Vitaminbombe

Gentechnik-Banane soll Tausende Kinder retten

24. Juli 2017 von

In drei Jahren wollen Forscher eine neue Bananensorte auf den Markt bringen. Dabei handelt es sich um eine ganz besondere Frucht: Sie soll die Vitamin-A-Versorgung von Millionen Menschen verbessern - und sie damit vor fatalen Mangelerscheinungen schützen.

Bananen sind von Haus aus wertvolle Energielieferanten. Sie enthalten Kohlenhydrate und Kalorien sowie viele gesunde Inhaltsstoffe wie Magnesium oder Kalium. Noch dazu decken 100 Gramm der frischen Paradiesfeige gut 15 Prozent des Tagesbedarfs an Vitamin B, C und K ab.

Fünfmal mehr Vitamin A

Nun hat ein Forscherteam der australischen „Queensland University of Technology“ mit der sogenannten „Goldenen Banane“ eine Züchtung vorgestellt, die zusätzlich reich an Provitamin A ist. Aus diesem Stoff kann der Körper das lebenswichtige Vitamin A herstellen. Tatsächlich soll der Provitamin-A-Gehalt der Super-Banane Projektleiter James Dale zufolge fünfmal höher sein als bei anderen Sorten.

Auf der Webseite seiner Hochschule erklärt Dale, dass dies genetische Veränderungen ermöglichen. Als Grundlage dienten seinem Team die Erbfaktoren einer Banane aus Papua-Neuguinea, die selbst verhältnismäßig viel Provitamin A produziert, aber nur in kleinen Stauden wächst. Sie setzte die Expertengruppe in Cavendish-Bananen ein, die hochgezüchtet mit Abstand am häufigsten angebaute Bananen-Art.

Binnen zwölf Jahren sei es gelungen, mit dieser Kombination eine Frucht zu entwickeln, die sowohl besonders Provitamin-A-haltig als auch ertragreich sei, schreiben die Wissenschaftler im „Plant Biology Journal“. Beides ist wichtig für die Idee, die hinter dem Konzept steht.

„Goldene Bananen“ gegen Mangelernährung

Die Australier hoffen nämlich, mit der Banane den chronischen Vitamin-A-Mangel in afrikanischen Entwicklungsländern bekämpfen zu können. Dort sind Bananen das Hauptnahrungsmittel vieler armer Menschen. Allerdings enthält es üblicherweise eben nur wenig Provitamin A.

Dabei ist der Stoff beziehungsweise das spätere Vitamin A für den Körper extrem wichtig, weil es unter anderem das Wachstum bestimmter Zellen fördert. Er spielt auch eine zentrale Rolle für die Struktur und Gesundheit der Schleimhäute, der Haut und der Augen.

Hunderttausende Kinder betroffen

Kommt des durch einseitige Ernährung und Unterernährung zu Mängelerscheinungen, sind dementsprechend Wachstumsschwierigkeiten, Haarausfall, Zahnfleischentzündungen und Blutarmut mögliche Folgen. Außerdem steigt die Gefahr zu Erblinden und Krankheiten wie Durchfall, Malaria oder Masern nicht zu überleben.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass derzeit etwa eine viertel Milliarde Vorschulkinder unter Vitamin-A-Mangel leiden. Jährlich würden 250.000 bis 500.000 dieser Kinder ihr Augenlicht verlieren; die Hälfte der Erblindeten sterbe innerhalb eines Jahres.

Feldversuch in Ostafrika

Den Mangelerscheinungen stellt Dales Mannschaft die „Goldene Banane“ entgegen. Nach zahlreichen Tests wurden die Elite-Gene der Frucht jetzt nach Uganda geschickt, wo sie zu Versuchszwecken in ugandische Bananen eingesetzt wurden, zitiert das Wissensmagazin „Galileo“ Dale.

Gelingt es, die Mangelerscheinungen der hiesigen Bevölkerung schnell auszugleichen, könnte das Gen-Gewächs ab 2020 regulär in Uganda und anderen Ländern angepflanzt werden.

Dales Pläne könnten schnell durchkreuzt werden: Ähnliche Vorhaben wurden oder werden immer wieder blockiert. Mal hindern Probleme vor Ort einen Anbau, mal gibt es Konflikte mit geltendem Recht, mal leisten Gentechnikgegner Widerstand. Aus den genannten Gründen wartet beispielsweise der „Goldene Reis“ – der Provitamin A in den Körnern bildet – seit Jahrzehnten auf seine Zulassung.