US-Studie spricht von 30% höherem Risiko für Kinder

Gesteigertes Autismusrisiko durch Asthmamedikamente in der Schwangerschaft?

16. Feb. 2016 von

Noch ist die Ursache von Autismus nicht geklärt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2005, wird bei Neugeborenen, deren Mütter in der Schwangerschaft an Allergien, Asthma und Schuppenflechte leiden, häufiger Autismus diagnostiziert. Eine neue Studie greift das jetzt auf.

Zunächst wurde im im „American Medical Association“-Journal spekuliert, ob es einen Zusammenhang zwischen den Erbanlagen der Mütter mit Autoimmunerkrankungen und dem Autismus der Kinder gibt. Auch die entzündungshemmenden Stoffe im Blutkreislauf erkrankter Mütter hätten nach Ansicht der Wissenschaftler für eine fehlerhafte Hirnentwicklung verantwortlich sein können. Geklärt werden, konnte dies jedoch nicht. (Quelle: Coen, L., et al., Maternal Autoimmune Diseases, Asthma and Allergies, and Childhood Autism Spectrum Disorders.)

Neue Erkenntnisse haben nach Angaben von Science Daily nun Forscher der „Drexel’s Dornsife School of Public Health“ aufgrund ihrer Studie aus dem Jahr 2016 gewonnen. Nach einer statistischen Auswertung gehen sie davon aus, dass es die bronchienerweiternden Asthmamedikamente (sogenannte Beta-2-Sympathomimetika) sind, die das Risiko für Autismus um 30 Prozent erhöhen.

„Unsere Studie untermauert die Vermutung, dass Medikamente, die während der Schwangerschaft zur Behandlung von Krankheiten wie Asthma eingenommen werden, die neurologische Entwicklung der Kinder beeinflussen“, sagte Craig Newschaffer, Professor an der Dornsife School of Public Health und Co-Autor der Studie gegenüber Science Daily.

Für die Studie wurden die Daten von über 52.000 Kindern ohne diagnostizierten Autismus mit denen von 5.200 autistischen Kindern verglichen, die zwischen 1997 und 2006 in Dänemark zur Welt gekommen sind. Es stellte sich heraus, dass 3,7 Prozent der Mütter autistischer Kinder in der Schwangerschaft Asthmamedikamente verwendet hatten. In der Kontrollgruppe waren es nur 2,9 Prozent.

Die Studie kann jedoch nicht zweifelsfrei belegen, dass das Autismusrisiko von Kindern durch Asthmamedikamente in der Schwangerschaft steigt. Die Auswertung der Statistik mag zwar darauf hindeuten, dass Beta-II-Sympathomimetika für ein erhöhtes Autismus-Risiko verantwortlich sind. Unklar bleibt allerdings noch immer, ob nicht doch die Autoimmunerkrankung selbst ursächlich für die Autismus-Erkrankung der Kinder ist. Für ein eindeutigeres Ergebnis hätten Kinder von behandelten und unbehandelten Asthmatikerinnen verglichen werden müssen.

Auf Asthmamedikamente zu verzichten, ist für viele Asthmatiker jedenfalls keine Lösung. Denn bei einem Asthmaanfall leidet nicht nur die Mutter unter Sauerstoffmangel, auch das Baby im Mutterlaib wird nicht mehr richtig versorgt. Schweres, nicht behandeltes Asthma ist nach Angaben von Embryotox.de Ursache für Frühgeburten, Wachstumsstörungen und Präeklampsie.

In Deutschland wird beispielsweise bei asthmatischen Beschwerden das Beta-II-Sympathomimetikum Salbutamol zur Behandlung eingesetzt und gilt als gut untersucht. Wird es bei einem Asthmanfall inhaliert, bewirkt es, dass sich die verkrampften Muskeln der Bronchien entspannen und Asthmatiker wieder atmen können. Trotz möglicher Risiken und mangels Alternativen sind Beta-II-Sympathomimetika bei asthmatischen Beschwerden in der Schwangerschaft die Mittel der Wahl.