ergebnis. Denn die meisten Colorationen sind echte Chemiekeulen. Die chemischen Kunstfarben strotzen nur so vor Chemikalien, die gesundheitliche Nebenwirkungen auslösen können. Im Jahr 2001 stellte man etwa in einer großen US-Studie fest, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Färben von Haaren und der Blasenkrebserkrankung gibt. Die EU-Kommission legte daraufhin im Jahr 2003 ein Bewertungsprogramm für Haarfarben fest, wonach Produkte als sicher oder unsicher eingestuft werden könnten. Von 381 Färbechemikalien schafften es 200 nicht auf die Liste der unbedenklichen Substanzen. Nur 70 Stoffe befinden sich inzwischen auf einer Positivliste und sind somit als sicher eingestuft.

Allgemein bestehe laut EU-Kommission derzeit kein Krebsrisiko bei in der EU erhältlichen Mitteln zum Haare färben. Dennoch halten einzelne Experten das bestehende Risiko für nicht final einschätzbar. Selbst viele Substanzen der Positivliste seien nicht unproblematisch. Viele kenne man als starke Allergene, die Hautreaktionen hervorrufen könnten, wie etwa p-Phenylendiamin oder 2,5-Toluylendiamin. Dermatologen warnen, dass eine einmal erworbene Kontaktallergie lebenslänglich bestehe.

Die Tops & Flops unter den Haarfarben

ÖKO-TEST untersuchte 22 Haarfarben von brau n über rot bis hinzu ähnlich dunklen Tönen. Bei allen Produkten entdeckte man in Labor problematische Substanzen, weshalb durchweg die Note „ungenügend“ vergeben wurde. Auch Produkte, die mit natürlichen Inhaltsstoffen wie „Pflanzenextrakten“ oder „Bio-Zertifizierung“ werben, konnten sich im Test behaupten. Oft wollen Hersteller bei potentziellen Kunden einen „natürlichen“ Eindruck vermitteln. In Wahrheit handelt es sich aber bei jeder getesteten Coloration um eine Chemiekeule. Keine Seltenheit sind etwa aromatische Aminen, die Anwender für eine Kontaktallergie sensibilisieren können. Andere wirken krebserregend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend. Zwar ist der Einsatz dieser Stoffe in Kosmetika verboten, doch umgehen viele Hersteller diese Untersagung durch spezielle Gutachten.

Andere Substanzen reizen die Haut und verursachen Chromosomenschädigungen der Zellen. Alle von ÖKO-TEST untersuchten Haarfarben wiesen zudem PEG oder PEG-Derivate auf sowie weitere Problemstoffe wir halogenorganische Verbindungen, bedenkliche UV-Filter oder allergisierende Duftstoffe.

Zwar wurde keins der 22 getesteten Produkte als unbedenklich eingestuft, doch konnten sich diese drei Haarfarben auf den vorderen Plätzen behaupten:

Top 1: Die „Schwarzkopf Diadem Seiden-Color-Creme“ von Schwarzkopf und Henkel ist mit 3,95€ recht erschwinglich. Die gesamte Produkterscheinung konnte die Note „sehr gut“ erlangen. Man fand Substanzen, die Allergien auslösen können sowie zellveränderndes Resorcin und PEG/PEG-Derivate.

Top 2: Die „Poly Palette Permanent Natural Colors“ Haarfarbe von Schwarzkopf und Henkel gehört mit 2,65€ zu den günstigeren Produkten. Auch hier konnte die Gesamterscheinung mit „sehr gut“ bewertet werden. Warnhinweise sind gut sichtbar angebracht. Dennoch finden sich auch hier allergieauslösende Stoffe sowie PEG/PEG-Derivate.

Top 3: Weiteren zu den besseren Produkten unter all den getesteten Haarfarben gehört die „Henna Plus Long Lasting Colour“ Haarfarbe von Frenchtop. Die Bezeichnung „Henna“ verleitet viele Verbraucher dazu, das Produkt als schonend und natürlich einzuschätzen. Dies erweist sich bei genauerer Untersuchung allerdings als grobe Fehleinschätzung. Denn auch hier fanden Experten allergieauslösende Stoffe, zellveränderndes Resorcin und PEG/PEG-Derivate.

Die drei besten Produkte gemäß ÖKO-TEST:

Am schlechtesten wurden diese beiden Produkte bewertet:

Flop 1: Mit am schlechtesten schnitt die „Naturtint Dauerhafte Coloration“ von Phergal ab. Mit 11,99€ gehört dieses Produkt ins obere Preissegment und konnte weder durch seine Inhaltsstoffe noch durch die Gesamterscheinung überzeugen. So waren Sicherheitshinweise zum Allergierisiko unzureichend erkennbar oder irreführende Bezeichnungen bei den Inhaltsstoffen wurden verwendet.

Flop 2: Ein weiterer Flop ist die „Sanotint Haarfarbe“ von Schoenenberger. Auch diese Farbe wird von den Herstellern als besonders schonend beworben und liegt deshalb mit 11,98€ ebenfalls im oberen Preissegment. Die Inhaltsstoffe des Produkts wurden lediglich mit „ungenügend“ bewertet, die gesamte Produkterscheinung hingegen mit „gut“. Abstriche wurden hier etwa aufgrund der chlorierten Verpackung oder allergieauslösenden Substanzen in der Haarfarbe gemacht.